Der Aachener Schachverein 1926-1943

Anlässlich des 70-jährigen Stiftungsfestes im Jahre 1926 hatte ein ungenannter Autor eine Vereinschronik, die im September 1926 endet, verfasst. An dieser Stelle nehmen wir den Faden wieder auf. Unsere hauptsächlichen Quellen sind dabei das Protokollbuch des Vereins und die Berichte aus der „Schach-Ecke“. Diese erschien als „Organ des Aachener Schachvereins“ seit dem 31. Juli 1926 bis zum 1. September 1939 einmal wöchentlich im „Aachener Anzeiger - Politisches Tageblatt“. Insgesamt ist die Vereinsgeschichte, abgesehen von der jüngsten Vergangenheit, für keinen anderen Zeitraum derart gut dokumentiert und so können wir recht detailiert nachvollziehen, wie der Aachener Schachverein auf der nationalen Bühne auftauchte aber sich auch vom bürgerlichen Stadtverein zum nationalsozialistischen Vorzeigeverein wandelte. Philipp Lamby, 15.4.2022.

1926

Am 2.-3. Oktober feierte der Aachener Schachverein sein 70-jähriges Stiftungsfest im großen Stil. Die Organisation der Feierlichkeiten hatte der Vereinsvorsitzende Otto Brech schon im Januar angestoßen.1 Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein doppelrundiger Wettkampf des Rheinisch-Westfälischen Schachverbands, dem der ASV angehörte, gegen den Kölner Zweckverband an 20 Brettern. Otto Brech (Brett 1), Wolfgang von Pittler (Brett 12), Hugo Lauterjung (Brett 14) und Fritz Vopel (Brett 16) traten dabei auf Seiten des RWSV an. Die Hinrunde fand am Samstagnachmittag statt, am Abend gab es eine „Festfeier mit Damen“ in der Erholungsgesellschaft, die Rückrunde wurde am Sonntagvormittag ausgetragen. Endstand 25:14 für den RWSV.2 Parallel dazu gab es ein Jubiläumsturnier für Verbandsmitglieder und ein offenes Tombolaturnier.3 Zum Abschluss spielte der ASV am Sonntagnachmittag noch einen Wettkampf an 21 Brettern gegen die Vereine aus Holländisch-Limburg, er ging knapp mit 10:11 an die Gäste. „In diesem Wettkampf machte es sich bemerkbar, daß zahlreiche Spieler des Aachener Schachvereins teils schon gegen Köln gespielt hatten, teils aber auch an dem parallel laufenden Jubiläumsturnier beteiligt gewesen waren.“4

Dieses Photo ist das älteste Bilddokument von einer Aachener Schachveranstaltung, das wir derzeit kennen. Es stammt aus dem Buch Chess Memoirs (Chess Enterprises, Coroapolis, PY, 1979, S.4.) des gebürtigen Kölners Dr. Joseph Platz, der vor der Judenverfolgung 1933 aus Deutschland floh und in die USA emigrierte. Die dortige Bildunterschrift lautet ungenau: „Match against Aachen Chess Club, 1926“. Sicherlich ist damit der Wettkampf des RWSV gegen Köln gemeint. Der Spieler, der Platz gegenüber, im Vordergrund rechts mit dem Rücken zum Betrachter sitzt, wäre dann Baumeister Otto Brech. Das Minimatch der beiden endete 1½:½ für Platz. Soweit man das erkennen kann, passt die Stellung auf dem Brett zur zweiten Partie vom Sonntagvormittag.

Wenige Wochen später, am 6.-7. November feierte der Krefelder Schachverein „Turm“ sein 75-jähriges Bestehen mit einer Simultanvorstellung von Emanuel Lasker. Fritz Vopel erreichte ein Remis gegen den Exweltmeister.5

Am 5.-6. Dezember fand in Neuss ein kleines Vier-Meister-Turnier statt. Es siegte Dr. Alfred van Nüß (Düsseldorf) mit drei Punkten vor Otto Brech (2 Punkte), Gerhard Kemper (Krefeld, 1 Punkt) und dem amtierenden RWSV-Verbandsmeister Erich Lahm (Essen, 0 Punkte).6

1927

Die ordentliche Jahreshauptversammlung am 27. Januar musste der Vorsitzende Herr Brech mit einem Nachruf auf die beiden kürzlich verstorbenen Vereinsmitglieder Abraham Holländer und Dr. Heinrich Jaulus beginnen. „In beiden Mitgliedern verliert der Verein langjährige eifrige Förderer des Vereins.“7

Am 28. April trat der bayerische Meister Dr. Adolf Seitz bei einer Simultanvorstellung im Karlshaus gegen 27 Gegner an. Er verlor gegen Staudte sen., H. Timmermann, Dreyfuß, Schander, Königs, Hilden und Mühlenkamp.8

31. Juni. Ein Simultanwettkampf Wolfgang von Pittlers gegen zwölf Herren aus dem Löser- und Leserkreis der „Schach-Ecke“ endete mit einem knappen 6½:5½ zugunsten des Redakteurs.9

Ende Juli stand endlich das Ergebnis der Vereinsmeisterschaft fest. „Das Winterturnier des Aachener Schachvereins, das nach verschiedenen Verzögerungen zu Ende geführt werden konnte, zeigte folgenden Schlußstand: [...] 1. O. Brech (6½ Punkte aus 8 Partien), 2. F. Vopel (4½), 3. L. van Spankeren (4). Baumeister O. Brech hat damit erneut seine Überlegenheit gezeigt und die Klubmeisterschaft behauptet.“10

Vom 7.-14. August richtete der Aachener Schachverein im Alten Kurhaus die IV. Rhein-Meisterschaft aus. Zu diesem Turnier, das erstmalig 1922 in Köln erstmalig ausgetragen worden war, entsendeten die Schachverbände von Rheinland-Westfalen, Mittelrhein, Saar, Pfalz, Hessen und Oberrhein ihre Spitzenspieler. Damit fand zum ersten Mal seit dem berühmten Schachkongress von 1868 wieder ein Meisterturnier in Aachen statt. Die Anteilnahme der Aachener Schachfreunde war enorm, die ausführliche tägliche Berichterstattung in den beiden führenden Aachener Tageszeitungen, dem Aachener Anzeiger und dem Echo der Gegenwart, zeugt von einem hohen Interesse auch der breiten Öffentlichkeit. Turniersieger wurde Gerhard Weißgerber (Saarbrücken) vor Dr. Alfred van Nüß (Düsseldorf).11

Am 3.-4. September musste der Rheinisch-Westfälische Schachverband beim traditionellen Schachwettkampf gegen Holland eine vernichtende Niederlage hinnehmen: 91:59. An den ASV-Spielern lag es nicht: Wolfgang von Pittler steuerte an Brett 39 einen Sieg und ein Remis, Fritz Vopel an Brett 40 zwei Remisen zum Punktestand der Rheinländer bei.12

Am 2. Oktober traf sich der Aachener Schachverein in Brand zu einem Wettkampf mit der „Vereinigung der Schachvereine Aachen-Land“. Damit wurde eine Tradition gestartet, die erst im Jahr 2005 abreißen sollte, nämlich die der Wettkämpfe „Aachen-Stadt gegen Aachen-Land“. In der Erstauflage des Wettkampfs war die Landvereinigung, die sich im April neu gegründet hatte, aber noch chancenlos und verlor mit 3½:15½.13

Im November begannen erstmalig die Städtewettkämpfe des RWSV, die erste reguläre Mannschaftsmeisterschaft, an der der ASV je teilnahm.14

Am 11.-12. Dezember wurde in Köln der Revanche-Wettkampf des Kölner Zweckverbands gegen den RWSV ausgetragen. Der RWSV gewann abermals, diesmal mit 23½:16½. Von Pittler gewann seine beiden Partien, Brech und Vopel verloren jeweils beide Partien.15

1928

Eine „18 Spieler starke Kampfmannschaft des Aachener Vereins fand am 8. Januar in Heerlen freundliche Aufnahme seitens des Limburger Schachverbands. Der Wettkampf entschied sich erst in den allerletzten Spielstunden mit 11:7 zugunsten Aachens.“16

In der Hauptversammlung des Vereins am 12. Januar wurde Herr Baumeister O. Brech einstimmig zum ersten Vorsitzenden wiedergewählt; Stellvertreter F. Schander. Den damit freiwerdenden Posten des Schriftführers übernahm Herr Hubert Hilden, Stellvertreter F. Becker. Erster und zweiter Schachwart: E. Rosewick und H. Donner.17

„Die Simultanvorstellung von Dr. Adolf Seitz am 16. Januar zeigte ein für den Verein sehr ehrenvolles Ergebnis: +10, =8, -10.“18

Im März war die Niederrhein-Bezirksmeisterschaft des RWSV beendet. Endstand: 1.Krefeld (17,5 Brettpunkte), 2. Aachen (15), 3. M’Gladbach (9,5).

Am Sonntag, den 25. März, fand in den Klubräumen des Vereins das Rückspiel gegen den Limburger Schachbund statt. Diesmal siegt Aachen überraschend hoch mit 16½:3½.19

Dann allerdings erlitt der ASV in einem Wettkampf am 4. April gegen den Studentenschachklub Groningen mit 3½:6½ eine „empfindliche Schlappe“.20

Auch dieses Jahr zog sich die Vereinsmeisterschaft lange hin, denn 21 Teilnehmer spielten im Modus Jeder-gegen-Jeden! Im Endspurt konnte der 17-jährige Hans-Hilmar Staudte, ein echtes ASV-Eigengewächs, den bisherigen Klubmeister Otto Brech enttrohnen. Endstand: H.H. Staudte (17½ Punkte von 20 möglichen), 2. O. Brech (17), 3. H. Hilden (15½).

Zum Trost gelang Brech ein schöner Erfolg, als er im Juni das Jubiläumsturnier des Schachvereins M’Gladbach gewinnen konnte.21

Der traditionelle Hollandwettkampf fand am 16.-17.Juni in Gladbeck an nur 29 Brettern statt. Der RWSV gewann mit 36½:21½. Die beiden Aachener Spieler Brech und Staudte steuerten an Brett 6 bzw. 17 jeweils einen Punkt aus zwei Partien zum Gesamtergebnis bei.22

Das Sommerfest wurde am 1.Juli in der üblichen Weise im Waldcafé Siegel abgehalten. Der fröhliche Teil wurde mit einem neuartigen Simultanspiel eröffnet. An 9 Brettern wurde gespielt und neun Simultanspieler schritten die Front ab. Ein Tombola-Turnier, ein Lösungswettbewerb und ein 5-Sekunden-Blitzturnier (Brech siegt im Stichkampf gegen Staudte) rundeten den Tag ab. 23

Am Samstag, den 21.Juli fand der Rückkampf „Aachen-Land gegen Aachen-Stadt“ in Würselen statt. Erwartungsgemäß gewann wieder der Stadtverein, diesmal mit 15:7.

Abseits vom Vereinsgeschehen ist hier zu erwähnen, dass im Sommer 1928 der „Katholische Schachverband Aachen“ gegründet wurde. In ihm vereinigten sich vor allem Jungmännervereine und Messdienergruppen der Aachener Gemeinden. Die spielstärksten Vereine dieses Verbands waren St. Marien, „Westturm“ St. Jakob und die „Schachfreunde 1925“, die Schachabteilung des Jungmännervereins von St. Josef und St. Fronleichnam. Wenig später kamen auch „Elmar“ Kohlscheid und „Arminia“ Eilendorf dazu. Am 16. September trat der neue Verband das erste Mal schachlich in Erscheinung und zwar mit einem Wettkampf gegen sein Kölner Pendant. Die Gäste gewannen 9:6.24

Die zweite Jahreshälfte verging ohne besondere Ereignisse; ein neues Winterturnier wurde gestartet und die Städtekämpfe des RWSV gingen in ihre zweite Saison.

Im Dezember war man mal wieder gezwungen, einen Wechsel des Vereinslokals vorzunehmen. Der ASV zog vom Karlshaus ins Restaurant Hillebrandt, Theaterplatz 4. Der Hauptgrund hierfür lag, abgesehen von sonstigen Ursachen, in dem geringen Besuch der offiziellen Spielabende.25

1929

24. Januar. Generalversammlung. „Nachdem Herr Brech, trotz allseitigem und wiederholten Bitten der Versammlung, den Vorsitz weiter zu übernehmen und seinen, seit 8 Jahren innegehabten, Vorstandsposten weiter zu behalten, wiederholt und endgültig ablehnt, werden die Vorstandsposten einstimmig wie folgt besetzt: 1. Vorsitzender: Hilden, 2. Vorsitzender: Schander, 1. und 2. Schriftführer: Intze und Becker, Kassierer: van Spankeren, 1. und 2. Schachwart: Rosewick und Donner. Nach Abstattung des tiefempfundenen Dankes an Herrn Brech für seine verdienstvolle langjährige Führung und Förderung des Vereins, wird Herr Brech einstimmig und als Erster zum Ehrenvorsitzenden ernannt und gebeten diese Ernennung als tiefempfundene Verehrung aller für seine Person zu werten und anzunehmen. Herr Brech nimmt diese Ernennung zum Ehrenvorsitzenden in bewegten Worten dankend an.“26

17.März. Der Wettkampf gegen den Limburgschen Schachverband brachte Aachen einen knappen Sieg. Beim Stande von 5:4 wurde die Partie Brech - Courtens abgebrochen und dem Amateurweltmeister Dr. M. Euwe zur Abschätzung vorgelegt, der schließlich dem Aachener den Sieg zusprach.27

7. April. Ein Wettkampf gegen Lüttich endete 5:5 nachdem Dr. Euwe die letzte Partie als Remis abgeschätzt hatte.28

Im April endete die Niederrhein-Bezirksmeisterschaft des RWSV mit ähnlichem Ergebnis wie im Vorjahr: 1. Krefeld (18 Brettpunkte), 2. Aachen (16), 3. M’Gladbach (8).

Im Mai wird das Vereinsturnier 1928/1929 beendet. Es beteiligten sich im Ganzen 19 Spieler, welche ihrer Spielstärke nach in drei Turnierklassen eingeteilt waren. W. von Pittler hatte einen Wanderpokal gestiftet, der in den Besitz desjenigen übergehen sollte, welcher die Clubmeisterschaft als Erster zum dritten Male gewinnt. Der Stifter des Pokals durfte ihn gleich wieder mit nach Hause nehmen.29

Winterturnier 1928/29, Endstand der Meistergruppe
  Teilnehmer 1 2 3 4 5 Summe
1 W. von Pittler 1/2; 1 1; 1 1; 1 1; 1 7 1/2
2 O. Brech 1/2; 0 1/2; 1 1; 0 1; 1 5
3 F. Vopel 0; 0 1/2; 0 1/2; 1 1/2;1/2 3
4 F. Becker 0; 0 0; 1 1/2; 0 1; 0 2,5
5 L. van Spankeren 0; 0 0; 0 1/2;1/2 0; 1 2

Im Juni verlegte der Verein sein Spiellokal ins Café Vaterland. Spielabende waren Montag und Donnerstag.30

Ansonsten war ein deutlicher Abschwung an Vereinsaktivitäten zu spüren. Der Wettkampf des RWSV gegen Holland am 14.-15. September in Haag (61:51 für die Gastgeber) fand ohne Aachener Beteiligung statt.31 Im Herbst wurde das übliche Winterturnier gestartet und die Städtewettkämpfe des RWSV nahmen im Dezember ihre dritte Saison auf.

1930

Auf der ordentliche Generalversammlung am 27. Januar lehnte Hubert Hilden eine Wiederwahl ab. An seiner Stelle wurde Wolfgang von Pittler zum Vorsitzenden gewählt, in Abwesenheit, er befand sich zur Zeit in Davos zur Kur. Der Redakteur der „Schach-Ecke“ war „ungeachtet einer chronischen Lungenkrankheit von hoher Dynamik erfüllt“32 und erfreute sich im Verein ungemeiner Popularität. Hermann Donner löste Ludwig van Spankeren als Kassenwart ab.33

Am 26. April trafen sich die Vereine von Aachen und Lüttich in Eupen zu einem Wettkampf an 15 Brettern. Bei Aachen fehlten drei Spitzenspieler, nämlich Hilden, Staudte und Vopel, und man musste sich mit 6:9 geschlagen geben.34

Anfang Mai standen auch die Ergebnisse der Niederrhein-Bezirksmeisterschaften des RWSV fest. Dieses Jahr war das Rennen ungemein eng. Nach Abschätzung aller Hängepartien lag Aachen (14½ Brettpunkte) vor Gladbach (14) und Krefeld (13½). Eigentlich hätte der Bezirksmeister nun weiter um die Verbandsmeisterschaft spielen sollen, aber der Bezirksspielleiter ließ verlautbaren: „Leider wird in diesem Jahr keine Verbandsmeisterschaft ausgetragen, da in den anderen Kreisen des Verbands keine Siebener-Wettkämpfe stattgefunden haben.“35 Die Enttäuschung in Aachen war groß, in den Folgejahren nahm der ASV nicht mehr an den Städtewettkämpfen teil und die Beziehungen zum RWSV kühlten auch sonst ab.

Bald darauf war auch das Klubturnier 1929/1930 abgeschlossen. Es „wurde in zwei Gruppen gespielt, von denen die erste um die Klubmeisterschaft kämpfte. Den Titel errang Hubert Hilden, der – immer schon zu den stärksten Aachener Spielern gerechnet – diesmal sein Schachkönnen auch nach außen unter Beweis stellte. Der silberne Wanderbecher des Aachener Schachvereins geht nun für dieses Jahr in seinen Besitz über.“36 Schlußstand: 1. H. Hilden (9½ Punkte) 2. Otto Brech (9), 3.-5. H. Donner, F. Schander, J. Roßkopf (je 7), 6. W. von Pittler (6), 7. F. Becker (5½), 8. F. Vopel (5).

Vom 17.Mai – 1.Juni wurde zum ersten Mal eine Meisterschaft der Aachener Vereine ausgetragen. Die Stadtverwaltung Aachen hatte einen Wanderpokal ausgesetzt. Ausrichter des Turniers war der Schachverein 1927 Aachen-B aus Burtscheid. Eingeladen waren der ASV als führender Stadtverein, die stärksten Vereine der Landvereinigung, nämlich Würselen, Alsdorf und Viktoria Aachen, sowie der Meister des Katholischen Schachverbands, St. Marien. Der ASV gewann haushoch mit insgesamt 32:3 Brettpunkten. Noch waren die Nachbarvereine keine ernsthafte Konkurrenz, aber das große Interesse an der Veranstaltung drückte sich deutlich in der umfangreichen Berichterstattung in den Tageszeitungen aus. 37

Wanderpokal der Stadt Aachen 1930
  Verein 1 2 3 4 5 6 Summe
1 Aachener SV 6 5,5 7 7 6,5 32
2 St. Marien 1 5 5 5,5 6 22,5
3 SV Aachen-B 1,5 2 5 7 5 20,5
4 SV Würselen 0 2 2 X 5 4 13
5/6 Viktoria Aachen 0 1,5 0 2 5 8,5
5/6 SV Alsdorf 0,5 1 2 3 2 8,5

Das Sommerfest des Vereins fand am 29.Mai statt. Aus dem dortigen Blitzturnier gingen Hilden und Roßkopf als Sieger hervor.38

Im Juni und Juli bot der Verein Schachvorträge für Mitglieder und Gäste an. Den Anfang machten Otto Brech mit einem Vortrag über „Kombinations- und Positionsspiel“ und Wolfgang von Pittler über den „Wert des Tempos“.39 Besonderen Anklang fand ein geschichtlicher Beitrag von Fritz Vopel über die „Entwicklung des Schachspiels.“40

Bei der Rheinmeisterschaft im September in Frankfurt belegte Otto Brech, der seit längerem mit gesundheitlichen Problemen, insbesondere mit nachlassender Sehkraft, kämpfte, den letzten Platz.41 In der Folge zog er sich weitgehend vom aktiven Turnierschach zurück und beschränkte sich auf Vereinsturniere und Mannschaftskämpfe.

Am 20.-21. September fand in Düsseldorf der letzte Wettkampf des Rheinisch-Westfälischen Schachverbands gegen den Holländischen Schachverband statt. Die Gastgeber gewannen 43½:34½, von Pittler steuerte an Brett 16 ein 1:1 bei.42 In den Folgejahren konnte der RWSV wegen der Wirtschaftskrise (und vermutlich auch wegen interner Misswirtschaft) den Wettkampf nicht organisieren, später kam eine Wiederaufnahme dieser Tradition wegen der politischen Veränderungen in Deutschland nicht mehr in Frage. 43

Der am 9. November in Heerlen ausgetragene Wettkampf gegen Limburg endete unentschieden 7½:7½, wobei Aachen nur knapp einer Niederlage entging. Nach Ansicht der Schach-Ecke machte sich bemerkbar, „daß die Aachener Spieler wegen des durch den Umbau des Spiellokales bedingten Ausfalls einer ganzen Reihe von Spielabenden aus der Uebung gekommen waren.“44

Kurz darauf verließ der Verein die Baustelle im Café Vaterland. Vom 24. November an wurde im „Franziskaner“, Büchel 45, gespielt.

1931

Bei der Generalversammlung am 9. Februar wurde der Ingenieur Dr. Peter Müller zum 2. Vorsitzenden gewählt. Angesichts dessen, dass Wolfgang von Pittler wegen seiner gesundheitlichen Probleme häufig ausfiel, übernahm Müller damit praktisch die Vereinsleitung. Im Laufe des Jahres trat er der NSDAP bei.45 Als die Partei 1933 an die Macht kam, konnte Müller seine Verbindungen in die Politik zum Nutzen des Vereins verwenden und gleichzeitig den Verein nach seinen ideologischen Vorstellungen umgestalten. Auf dieser Versammlung jedoch wurde noch ohne Änderungswünsche eine neue Satzung angenommen, die von Pittler im Vorjahr ausgearbeitet und in der Schach-Ecke vorgestellt hatte.46 Sie begann mit den Worten „Zweck des Vereins ist die Pflege und Förderung des Schachspiels, unter Ausschluß jeder Politik.“

Schachlich war das Jahr relativ ereignisarm, eine Folge der Wirtschaftskrise. Im Mai ging das Winterturnier zu Ende. „H. Hilden, der schon im letzten Jahr die Klubmeisterschaft inne hatte, erneuerte diesmal seinen Sieg, indem er aus 18 Partien 13 Punkte erzielte, dicht gefolgt von J. Roßkopf mit 12½. An dritter Stelle steht von Pittler (11). Soweit die Preisträger. Leider stand dieser Wettkampf unter einem unglücklichen Stern, da der Rücktritt mehrerer Spieler vom Turnier das Ergebnis nicht unwesentlich beeinflußte. So konnte vor allem Baumeister Brech als Spitzenspieler das Turnier nicht besuchen.“47

Am 7. Juni 1931 siegte der Verein in Eupen gegen den Lütticher Schachklub mit dem sensationell hohen Ergebnis von 12:3.48

Anfang Oktober wurde zum zweiten Mal der Wanderpokal der Stadt Aachen ausgespielt. Wieder ließ der ASV der lokalen Konkurrenz keine Chance.49

Wanderpokal der Stadt Aachen 1931
  Verein 1 2 3 4 5 Summe
1 Aachener SV 5,5 5,5 7 7 25
2 Stolberger SV 1,5 3,5 6 4,5 15,5
3 St. Jakob 1,5 3,5 4 3,5 12,5
4 Viktoria Aachen 0 1 3 5 9
5 SV Aachen-B 0 2,5 3,5 2 X 8

Das Hauptthema der außerordentlichen Generalversammlung am 29. Oktober war ein Antrag Brechs, aus dem RWSV auszutreten. Begründung: „der Verband begünstigt die Interessen der Zentren Düsseldorf, Duisburg, Essen usw. allzu stark auf Kosten der linksrheinischen und weiter abgelegenen Verbandsgebiete.“ Nach Möglichkeit sollte mit den Vereinen in Krefeld, Neuß und M’Gladbach und den Aachener Landvereinen einen neuer linksrheinischen Schachverband gegründet werden. Man hoffte, durch die Neugründung auch finanziell zu sparen. Die Beitragszahlungen an den RWSV hatte man bereits eingestellt.50

Am 8. November verlor der ASV „auf eigenem Platze“ gegen Holländisch-Limburg mit 5½:9½.51

1932

Am 17. Januar gewann der Verein einen weiteren Wettkampf „Aachen-Stadt gegen Aachen-Land“ mit 10½:4½.52

Auf der Generalversammlung am 18. Januar schied Franz Becker als Schriftführer aus, an seine Stelle trat Hans Hoff.

Am 20.-21.Februar holte man das Jubiläumsturnier zum 75-jährigen Bestehen des Vereins, das man im vorigen Herbst aus wirtschaftlichen Gründen verschoben hatte, nach. Das Turnier war für alle Aachener offen. Es beteiligten sich 32 Spieler, die per Los in acht Vierergruppen aufgeteilt wurden. Diejenigen Spieler, die ihre Gruppe mit 3 Siegen gewannen, nämlich Hilden, Dericum, König, Deloie und Nyburg qualifizierten sich für einen Stichkampf um den „Großen Preis des Aachener Schachvereins“, einen Silberpokal.53 Der Stichkampf wurde in den folgenden Wochen als Rundenturnier ausgetragen. Es gewann Felix Dericum, der mit einem „Siegeszug [...] imponierte“.54

Ein Wettkampf zwischen dem Aachener Schachverein und dem Katholischen Schachverband, der am 24. April im „Franziskaner“ stattfand, endete mit 10:5 zu Gunsten des alteingesessenen Stadtvereins.55

Genau wie im Vorjahr besiegte man am 8.Mai in Eupen den „Cercle des Echecs de Liège“ mit dem hohen Resultat von 12:3.56

„Klubmeister wurde J. Roßkopf, der bereits im Vorjahr gute Aussichten auf den Meistertitel hatte und seiner Zeit nur ½ Punkt hinter Hilden durchs Ziel ging. In diesem Jahr gelang es ihm, seinen starken Rivalen, der ihn bis in die letzten Runden hinein hartnäckig verfolgte, zu überflügeln. Er wurde Meister mit 18½ Punkten aus 22 Partien. H. Hilden, der Klubmeister der letzten beiden Jahre belegte mit 18 Punkten den 2. Platz. Der 3. Platz fiel an Baumeister Brech (16 P.), der durch Krankheit benachteiligt war und aus dem gleichen Grunde seine beiden letzten Partien kampflos aufgeben mußte.“57

21.-22.Mai. Bei einem Werbeturnier der „Schachfreunde 1925“, an dem sich insgesamt 10 Mannschaften beteiligten, belegte, wie erwartet, der Aachener Schachverein in der Hauptklasse den 1. Platz und zwar mit 18½ Punkten aus 24 Partien. Man schlug den „Schachklub 1930“ mit 6½:1½, „Arminia Eilendorf“ mit 6½:1½ und „Kohlscheid I“ mit 5½:2½.58

Das Sommerfest, zu dem der Aachener Schachverein am 12.Juni nach „Siegel“ eingeladen hatte, verlief ihm Rahmen guter alter Traditionen. 59

Weil der Wirt des „Franziskaner“ wegen des schlechten Besuchs das bisher vom Verein innegehabte Sälchen nicht mehr zur Verfügung stellen wollte, bzw. eine Miete von 15.- RM monatlich forderte, wurde auf einer Generalversammlung am 8.September beschlossen, das Klubheim des Aachener Schachvereins in das Restaurant Janes (Harskampstraße, Ecke Schildstraße) zu verlegen. Außerdem wurden wurde eine „Notverordnung zur Hebung der Kampffreudigkeit & des Spielbetriebs“ verabschiedet. Es sollte ein Anwesenheitsbuch angelegt werden und der Vorstand behielt sich vor, die eifrigsten Besucher der Spielabende gelegentlich durch Treue-Prämien auszuzeichnen. Außerdem fasste die Versammlung auf Antrag Dr. Müller den Beschluss, das Schachspielen um Geld oder Geldwert allen Mitglieder strengstens zu untersagen. Zuletzt wurde neben den beiden Spieltagen Montag und Donnerstag (ab 6 Uhr) ein dritter Spieltag, Samstag, ab 4 Uhr eingeführt.60

Auf Einladung des ASV trat am 27. Oktober Efim Dimitrijewitsch Bogoljubow zu einer Simultan-Vorstellung an. Eingeladen waren auch Vertreter der übrigen Vereine des Aachener Raumes. Der gebürtige Ukrainer gehörte 1914 zu den Teilnehmern des Schachkongresses in Mannheim und wurde bei Ausbruch des Krieges in Baden-Baden, später in Triberg im Schwarzwald interniert. Nach Beendigung der Kampfhandlungen kehrte Bogoljubow nicht mehr in seine Heimat zurück und erwarb im Jahre 1921 die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Protokollbuch des ASV findet sich der folgende handschriftliche Eintrag des Meisters: „Heute erst entdeckte ich den Schachverein Aachen! Das erweckte Interesse für Schach ist auch hier zu merken. E. Bogoljubow“. Die Veranstaltung fand in Webers Hotel Rosenbad statt. Der symphatische Großmeister nahm es mit 52 Gegnern auf. Das erste für die Aachener Spielschar positive Ergebnis brachte Frau Lily Krantz, als einzige mitspielende Dame mit einer Remis-Partie. Im ganzen gewann der vielbeschäftigte Meister 35 Partien, schlichtete 10 (Vopel, Heller, Schander, Frau L. Krantz, W. Krantz, Lauter, Hilden, Brandt, Schnitzler, Koerfer) und verlor nur 7 (Schuchmann, Pomsel (Eupen), E. Meier (Locarno), H. Laschet, Ritzen, Begasse und Gillessen). 61

Mit einer Mannschaft, die ihrer Papierform nach als recht stark bezeichnet werden konnte, musste der Aachener Schachverein am Sonntag, den 30. Oktober in Heerlen eine empfindlich hohe Niederlage von 11:4 gegen die Limburger Vereine einstecken. Und das obwohl Roßkopf, einer von nur drei Aachener Siegern, seinen Gegner kurioserweise bereits in 6 Zügen zur Aufgabe gezwungen hatte. Aber: „Das Gros der Armee war von allen guten Geistern verlassen.“62

Am 13. November hatte man zum ersten Mal die „Schachfreunde 1931 Eupen“ zu Gast. Die Neulinge wurden nicht geschont und mit 8½:½ wieder nach Hause geschickt.63

1933

Am 22. Januar wurde der Rückkampf gegen den Katholischen Schachverband Aachen im Jugendheim in Hanbruch mit 12½:6½ gewonnen.

Am 2. Februar fand die ordentliche Generalversammlung im Klublokal „Janes“ statt. In Abwesenheit von Pittlers leitet Dr. Müller die Versammlung. Er berichtete davon, dass die Differenzen mit dem ehemals „Rheinisch-Westfälischen“ Verband, der im Vorjahr seinen ursprünglichen Namen „Niederrheinischer Schachverband 1901“ wieder angenommen hatte, beigelegt wären und das dieser auf die Nachzahlung der verweigerten Beiträge verzichtet hätte. Zu den Vorstandswahlen trat der bisherige Schachwart Heitzler wegen bevorstehenden Umzugs nicht mehr an, ansonsten wurde der Vorstand wiedergewählt, der sich nun wie folgt zusammensetzte: 1. Vorsitzender: W. v. Pittler, 2. Vorsitzender: Dr. P. Müller, Kassierer: H. Donner, Schriftführer: H. Hoff, Schachwart: Ad. Hofschneider, Vertreter von Schriftführer und Schachwart: J. Roßkopf, außerdem O. Brech als Ehrenvorsitzender. Ferner erklärte sich die Versammlung grundsätzlich einverstanden mit einem Plan, den ursprünglich Bogoljubow bei seinem Besuch in Aachen angeregt und Dr. Müller aufgegriffen hatte, nämlich in diesem Jahr ein Großmeisterturnier nach Aachen zu bringen. Die Aufnahme diesbezüglicher Verhandlungen wurde dem Vorstand überlassen.64

„Am 11. Februar wurde zum ersten Mal ein Schnellturnier nach „Bremer System“ ausgetragen. Diese Schnellturniere bürgerten sich gut ein und wurden in der Folgezeit gepflegt, namentlich an Samstagen.“65

Nach der Kommunalwahl am 12. März zog Dr. Müller als Abgeordneter der NSDAP in die Stadverordnetenversammlung ein.66 Der Aufstieg seiner Partei bedeutete für ihn wohl auch einen Karriereschub. Im Mai erhielt er einen der beiden Direktorenposten bei der Aachener Kleinbahngesellschaft.

Nach telefonischer Rücksprache mit Walter Robinow, Hamburg, dem Präsidenten des Deutschen Schachbunds, beschloss der Vorstand am 18. März endgültig die Durchführung des Deutschen Meisterturniers.67 Es wurde geplant, parallel zum Turnier die Bundesversammlung des DSB in Aachen abzuhalten.68

Am 22. April fuhr Dr. Müller zur Hauptversammlung des Niederrheinischen Schachverbands 1901 nach Düsseldorf. Da er in der Schachwelt noch wenig bekannt war, nahm er Baumeister Brech als Fürsprecher mit. Trotzdem verlor er eine Kampfabstimmung um den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden, aber die Versammlung beschloss gleich darauf, ihn als zusätzliches Mitglied in den Vorstand zu wählen.69 Der neugewählte Verbandsvorsitzende W. Weyding, ein NSDAP-Funktionär aus Remscheid, ernannte ihn wenige Tage später mit Zustimmung aus Berlin zum Propagandawart des Verbandes.70

Nachdem sich der Reichstag am 31. März selbst entmächtigt hatte, erforderte der politische Umbau zum nationalsozialistischen Führerstaat nur noch kurze Zeit, auch im Schachbereich. Schon Anfang April besorgten sich Berliner Schachfunktionäre bei Parteistellen in der Hauptstadt eine Vollmacht, die verschiedenen deutschen Schachverbände zu einem Einheitsbund zusammenzufassen. Am 23. April fand in Berlin eine Tagung statt, bei denen die bisher bestehenden deutschen Schachverbände71 ihre Selbständigkeit – laut Versammlungsprotokoll „freiwillig“– aufgaben und den Weg für eine zentrale Leitung durch den „Großdeutschen Schachbund“ freimachten.72

Der Vorsitzende des DSB, Walter Robinow, ein Hamburger Kaufmann jüdischer Abstammung, war bereits vorher zurückgetreten. Darüber berichtete W. von Pittler in der Schach-Ecke vom 13. Mai:

„Der bisherige 1. Vorsitzende des Deutschen Schachbundes, Herr Walter Robinow (Hamburg), der den Verband über ein Jahrzehnt selbslos und opferbereit geleitet hat, ist nunmehr gemeinsam mit dem 2.Vorsitzenden, Herrn Regierungspräsident Dr. Höhnen, zurückgetreten. Nur wer einigermaßen in die Organisationsschwierigkeiten des Deutschen Schachbundes Einblick hatte, kann ermessen, welch großen Dank die deutsche Schachwelt dem scheidenden Vorsitzenden schuldet, der es nicht allein verstanden hat den Verband durch kritische Zeiten sicher hindurchzusteuern, sondern sogar ihn auszubauen und zu stärken!“

Angesichts dessen, dass der Aachener Anzeiger schon längst auf Parteilinie eingeschwenkt war, entsprach diese kleine Lobrede schon nicht mehr so ganz der „Zeitrichtung“.

Am 15. Mai rief der Vereinsvorstand eine außerordentliche Generalversammlung ein, „um der politischen und organisatorischen Umschichtung, wie sie im Entstehen des Großdeutschen Schachbunds zum Ausdruck kommt, Rechnung zu tragen.“ Die GSB-Führung hatte zwecks „Gleichschaltung“ eine Bundesanweisung erlassen, nach der in allen Schachvereinen mindestens 51% der Vorstandsmitglieder Nationalsozialisten sein sollten. Beim ASV setzte man diese Vorgabe um, indem man zwei neue Vorstandsposten kreierte und W. Reinartz zum 2. Schachwart und M.J. Hündgen zum Propagandawart wählte.73

Wenige Tage später wurde das Winterturnier 1932/33 beendet. Hilden errang den Klubmeister-Titel zum 3. Male und durfte damit endgültig den von Wolfgang von Pittler gestifteten Wanderpokal behalten. Die Endrunde hatte folgendes Ergebnis: 1. Hilden (10 Punkte), 2. Roßkopf (8), 3. Dericum (5), 4. Hofschneider (5), 5. Stassen (5), 6. Vopel (4), 7. Donner (2). 74

Der Großdeutsche Schachbund rief zu einer Nationalen Schach-Werbewoche auf, die in der Himmelfahrtswoche in ganz Deutschland zur Durchführung gelangen sollte. Diese lag unmittelbar vor dem Start des Meisterturniers und so konnte man den Großmeister Efim Bogoljubow für zwei Simultanveranstaltungen engagieren. Am 22. Mai spielte er bei „Janes“ simultan an 14 Brettern. Er gewann 12 Partien; Herrn Hofschneider gelang ein Sieg, Herrn Hilden ein Remis.75

Zwei Tage nach dieser ersten Demonstration, am 24.Mai, spielte er im Karlshaus simultan an 27 Brettern. Zwei dieser Partien spielte er blind. In den offenen Partien siegten die Herren Hilden und Roßkopf. Herr Vopel spielte remis, ebenso ein Frl. Elfriede Müller. Von den Blindpartien gewann Bogoljubow die gegen Hofschneider und verlor die gegen Schander.76

Das Nationale Meisterturnier, das dem Gedenken Louis Paulsens gewidmet wurde, fand in der Zeit vom 25. Mai bis 8. Juni 1933 statt. Die geplante Versammlung des nun schon gleichgeschalteten DSB fand natürlich nicht statt, stattdessen kamen die GSB-Funktionäre zu Besuch. „Zur Eröffnung hielt der Bundesorganisator Stahlknecht eine aufrüttelnde Rede, in der er in glänzender Form das Programm des Großdeutschen Schachbundes, das das Schach dem Volke und den Schachspieler in enge Verbundenheit mit seinem Staate bringen sollte, entwickelte.“77 An dem Turnier selbst nahmen die stärksten deutschen Schachspieler fast sämtlich teil, als Schlusstand ergab sich 1. Bogoljubow (Triberg, 7,5 Punkte), 2. Richter (Berlin, 7), 3./4. Ahues, Sämisch (beide Berlin, je 6,5), 5. Weißgerber (Großrosseln, 6), 6./7. Brinckmann (Kiel) und Rellstab (Berlin, je 5,5), 8.-9. Carls (Bremen) und Engels (Düsseldorf, je 5), 10. Helling (Berlin 4,5), 11. Dr. Rödl (Nürnberg, 4), 12. Dr. van Nüß (Düsseldorf, 3).

Parallel zum Meisterturnier wurde erstmals eine Aachener Stadtmeisterschaft ausgetragen. „Nach harten und emotionsgeladenen Kämpfen wird Ludwig Stassen durch einen Sieg im Stichkampf gegen Fritz Vopel erster Aachener Stadtmeister.“78

Am 9. Juli fand in Bad Pyrmont ein Kongress des Großdeutschen Schachbundes statt, in dessen Rahmen auch die „Meisterschaft von Deutschland“ ausgetragen wurde, Sieger Bogoljubow. Die Ausrichtung der nächstjährigen Meisterschaft wurde nach Aachen vergeben. Der Großdeutsche Schachbund veröffentlichte dazu ein Kongressbuch79, das unter anderem eine propagandistische Selbstdarstellung und ein Grundsatzprogramm enthält. Einige Punkte daraus werden wir im folgenden ansprechen, denn der Verein machte sich umgehend daran, die vom GSB vorgegebene Ordnung umzusetzen.

Zuerst einmal ordnete der Niederrheinische Schachverband, der nun ein Landesverband innerhalb des GSB war, per Rundschreiben vom 18. Juli an, dass alle Vereinsvorstände aufgelöst und unter Anwendung des „Führerprinzips“ neu gebildet werden sollten.80 Dies bedeutete, dass die Mitglieder einen Vereinsleiter wählen sollten, der Mitglied der NSDAP sein musste und vom Verbandsleiter bestätigt werden musste. Der Vereinsleiter hatte weitgehende Vollmachten und durfte insbesondere die anderen Vorstandsmitglieder ernennen. Entsprechend wurde beim Aachener Schachverein unverzüglich eine Generalversammlung für den 31. Juli einberufen.81 Wolfgang von Pittler trat als Vorsitzender des ASV zurück, Dr. Müller wurde zum „Klubführer“ gewählt, er ernannte Hans Hoff zum Schriftführer und Hubert Hilden zum Kassierer.82 Interessant ist, das wenige Tage vorher, am 26. Juli, Dr. Müller schon zum Vereinsleiter von Alemannia Aachen ernannt worden war.83

In dem oben schon erwähnten Rundschreiben des Verbands wurde außerdem angeordnet, dass der Arierparagraph „restlos“ durchzuführen sei.84 Der GSB hatte bereits eine Frist bis zum 1. Oktober gesetzt, zu dem die Vereine ihre jüdischen Mitglieder ausschließen mussten.85 Es ist keine Frage, dass dies im Aachener Schachverein auch vollzogen wurde. Angaben, welche Mitglieder davon konkret betroffen waren, können wir allerdings nicht mit Sicherheit machen.86 Bisher ist es uns nur gelungen, drei jüdische Mitglieder zu identifizieren, die mit einiger Wahrscheinlichkeit 1933 aus dem Verein ausgeschlossen wurden: Julius und Walter Holländer – die beiden Söhne des verstorbenen Abraham Holländer waren dem Verein 1928 beigetreten – und Siegmund Berg, der 1921-23 Kassierer des Vereins gewesen war. Er wird zuletzt 1930 als Kassenprüfer in einem Protokoll erwähnt.

Eine weiteres Anliegen, das der GSB den Vereinen ins Aufgabenbuch geschrieben hatte, war sozialer Natur, und zwar verlangte er „für Erwerbslose [...] die Möglichkeit einer Mitgliedschaft ohne Verzehrzwang an den Spielabenden bei ermäßigten Beiträgen zu schaffen.“ Man sollte denken, dass dieser Wunsch für den bisherigen Kneipenwanderverein ASV ein Problem dargestellt hätte. Aber Dr. Müller präsentierte eine Lösung. Ab dem 21. August verlegte er das Spiellokal in die „Corneliusstuben“, wo es von nun an Spielabende ohne Trink- und Verzehrzwang gab. Dort fand der Verein bis in den Krieg ein festes Zuhause.

Ab Ende August hielt sich der bekannte Kieler Meister und Schachschriftsteller Alfred Brinckmann für mehrere Wochen in Aachen auf. Am 31. August spielte er in den „Corneliusstuben“ simultan gegen 32 Gegner. Ergebnis: +21, =5, -6. Remis erzielten Dechene, Klinkenberg, Gillessen, D. Knauff, Riese. Es gewannen Lieser, Schwan, [Claeßens?], H. Laschet, Dericum und Deutz.87 Zu Brinckmann entwickelte sich, ebenso wie zuvor schon zu Bogoljubow, ein ausgesprochen herzliches Verhältnis, er besuchte Aachen in den kommenden zwei Jahren des Öfteren.

Am 2. September wurde bei einer Versammlung im Karlshaus der GSB-Schachkreis Aachen als Unterorganisation innerhalb des Niederrheinischen Schachverbands gegründet Alle Vereine in Aachen-Stadt und Aachen-Land mussten sich dem neuen Bezirksverband anschließen. Auch der ASV, der ja bisher direkt Mitglied des Landesverbands gewesen war. Dr. Müller wurde zum Kreisführer gewählt. Diesen Posten füllte Müller in den folgenden Jahren offensichtlicher mit großer Energie aus, wovon schon alleine etwa 40 Rundschreiben aus den Jahren 1933-37 zeugen, die im Vereinsarchiv des SV Würselen erhalten sind.88

Vom 3.-20. September richtete der Schachklub 1927 Aachen-B das 3. Mannschaftsturnier um den Wanderpreis der Stadt Aachen aus. Ganz überraschend siegte der Gastgeber mit 16½ Punkten vor dem stark favorisierten Aachener Schachverein (15½), der die Kämpfe der die beiden vorherigen Austragungen überlegen gewonnen hatte. Die Sensation kam in der Schlussrunde zustande, in die man mit zwei Brettpunkten Vorsprung ging. Man glaubte wohl, es sich leisten zu können, einige Ersatzleute einzusetzen, hatte dabei den Schachklub 1930 Aachen unterschätzt und wurde mit 1½:5½ abgewatscht, während Burtscheid seinen Kampf gegen Eilendorf mit 4½:2½ gewann. „Es wird wird dem Aachener Schachverein eine Warnung sein, damit zu zögern, seine stärkste Mannschaft ins Treffen zu schicken“, versprach die Schach-Ecke.89

Wanderpokal der Stadt Aachen 1933
  Verein 1 2 3 4 5 Summe
1 SV Aachen-B 3 4,5 4,5 4,5 16,5
2 Aachener SV 4 1,5 5,5 4,5 15,5
3 SC Aachen 1930 2,5 5,5 2,5 3,5 14
4 Arminia Eilendorf 2,5 1,5 4,5 5 13,5
5 Westturm St. Jakob 2,5 2,5 3,5 2 10,5

Parallel zum Pokalturnier hielt Alfred Brinckmann am 8. September und 18. September schachtheoretische Vorträge in den Corneliusstuben. Ab dem 28. September setzte Herr Schuchmann, Spitzenspieler des Eschweiler Schachvereins, die Schulungsreihe fort mit Vorlesungen für Anfänger und weniger Fortgeschrittene.90

Die 2. Schachwerbewoche des GSB wurde in Aachen vom 23.-29. Oktober durchgeführt. Der ASV organisierte folgende Veranstaltungen in den Corneliusstuben: Am 23. Oktober: Kampf Weiße Rose [Partei Brech] gegen Rote Rose [Partei Hilden], Ergebnis 4:10. Am 26. Oktober spielte Brinckmann unter Uhrenkontrolle gegen 7 starke Spieler gleichzeitig und erzielt das Ergebnis +3,=3,-1. Er gewann gegen H.H. Staudte, Stassen und Brech; schlichtete gegen Gödde-Essen, Lauterjung und D. Knauff; verlor gegen Hilden.91 Am 28. Oktober wurde ein Schnellturnier nach Bremer System ausgetragen. Sieger: Lauterjung vor Brech und D. Knauff, Cl. Reinartz. Schließlich fand am 29. Oktober eine Massenkundgebung im Karlshaus statt, in deren Rahmen ein Wettkampf Aachen-Stadt gegen Aachen-Land an 64 Brettern ausgetragen wurde. Ergebnis: 38:26 für Aachen-Stadt. Das „Land“ war allerdings zahlreicher vertreten, so dass die Stadt-Mannschaft, die nur 52 Spieler stellen konnte, durch 12 Land-Spieler aufgefüllt werden musste. 92

Ende November begannen die Aachener Kreismeisterschaftskämpfe, nach der Umstrukturierung der Schachverbände zum ersten Mal mit Beteiligung des Aachener SV. 93 Einige Spieler, die bisher für den ASV auf Verbandsebene und für einen anderen Verein auf Bezirksebene gespielt hatte, solche Doppelmitgliedschaften waren sehr verbreitet, mussten sich jetzt für einen Verein entscheiden. Prominenteste Abgänge beim ASV waren Roßkopf und Dericum, die sich für Aachen-B entschieden.

Am 10. Dezember gelang es dem Aachener Schachverein, nach vielen Jahren endlich mal wieder, den Wettkampf gegen den Limburgschen Schachbund zu gewinnen und „seinen beschädigten Ruf wieder herzustellen“. Ergebnis: 9½:5½.94

1934

Nicht einmal vierunddreißigjährig erlag Wolfgang von Pittler am 24. Januar seinem schweren Lungenleiden. Sein Nachruf erschien zwei Tage später in der noch von ihm selbst bearbeiteten Schach-Ecke Nr.392.95 Otto Brech übernahm die schachliche und Müller und Hoff die redaktionelle Leitung der Schach-Ecke. Sie erschien nach nur einer Woche Unterbrechung am 10. Februar an gewohnter Stelle wieder, allerdings als „Schach-Ecke Nr.1“. Brech, ein bekennender Problemschachverächter, wollte sich wohl nicht in die Nachfolge von Pittlers stellen. Dazu findet sich folgendes programmatische Statement: „Wir werden das Märchenschach, Hilfsmattaufgaben, Selbstmatt, Reflexmatt, Selbstpatt und wie sie alle heißen nicht weiter behandeln, da sie Abarten des eigentlichen Schachspiels sind und hierdurch die Schachecke dem einfachen Manne aus dem Volke entfremden. Wir bringen unter der neuen Leitung praktische Partien sowohl aus Meisterpartien wie aus den Turnieren des engeren Kreises.“ Dass aber nicht alle ASVer mit diesem Umgang mit von Pittlers Erbe einverstanden waren, zeigte sich später.

Am 5. März düpierte der Schachklub 1927 Aachen-B den ASV erneut, siegte im direkten Aufeinandertreffen mit 5:3 und entschied die erste GSB-Bezirksmannschaftsmeisterschaft zu seinen Gunsten. „Die Burtscheider Mannschaft war eine ausgeglichenere, die sich durch Eifer und Kampfgeist auszeichnete. [...] Ein weiterer Ansporn für den ältesten und führenden Verein, im nächsten Jahr eine bessere Mannschaft zum Kampfe zu stellen!“ mahnte die Schach-Ecke.96 Im Sommer gab es dann aber einen Streit, der den Burtscheider Verein zerstörte, so dass sich für den ASV das Problem der aufmüpfigen innerstädtischen Konkurrenz von selbst erledigte.97

Ende April war das Winterturnier des Vereins, an dem sich 40 Mitglieder beteiligt hatten, entschieden. Nach einigen Jahren Unterbrechung gewann der Ehrenvorsitzende Otto Brech mal wieder die Klubmeisterschaft. In der Endrunde setzte er sich mit 3½ Punkten gegen D. Knauff (3 Punkte), Vopel (1½), W. Reinartz (1½) und Klinkenberg (½) durch.98

In der Zeit vom 13.-29. Mai richtete der Aachener Schachverein in den Räumen des Alten Kurhauses in der Comphausbadstraße das Turnier um die Meisterschaft von Deutschland aus. Neben einigen „bewährten Meistern“ hatten sich „Vertreter des tatenfreudigen und ehrgeizigen Nachwuchses“99 über Zonenturniere qualifiziert. Das Teilnehmerfeld war mit 18 Spieler etwas überdimensioniert; einige Teilnehmer fielen von der Spielstärke her doch deutlich ab und das Turnier hatte mit 17 Runden eher was von einem Ausdauerwettbewerb. Aus heutiger Sicht war das schachliche Niveau eher überschaubar. Die Ausrichtung allerdings war erstklassig und verdiente sich allseits größtes Lob.100 „Das Turnier war in einen glänzenden Rahmen gestellt. Sei es nun die „lebende Schachpartie“ auf dem Katschhof101, zwischen den ragenden Bauten des Rathauses und des Domes oder die mit Liebe und Sachkenntnis zuwege gebrachte Ausstellung künstlerischer Schachspiele im Museumsverein, sei es der Städtekampf Aachen-Köln, die Meisterschaft des Kreises Aachen oder das mit ebensoviel Humor wie geschäftstüchtig geleitete fortlaufende Tombola-Turnier, – sie alle die Veranstaltungen gaben dem schweren und erregten Kämpfen um die Meisterschaft von Deutschland eine eindrucksvolle Fassade.“102 Deutscher Meister wurde etwas überraschend der Altmeister Carl Carls aus Bremen, Vizemeister der Hamburger Reinhardt. Den dritten Rang erreichte der Nürnberger Dr. Rödl. Bei de Gruyter & Co. erschien im Anschluss ein von A. Brinckmann verfasstes Turnierbuch.

Im Nachgang der Meisterschaft erschien am 9. Juni in der Schach-Ecke Nr.18 ein von Müller und Brech unterzeichneter „Offener Brief an den Großdeutschen Schachbund“, in dem sich die Verfasser darüber beschwerten, dass weder Bund noch Verband das Aachener Turnier finanziell unterstützt hätten. „Nur die Aufopferung von Stadt und Kurverwaltung, sowie privater Gönner hätten die hervorragende Tat“ ermöglicht. Gleichzeitig habe man 30.000 Reichmark für das „Schauspiel“ Aljechin - Bogoljubow ausgegeben.103 Dabei sei letzterer „der Sohn eines kleinrussischen Priesters aus Kiew“ und dürfe nicht „unser erster Repräsentant auch dem Ausland gegenüber sein, wenn wir uns nicht lächerlich machen sollen.“ Das die beiden Verfasser ausgerechnet gegen Bogoljubow, der doch im Vorjahr noch gern gesehener Gast in Aachen war, diese nationalistische Kampagne initiierten, gibt der Sache eine besonders bittere Note. Wenige Tage später erschien in den „Deutschen Schachblättern“ ein Leitartikel von GSB-Geschäftsführer Eduard Post mit dem Titel „Artfremde Kritiker“ und ganz ähnlicher Stoßrichtung, was vermuten lässt, dass die Veröffentlichung mit Berlin abgesprochen war. Jedenfalls nahm die GSB-Führung den Vorwurf mangelnder Unterstützung nicht mit Verstimmung auf, sondern vergab wenige Wochen später104 auch die Austragung der Deutschen Meisterschaft 1935 wieder nach Aachen.

Im Rahmenprogramm des Meisterturnier wurde auch die Bezirkseinzelmeisterschaft von 35 Teilnehmern aus 13 Vereinen im Klubheim des Aachener Schachvereins, den Corneliusstuben, ausgefochten. Es siegte Roßkopf nach einem Stichkampf im Juli gegen Schuchmann (Eschweiler).105

Im September weilte auch Alfred Brinckmann wieder in Aachen und hielt Vorträge in den Corneliusstuben.106

Am 7.Oktober fand im Kohlscheider Casino ein Großkampf Aachen-Stadt gegen Aachen-Land an 67 Brettern statt, wobei 53 Spieler der Stadt-Mannschaft vom Aachener Schachverein gestellt wurden. Zum ersten Mal gelang Aachen-Land der Sieg, nämlich mit 38½:28½. 107

Zum 12. Mal seit 1925 wurde am 2. Dezember in Heerlen der traditionelle Wettkampf des Aachener Schachvereins gegen die holländisch-limburgischen Vereine aus Maastricht, Heerlen, Kerkrade und Venlo ausgetragen. Es gelang dem ASV „zum ersten Mal seit 1929 in Holland ein „Unentschieden“ zu erringen.“108: 7½:7½.

Am Wochenende danach begannen die Bezirksmeisterschaften, an der sich der ASV mit insgesamt vier Mannschaften beteiligte.

1935

Am 9.Januar fand eine Generalversammlung des Vereins statt, auf denen Dr. Müller neue Statuten für den Verein vorlegte, die den Vorgaben des GSB entsprachen. Satz 3a: „Über die Aufnahme der Mitglieder entscheidet der Vereinsleiter. Nicht aufgenommen werden dürfen Juden und Personen, die sich strafrechtlicher Verfehlungen schuldig gemacht haben, sofern diese ehrenrührig waren.“.109

Nachdem der Burtscheider Verein sich aufgelöst hatte und sich dessen ehemaligen Spieler auf die anderen Vereine verteilt hatten, war der ASV wieder die unangefochtene Nummer Eins im Schachkreis Aachen und lag er mit zwei Mannschaften in der Tabelle in Führung. In der Woche vom 21.-26. Januar veranstaltete der Aachener Schachverein eine Gedächtniswoche für den vor einem Jahr verstorbenen Wolfgang von Pittler. Auf dem Programm stand zuerst für Montag, den 21. Januar, der vereinsinterne Kampf um die Bezirksmannschaftsmeisterschaft zwischen den Teams ASV I und ASV II. Die Zweitvertretung bestehend aus Staudte, König, Hoff, Eckel, Müssener und v. Thenen, welche die gesamte Saison ohne Ersatz durchgespielt hatten, setzte sich durch.110 Am Dienstag, 22. Januar, gab es einen Wettkampf im Blindspiel, einer Lieblingsdisziplin von Pittlers.111 Teilnehmer Bergs, Kinzen, König und Staudte. Mittwoch, 23. Januar: Vorträge am Demonstrationsbrett. 24. Januar: Totenfeier mit einer Gedenkrede von Dr. Müller und einer Simultanvorstellung. Freitag 25. Januar: Freier Spielbetrieb. Samstag, 26. Januar: Austragung der Vereins-Blitz-Meisterschaft.112

Am 17. März wurde ein Wettkampf in Kohlscheid gegen eine Auswahl der drei dort ansässigen Vereine (1926, Kaska und Elmar) mit 13½: 8½ gewonnen.113

Ungewohnt früh, nämlich schon im März war das Winterturnier beendet. Hans-Hilmar Staudte, der während seinen Studiums 1931-34 nach eigener Aussage keine Figur angerührt hatte114, aber seit dieser Saison wieder aktiv für den Verein spielte, wurde zum zweiten Mal nach 1928 Klubmeister. Er verlor nur eine Partie und zwar gegen Dr. Jan Selman, der den 2. Platz belegte.115

Vom 27.-30. Mai war Bundestrainer Willi Schlage (Berlin) in Aachen. An seinen Kursen im Vereinslokal nahmen durchweg 50-60 Zuhörer teil.116

Das Schachturnier um die Meisterschaft von Deutschland 1935 fand vom 13.-28. Juli statt. Nach den Erfahrungen des Vorjahres hatte der GSB den Qualifikationsmodus geändert. Das Teilnehmerfeld war mit 14 Spielern etwas kleiner dafür qualitativ wesentlich stärker als im Vorjahr. Von den deutschen Spitzenspielern fehlte der wegen seiner Herkunft ausgebotete Bogoljubow; Titelverteidiger Carls war beruflich verhindert. Endstand: 1. Kurt Richter (Berlin, 10½ Punkte), 2.-4. Ahues (Berlin), Wilhelm Ernst (Gelsenkirchen), Paul Michel (Alzenau, alle 9½), 5. Ludwig Engels (Düsseldorf, 8½). Auch über diese Meisterschaft verfasste Alfred Brinckmann ein Turnierbuch.117 Die folgende Zusammenfassung der Ereignisse verfasste der ASV-Schriftführer D. Knauff für das Protokollbuch.

13. Juli, 20 Uhr: Eröffnungsabend im Alten Kurhaus. Vor zahlreich erschienenen Schachfreunden und Vertretern der Stadt, Stadtrat Cremer, Sportbeauftragter Kriescher, nahm der Vorsitzende des Niederrheinischen Schachverbandes, Herr Weyding, als Turnierleiter die Auslosung vor. [...]

Des weiteren ernannte Herr Weyding unter Überreichung einer Urkunde Herrn Dr. Müller zum Ehrenmitgliede des Niederrheinischen Schachverbandes. Ferner gab er den Anwesenden Kenntnis von einem Glückwunsch- und Anerkennungsschreiben des Großdeutschen Schachbundes an Herrn Dr. Müller. Die Ehrungen wurden ihm zuteil auf Grund seiner ausserordentlichen Verdienste um das Schachleben im Bezirk Aachen und der dreimaligen Veranstaltung eines Deutschen Meisterturniers in wirtschaftlich schwerer Zeit.

14. Juli, 11 1/2 Uhr: „Lebendes Schachspiel“ auf dem Katschhofe. Die zahlreich erschienenen Zuschauer kamen in Bezug des farbenprächtigen Bildes auf ihre Kosten. Einleitend gab Herr Dr. Müller einige Erklärungen über das schachliche Leben im hiesigen Bezirk und über die Bestrebungen des GSB ab. Schachmeister Brinckmann erläuterte nun die „lebende Partie“ Lange - Dr. Rödl in seiner originellen und schmissigen Art.

16 Uhr: Schachwettkampf Aachen-Stadt-Aachen-Land. An 25 Brettern konnte Aachen-Stadt einen Sieg von 17:8 feiern.

14.-27. Juli: 1.-15. Runde des Deutschen Meisterturniers.

21. Juli. Spielfrei: Ausflug mit Autobus Monschau - Nideggen.

28. Juli. Schlußfeier mit Siegerehrung im Neuen Kurhaus. Der neue Deutsche Meister von Deutschland Herr Richter - Berlin wurde gebührend geehrt und ihm und den nächsten 4 Platzierten künstlerische Diplome überreicht. [...]

Der Bezirkseinzelmeister Roßkopf und der Zweite Thomas erhielten gleichfalls künstlerisch angefertigte Diplome. [...] Staudte wurde Einzelmeister im Blitzspiel. [...]

Als Vertreter der Stadt war Bürgermeister Lürken und als Vertreter des Regierungspräsidenten Oberregierungsrat Menz anwesend. Im Namen beider sprach Bürgermeister Lürken und gab das Interesse der Stadtverwaltung an den Turnieren und die spätere Unterstützung kund.

Mit einem Sieg-Heil auf unseren Führer und dem Horst-Wessel-Lied schloß der offizielle Teil und die Fröhlichkeit und der Tanz kamen jetzt an die Reihe.“

Die Teilnehmer der Deutschen Schachmeisterschaft 1935 in Aachen. Stehend von links nach rechts: Weißgerber, Michel, Reinhardt, Schönmann, Rellstab, Richter, Elstner, Koch, Ernst, Dr. Lachmann, Engels. Sitzend von links nach rechts: Brinckmann, Schlage, Verbands- und Turnierleiter Weyding, Dr. Müller, Ahues, Blümich. Photo: Otto Petermann, Aachen. Von der Titelseite der Deutschen Schachblätter, Nummer 15/1935.

Euphorisch schrieb der Westdeutsche Beobachter im Rückblick auf die schachlichen Großereignisse der letzten drei Jahre: „Aachen ist hierdurch nicht nur zur Schachmetropole des Westens, sondern Deutschlands geworden und wird überall die Leistung des Aachener Schachvereins von 1856 gewürdigt und anerkannt.“118

Nach der Deutschen Meisterschaft wurde das übliche, jährliche Schachprogramm wieder aufgenommen. Der Verein tätigte je 2 Fernpartien mit Berlin-Neukölln (Ergebnis 1½:½ für Berlin) und Turm-Krefeld (2 x ½). Jeden Dienstag 20 Uhr wurde Schachunterricht erteilt, erst durch H. Staudte dann durch K. Eckel. Die Bibliothek konnte ca. 50 neue Bücher einstellen.119

Am Sonntag, den 10. November fand zum 13. Male der Wettkampf des Limburgschen Schachverbandes gegen den Aachener Schachverein statt. Zum Andenken an die nunmehr zehnjährige Dauer der freundschaftlichen Beziehungen des Aachener Vereins zu den holländischen Gästen überreichte Baumeister O. Brech im Namen des Vereinsleiters Dr. Müller ein Diplom. Der Kampf selbst brachte eine Überraschung: Die Holländer konnten einen knappen Sieg erringen: 8:7.120

Am 15. Dezember wurde noch ein Rückkampf gegen die Kohlscheider Vereine ausgetragen, an dem sich der Schachverein 1926 allerdings kurzfristig nicht beteiligte. Die Auswahl aus Spielern von Kaska und Elmar Kohlscheid war dann mit 15:4 deutlich unterlegen.

1936

Am 11.-12. Januar richtete der Verein das erste „Wolfgang von Pittler-Gedächtnis-Turnier“ aus. Die Turnierleitung übernahm W. Klinkenberg. Es wurde nach dem Modus gespielt, den der Verstorbene seinerzeit für das Jubiläumsturnier 1932 erfunden hatte. Die 44 Teilnehmer, darunter fast alle Spitzenspieler aus Aachen-Stadt und Aachen-Land wurden in 11 Vierergruppen ausgelost. Diejenigen, die ihre Vorgruppe verlustpunktfrei gewannen, spielten in einer Endrunde den Turniersieg aus. Sieger wurde Staudte vor Pauly (Alsdorf) und Knauff.121

Nach dem letzten Spieltag der GSB-Mannschaftssaison 1935/36 am 15. März stand der ASV wieder als Bezirks-Mannschaftsmeister fest. Mit 11½ Brettpunkten verwies man Kaska Kohlscheid (9½), Arminia Eilendorf (8) und den Stolberger Schachverein (7) auf die Plätze.

Am 24. Mai trat der ASV in Düren an 15 Brettern zu einem Wettkampf mit dem dortigen „Schachverein 1913“ an. Man trennte sich 7½:7½.

Die spektakulären Aktivitäten der vergangenen Jahre verfehlten nicht ihre Wirkung auf die Öffentlichkeit. Bei der Generalversammlung am 28.Mai in den Corneliusstuben wurde die Aufnahme von 45 neuen Mitgliedern bekanntgegeben. Insgesamt zählte der Verein nun 152 Mitglieder.122

Das Winterturnier zog sich diese Saison bis Mitte Juni, da die Finalrunde mit einem toten Rennen zwischen 1. Heinrich Gillessen, 2. Müssener und 3. Claus Reinartz geendet hatte. Erst in den doppelrundig ausgetragenen Stichkämpfen ergab sich die vorstehende Reihenfolge.123

Am 5. Juli fand das Sommerfest im Burtscheider Kurhaus statt. „Mit dem Verlauf des Sommerfestes kann der Verein im Großen und Ganzen zufrieden sein. Der Wettergott machte uns einen empfindlichen Strich durch die Rechnung. Daß der finanzielle Erfolg (über 100 M) noch so schön war, ist der eifrigen Arbeit der Mitglieder, an ihrer Spitze das Organisationstalent Herr Klinkenberg, zu verdanken, die sich bei den verschiedenen Ständen und bei der Tombola unermüdlich betätigten. Am Abend, bei Musik u. Tanz in den oberen Räumen, nahm Herr Dr. Müller die Ehrung der Spieler des Winterturniers vor.“124

Anläßlich des zehnjährigen Bestehends des Schachvereins in Würselen fand daselbst am 6. September der jährliche Wettkampf zwischen Aachen-Stadt und Aachen-Land statt. Er endete mit 27:14 zu Gunsten von Aachen-Stadt.125

Mit einer 8-tägigen Tournee durch den Verband, wobei man jeden Tag einen Wettkampf in einer anderen Stadt spielte, feierte Turm Krefeld sein 85-jähriges Stiftungsfest. Am 25. September trat man in Aachen an, wurde aber vom ASV mit 14½:5½ geschlagen. „Dieses hohe Resultat ist wohl z.T. darauf zurückzuführen, daß die Krefelder von ihrer Schachreise etwas ermüdet waren.“126

Aus finanziellen Gründen verzichtete man dieses Jahr auf die Austragung eines großen nationalen Turniers. Stattdessen veranstaltete man zum 80-jährigen Jubiläum ein kleines Einladungsturnier mit sechs starken Aachener Spielern, das am 27.September endete. Staudte siegte überlegen mit fünf Siegen gegen Gillessen, Thomas, Pauly (Alsdorf), Müssener und Cl. Reinartz, die allesamt auf 2 Punkte kamen. Im Nebenturnier siegte Quernheim vor Otto und Hufendiek.127

Am 17. Oktober feierte der Verein das 80-jährige Stftungsfest im „Franziskaner“. Laut Schach-Ecke war der ASV zu diesem Zeitpunkt der größte Schachverein Deutschlands.128

Am 15. November kam es zur 14. Austragung des Wettkampfs gegen die Limburger Vereine. In Heerlen gab es einen knappen 8:7 Sieg für den ASV.

1937

28 Meldungen gingen für das am 9.-10. Januar ausgetragene Wolfgang v. Pittler Gedächtnisturnier ein. Zur allgemeinen Überraschung erreichte Staudte nicht die Endrunde, da er eine Partie verlor. Sieger wurde Merkel (Kellersberg), der sich in der Endrunde der Gruppensieger gegen Gillessen und Knauff durchsetzte.129

Im März stand schon fest, das H. Staudte Klubmeister werden würde, er konnte von keinem Konkurrenten mehr eingeholt werden.130 Laut Protokollbuch belegten Stassen und Müssener den 2. bzw. 3. Platz.

Die Schlußkämpfe um die Bezirksmannschaftsmeisterschaft fanden am 25. April statt. Zum 3. Mal in ununterbrochener Reihenfolge siegte der ASV. Die Stammmannschaft bestand aus Staudte, Hilden, Gillessen, Müssener, Klinkenberg und Stassen. Da jedoch oft mit Ersatz gespielt wurde, trugen Claus Reinartz und Knauff nicht unwesentlich zu dem schönen Erfolg bei.131

Im Laufe des Jahres 1937 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Großdeutschen Schachbund und der „Deutschen Schachgemeinschaft“, einer Unterabteilung der „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“.132 Dr. Müller hatte sich in diesem Konflikt früh engagiert, sich schon 1934 für eine Eingliederung des GSB in die KdF-Organisation eingesetzt und diesbezüglich in Berlin verhandelt.133 Im Sommer 1937 bildete er zusammen mit W. Weyding, Ed. Windfuhr und C. Benninghoff eine „Gaugruppe Düsseldorf“ innerhalb der DSG, anscheinend mit dem Ziel, den gesamten Niederrheinischen Schachverband in die DSG zu ziehen.134 Innerhalb des Aachener Schachbezirks bildete sich von Seiten GSB-treuer Vereine eine Opposition, die vom Schachklub Aachen 1930 organisiert wurde.135

Am 1. November erlag der Ehrenvorsitzende Stadtbaumeister Otto Brech im Alter von 59 Jahren seiner schweren Krankheit. In der Ausgabe des Aachener Anzeigers vom 5. November 1937 wurde seine Leistung als Lenker des ASV ebenso gewürdigt wie seine überragende Spielstärke am Brett und seine journalistischen Verdienste als Schachkommentator und Leiter der Schach-Ecke. Die letzte von Brech verantwortete Ausgabe trug die Nr. 195. Sein Nachfolger als Schachredakteur wurde Hans-Hilmar Staudte, der seine erste Ausgabe unter dem Titel „Aachener Schachzeitung Nr. 588“ herausbrachte. Die seltsame Numerierung ergab sich durch die Addition der 392 Ausgaben durch von Pittler und der 195 Ausgaben durch Brech. Unter Staudtes Leitung erreichte die Schachspalte eine herausragende Qualität, zumal er als Turnierspieler über eine herausragende Spielstärke verfügte und sich als früherer Schüler von Pittlers auch im Problemschach auskannte.

Am 5. Dezember schlug der Aachener Schachverein eine Dürener Mannschaft 10:5 und am 12. Dezember gewann der ASV auf eigenem Platz das traditionelle Spiel gegen Holländisch-Limburg genauso wie im Vorjahr knapp mit 8:7.

Auf der Hauptversammlung am 20. Dezember machte der Vereinsleiter zu dem Konflikt Großdeutscher Schachbund einer- und Deutsche Schachgesellschaft andererseits weitgehende Ausführungen. Die Versammlung erklärte sich mit dem Entschluß Dr. Müllers, der Deutschen Schachgemeinschaft beizutreten, einverstanden.136 Offensichtlich implizierte dieser Entschluss den Austritt des Vereins aus dem GSB.

In der Zeit vom 26. Dezember 1937 bis 2. Januar 1938 richtete der Aachener Schachverein im Auftrag der Deutschen Schachgemeinschaft die „XI. Rheinische Meisterschaft“ aus, womit eine Tradition wiederaufgenommen werden sollte, die 1933 geendet hatte. Die Organisation „Kraft durch Freude“ hatte für die Sieger attraktive See- und Landreisen ausgesetzt, außerdem der Westdeutsche Beobachter einen Preis von RM 50.- für die beste Partie. Erster Preisträger wurde Hugo Hussong aus Ludwigshafen vor Otto Benkner aus Frankfurt und Felix Jost aus Fischbach. Der ASVer Hilmar Staudte, der vor der letzten Runde noch auf Platz 1 gelegen hatte, verlor die entscheidende Partie gegen Hussong und wurde so nur Vierter. Als Rahmenkämpfe fand ein Hauptturnier sowie ein A-Klassenturnier statt, zu dem 30 Meldungen von Vereins- bzw- Bezirksmitgliedern eingingen. Sieger des Hauptturniers wurde Vopel (Stolberg); in der A-Klasse wurde zwischen Heller (Kaska Kohlscheid) und ASV-Mitglied Pütz Gleichstand erzielt; im Stichkampf blieb Heller siegreich. Am Schlußabend, 2. Januar, nahm der Vereinsleiter im Vereinsheim die Siegerehrung mit Preisverteilung vor. „Dieses kleine Turnier schloß sich in würdiger Form den großen Veranstaltungen der Vorjahre an.“137

1938

Anfang Januar, kurz nach Ende des Rheinmeisterturniers, wurde Dr. Müller verhaftet und der Veruntreuung von 55.000 Reichsmark aus der Kasse der Kleinbahngesellschaft beschuldigt. Das Geld wollte er wohl für die Rettung des in beträchtliche finanzielle Schieflage geratenen Hotels Rosenbad in Burtscheid, das ihm bereits vor längerer Zeit per Erbschaft zugefallen war, einsetzen.138 Der Aachener Schachverein lehnte es jedoch ab, sich einen neuen Leiter zu geben, bevor die gegen Dr. Müller erhobenen Anschuldigungen bewiesen waren.

Zum dritten Male wurde am 12. und 13. Februar das Gedächtnisturnier für Wolfgang von Pittler ausgetragen. 36 Spieler aus dem Bezirk Aachen hatten sich gemeldet und die Vorrunden wurden, wie in den Vorjahren, in Gruppen zu je vier Teilnehmern ausgetragen. 6 Spieler, nämlich Vopel (Stolberg), Heller (Kaska Kohlscheid), Hoetz (Brachelen), Merkel (Kellersberg), Becker, Kinzen (Aachen 1856) errangen ohne Punktverlust den Gruppensieg und trugen nach dem k.o-System die Zwischenrunde unter sich aus. Hier qualifizierten sich Kinzen und Merkel für die Endrunde. Die erste Partie zwischen den beiden Gegnern endete unentschieden, während die neu angesetzte Entscheidungspartie nach gutem Spiel von Merkel gewonnen wurde.139

Am 2. April spielte der deutsche Meister Georg Kieninger, ein Schüler Tarraschs, im Corneliusbad simultan gegen 35 Gegner. Er gewann 28 Partien, verlor 2 (gegen Prof. Heusinger und den 16-jährigen Josef Quernheim) und gestaltete 5 unentschieden. Am Tag darauf spielte er gegen zehn starke Spieler unter Uhrenkontrolle und erreichte auch hier mit +8, =1, -1 ein überzeugendes Ergebnis. Nur gegen Pauly, Alsdorf, dem eine Glanzpartie mit Figuren- und nachfolgendem Damenopfer gelang, musste er sich geschlagen geben. Quernheim schaffte nach seinem Sieg am Vortag nochmal ein Remis.140

Im Mitte April war die Entscheidung im Winterturnier gefallen. Vereinsmeister wurde der 19-jährige Nachwuchsspieler Josef Mönch. In der Endrunde setzte er sich mit 6 Punkten aus 8 Partien durch. Vizemeister mit 5 Punkten wurde Alex Vincken, der Namenspatron des gleichnamigen Gambits, während Quernheim und Fritz Vopel sich mit 5 Punkten den dritten und vierten Platz teilten. Becker, Otto, Knauff, Reinartz und Kreutzer folgten auf den Plätzen.141

Im Juli wurde der wurde der „altbewährte, immer wieder junge“ Vopel mit 6 Punkten aus 8 Partien Kreismeister der „Deutschen Schachgemeinschaft“. Mit nur einem halben Punkt Rückstand folgte Quernheim.142

In der Zeit vom 17. September bis 1. Oktober richtete der ASV 1856 im Alten Kurhaus das 1. Reichsturnier der N.S.G. „Kraft durch Freude“ aus. „Als Auftakt zu den Kämpfen wurde ein „Lebendes Schachspiel“ auf dem Katschhof vorgeführt. Der kämpferische Wert des Spiels wurde dadurch unterstrichen, daß die Figuren des Spiels die Uniformen der Soldaten der Bereiungskriege trugen. Eine dichtgedrängte Zuschauermenge verfolgte die farbenprächtige Schau mit lebhaftem Interesse. Nachmittags begann dann im Alten Kurhaus die erste Runde des Turniers. 14 Meister aus allen Gauen des Reiches waren eingeladen, und volle zwei Wochen tobte ein Kampf um den Sieg, dem erst die letzte Runde ein Ende bereitete. Hans Müller, Wien, war der würdige, erste Preisträger. Er erreichte 9½ Punkte aus 13 Partien. Dichtauf folgte der Berliner Meister Elstner, der im letzten Augenblick, nachdem er das ganze Turnier geführt hatte, über Kunitzky, Freiburg, strauchelte. Den dritten Platz belegte John, Berlin, während Dr. van Nüß, Düsseldorf, mit Staudte, Aachen, mit je 7½ Punkten den 4.-5. Platz teilten.“143 Als Preise hatte die KdF-Reichsleitung für den Sieger eine Reise nach Griechenland, für den 2. und 3. Platz eine Nordseereise zur Verfügung gestellt. Während der Schlussfeier wurde ein Entschluss des Oberbürgermeisters bekannt gegeben, dass das Reichsschachturnier in Zukunft stets in Aachen stattfinden solle. Der Krieg vereitelte diesen Plan.

„Das gleichzeitig mit dem Reichsschachturnier als „Otto-Brech-Gedenkturnier“ veranstaltete Hauptturnier endete mit einem Siege des Vereinsmeisters Josef Mönch, der 6 Punkte aus acht Partie ereichte. Lange Zeit sah es nach einem Siege seines Klubkameraden Vincken (Heerlen) aus, der groß in Form war; aber zum Schluß ließ er sich durch einen Fingerfehler schlagen und kam so um den verdienten ersten Platz.“144 3.-4. Pauly (Alsdorf) und Merkel (Kellersberg) je 5 Punkte, 5. Wamper (Kaska Kohlscheid, 4 Punkte), 6. Vopel (ASV, 3 Punkte). 7. Küppers (Düren, 2 Punkte), 8. Essers (ASV, 1 Punkt).

Am 17. Oktober wurde Müller vom Aachener Landgericht wegen Untreue zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Gerichtsverhandlung weigerte sich Müller, über den Verbleib des veruntreuten Geldes, das in dubiosen Kanälen versickert war, aufzuklären. Eine Haftverschonung für den herzkranken 55-jährigen lehnte das Gericht mit der Begründung ab, dass er seine Stellung als „Vertrauensmann der Partei“ im Vorstand der Kleinbahngesellschaft „gröblich missbraucht“ habe. Die TH Aachen entzog ihm daraufhin am 9. Dezember die Doktorwürde.145 Trotz des Urteils hielt der Aachener Schachverein Müller die Treue, sein Stellvertreter Wilhelm Klinkenberg führte den Verein weiterhin nur kommisarisch.

Ein Wettkampf am 4. Dezember des Aachener Schachvereins 1856 gegen die vereinigten Dürener Schachvereine endete mit einem überraschend hohen Aachener Sieg 11:4. Der für den 18. Dezember geplante Wettkampf gegen Holländisch-Limburg fiel wegen eines Erlasses des Reichssportführers, der jede sportliche Betätigung mit Holland untersagt hatte, aus.146

Am 29. Dezember spielte Hans-Hilmar Staudte im Corneliusbad an 25 Brettern gegen starke Gegnerschaft simultan. Eine Partie wurde beiderseits blind gespielt, und zwar erreichte der frühere Vereinsmeister Gillessen nach ausgeglichenem Kampf unentschieden. Staudte verlor nur eine Partie (gegen den 18-jährigen Rousseau, 1856), machte außer der Blindpartie noch fünfmal unentschieden und gewann die übrigen 18 Partien.147

Eine Aufnahme von der Simultanvorstellung am 29. Dezember. Hans-Hilmar Staudte steht vorne gebückt am Brett, ihm gegenüber sitzt Josef Mönch, vorne links der Kellersberger Willy Merkel. Das Foto, das uns nur in einer schlechten Kopie vorliegt, hat wahrscheinlich Wilhelm Klinkenberg, seinerzeit kommisarischer Vereinsleiter, aufgenommen.

1939

Zur Vorrunde des 4. Wolfgang-von-Pittler-Gedächtnisturniers traten am 28. und 29. Januar 48 Teilnehmer an, die im bewährten Modus in Vierergruppen ausgelost wurden. Neun Spieler gewannen ihre Gruppe mit voller Punktzahl, nämlich Becker (ASV), Cremer (Jülich), Gillessen (ASV), Lemmen (Linnich), Steinhart (ASV), A. Timmermann (ASV), Vinken (Heerlen), Vopel (Stolberg) und Wamper (Kaska Kohlscheid). Nach einer Zwischenrunde im KO-Format trugen die verbliebenen Spieler (Vopel, Cremer, Gillessen, Timmermann) ein Viererturnier als Finale aus. Hier setzte sich etwas überraschend Albert Timmermann durch.148

Im März gingen die ersten KdF-Mannschaftsmeisterschaften in Aachen-Stadt und Aachen-Land zu Ende. Turnierleiter war KdF-Kreisschachwart Reinartz (1856). Die KdF hatte vor allem das Betriebsschach gefördert, entsprechend sahen die Tabellen aus. In der Gruppe Aachen-Stadt gewann die Mannschaft von Garbe-Lahmeyer vor der Aachen-Münchener und Schumag. Die Gruppe Aachen-Land wurde von der Mannschaft der Grube Eschweiler Reserve (Nothberg), gewonnen, vor Stolberg und Kaska Kohlscheid.149

Mit den Worten „Am 8. April verschied in Düsseldorf unser Vereinsleiter Dr. Ing. Peter Müller.“ beginnt im Protokollbuch ein von Wilhelm Klinkenberg verfasster Nachruf, in dem die großen Leistungen des Verstorbenen für den Verein gewürdigt werden und nicht erwähnt wird, dass Dr. Müller in Düsseldorf war, weil er dort seine Haftstrafe verbüßte. Besonders hervorgehoben werden die großen schachlichen Veranstaltungen, die aufgrund seiner Initiative zustande gekommen seien, die geradezu ideale Lösung der Lokalfrage, und seine hochherzige materielle Unterstützung, die er Verein zuteil werden ließ. (Wobei sich der Chronist jetzt natürlich die Frage stellt, ob man für letzteres nicht eher den Passagieren der Kleibahn hätte danken sollen.) Mit Müllers Tod sei nunmehr die Zeit des eineinvierteljährigen Interregnums vorbei und der Vorstand werde die Mitglieder in Kürze zu einer Hauptversammlung zusammenrufen, um ein neues Haupt zu wählen. An dieser Stelle reißen die Aufzeichnungen im Protokollbuch ab, von der angekündigten Generalversammlung liegen uns keine Nachrichten vor.

Im Winterturnier lieferten sich die beiden Nachwuchskräfte Quernheim und Mönch ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vereinsmeisterschaft. Im Mai hatte sich ersterer durchgesetzt. Altmeister Vopel belegte den dritten Platz. Besonders hervorgehoben wurde von der Presse auch der gute 6. Platz des erst 14-jährigen Quix.150

Etwa zur gleichen Zeit gewann Quernheim auch die KdF-Kreismeisterschaft vor Sobczak (1856) und Merkel (Kellersberg). Damit war Quernheim für die Meisterschaft des Gaus Köln-Aachen, die Ende Juni in Gummersbach stattfand, qualifiziert. Dort verwies er mit überragenden 4½ Punkten aus 5 Partien u.a. den Kölner Stadtmeister Frielingsdorf und den Dürener Kreismeister Wirth deutlich auf die Plätze151 und qualifizierte sich für die Westdeutsche Zonenmeisterschaft, die vom 6.-12. August in Köln ausgetragen wurde. In dem starken Feld dort musste er sich dann allerdings mit 3½ Punkten aus 9 Partien zufrieden geben.152

Im Sommer wurde auch eine Gaumannschaftsmeisterschaft gestartet. Mitte Juli waren die ersten beiden Runden gespielt. Sie brachten dem Aachener Schachverein 1856 ein Unentschieden gegen die Fordwerke Köln (5:5) und einen hohen Sieg über den Dürener Schachverein 1913 (8:2). Damit lag man einen Mannschaftspunkt hinter dem augenblicklichen Spitzenreiter Humboldt-Deutzmotoren Köln.153 Da Mannschaftsmeisterschaften in jenen Zeiten zeitlich enger getaktet waren als heutzutage, vermuten wir, dass die Meisterschaft noch beendet, aber ihr Ergebnis bis zu Kriegsbeginn nicht mehr in der Zeitung veröffentlicht wurde.

Am 1. September, dem Tag des deutschen Überfalls auf Polen, erschien mit Nummer 683 die vorläufig letzte Ausgabe der „Aachener Schach-Zeitung“ im Aachener Anzeiger / Politisches Tageblatt.

1940-1943

Für die Kriegsjahre enthält das Protokollbuch des Aachener Schachvereins als einziges Dokument die Niederschrift der Jahreshauptversammlung vom 9. Januar 1943. Dieser ist zu entnehmen, das der Verein im Januar 1941 sein langjähriges Spiellokal im Corneliusbad aufgeben musste und in den „Berliner Hof“ umgesiedelt war. Auf einer Hauptversammlung am 10. September 1941 hatte man die Herren Schander zum Vorsitz, Herrn Giesen zum Schriftführer und Herrn Jansen zum Kassierer gewählt, da durch den Wegzug des Herrn Hilden nach Eupen und die Einziehung des Herrn Klinkenberg ein Vakuum entstanden war.

Im November 1941 hatte man im Auftrag der NS-Gemeinschaft KdF die Betreuung der in Aachener Lazaretten untergebrachten Verwundeten übernommen. Als Betreuer der Verwundeten betätigten sich regelmäßig die Herren Giesen und Körfer.

Am 4. Juli 1942 trug der Aachener Schachverein im Berliner Hof einen Freundschaftskampf gegen die Betriebschachgruppe der Garbe, Lahmeyer & Co. AG aus und gewann mit mehr Mühe als erwartet mit 6:3.154 Dies ist der einzige sportliche Wettkampf des ASV in Kriegszeiten, von dem wir Kenntnis haben, was allerdings nicht heißt, dass es keine anderen Veranstaltungen gegeben hat.

Zum Zeitpunkt der oben bereits erwähnten Hauptversammlung am 9. Januar 1943 zählte der Verein immerhin noch 57 Mitglieder außer den zur Wehrmacht einberufenen. Von diesen waren 34 zur Versammlung erschienen. Major Schander erklärte wegen Arbeitsüberlastung seinen Rücktritt vom Posten des Vorsitzenden, und die Versammlung wählte einstimmig Herrn Franz Moitroux zu seinem Nachfolger, Herrn Dr. Ed. Pistorius zum Schriftführer, Herrn Wilh. Jansen zum Kassierer und Herrn Josef Brammertz zum Spielleiter. Ein Thema der Sitzung war ein möglicher Wiederbeitritt des Vereins zum Großdeutschen Schachbund. Der leidige Streit zwischen der Kdf-Schachabteilung und dem GSB war nämlich auch in Kriegszeiten nicht beigelegt worden, aber immerhin hatte KdF-Gauschachwart dem Verein freigestellt, auch dem G.S.B. beizutreten. Die Versammlung sprach sich entsprechend für einen solchen Beitritt aus.

Am 3. Oktober 1943 zog der Verein noch einmal um, und zwar in sein neues Vereinslokal Kohnen, Beeckstraße 36. Laut einer Ankündigung im Aachener Anzeiger vom 1.10.1943 sollte jeden Tag, außer Montag, ab 16 Uhr Spielmöglichkeit bestehen. Fliegergeschädigte Mitglieder wurden gebeten, ihre etwaige neue Anschrift dem Verein bekannt zu geben.

Anmerkungen

  1. Protokoll Generalversammlung vom 21.1.1926.
  2. Die Schach-Ecke bringt aus diesem Wettkampf die beiden Partien Brech – Platz in Nr.11, 9.10.1926, die Partien von Pittler – Dr. Lipkowitz in Nr.18, 27.11.1926 und Nr.20, 11.12.1926, und eine Partie Lauterjung – Karfiol in Nr.24, 8.1.1927.
  3. Schach-Ecke Nr.9, 25.9.1926.
  4. W. von Pittler im Aachener Anzeiger, 4.10.1926. Für den ASV spielten Hilden, Vopel, Lauterjung, von Pittler, Holländer, van Spankeren, Staudte jun., Vopel jun., Staudte sen., König, Spoerl, Schander, Riese, H. Timmermann, Bergs, Frank, Rosewick, Nütten, Thomas, Donner und Koerfer. Die Darstellung in der Festschrift „135 Jahre Aachener Schachverein“, dass Aachen kurz vor Schluss noch 10:9 geführt habe, ist allerdings nicht richtig. Von Pittler berichtete a.a.O., dass beim Stand von 10:9 für Limburg sich alle Aufmerksamkeit auf die beiden letzten Partien an den Brettern 16 und 19 richtete, wo es dann noch einen Sieg und eine Niederlage gab.
  5. Schach-Ecke Nr.28 vom 5.2.1927, Partie Nr.24.
  6. Elke Hahnen, Friedrich-Karl Hebeker, Erich Noldus: 150 Jahre für 64 Felder, Chronik des Düsseldorfer Schachverein von 1854. Die drei Partien Brechs bringt die Schach-Ecke in Nr.30, 18.2.1927, Nr.32, 5.3.1927 und Nr.37, 9.4.1927.
  7. Versammlungsprotokoll.
  8. Schach-Ecke Nr.40, 30.4.1927.
  9. Bericht von W. Liebig in Schach-Ecke Nr.49, 2.7.1927.
  10. Schach-Ecke Nr.54, 6.August 1927.
  11. Einen ausführlichen Bericht von diesem Turnier verlagern wir in einen eigenen Artikel.
  12. Schach-Ecke Nr.59, 19.9.1927
  13. Schach-Ecke Nr.63, 8.10.1927. Siehe auch den Artikel „Die Vereinigung der Schachvereine Aachen-Land 1927-1933“.
  14. Da wir über diese Meisterschaft schon im Artikel “Die Niederrhein-Bezirksmeisterschaften 1927-1930“ ausführlich berichtet haben, erwähnen wir in diesem Beitrag nur kurz die Ergebnisse.
  15. Schach-Ecke Nr.73, 17.12.1927.
  16. Schach-Ecke Nr.77, 14.1.1928. Anscheinend haben Schachwettkämpfe damals sehr lange gedauert.
  17. Schach-Ecke Nr.78, 21.1.1928 und Versammlungsprotokoll.
  18. Schach-Ecke Nr.78, 21.1.1928.
  19. Schach-Ecke Nr.88, 1.4.1928.
  20. Jahresbericht 1928 im Protokoll der Generalversammlung vom 24.1.1929. Auch Schach-Ecke Nr.89, 8.4.1928.
  21. Schach-Ecke Nr.100, 23.6.1928.
  22. Schach-Ecke Nr.100, 23.6.1928.
  23. Schach-Ecke Nr.103, 14.7.1928.
  24. Echo der Gegenwart, 20.9.1928.
  25. Jahresbericht 1928 im Protokoll der Generalversammlung vom 24.1.1929.
  26. Versammlungsprotokoll.
  27. Schach-Ecken Nr.139 und 140 vom 23.3.1929 bzw. 30.3.1929.
  28. Schach-Ecke Nr.145, 4.5.1929.
  29. Schach-Ecke Nr.149, 1.6.1929.
  30. Schach-Ecke Nr.151, 15.6.1929.
  31. Schach-Ecke Nr.185, 21.9.1929.
  32. Dr. Scherer, Vereinschronik zum 135-jährigen Jubiläum. Siehe auch Artikel „Wolfgang von Pittler“.
  33. Versammlungsprotokoll.
  34. Schach-Ecke Nr.197, 3.5.1930.
  35. Schach-Ecke Nr.197, 3.5.1930.
  36. Schach-Ecke Nr.199, 17.5.1930.
  37. Berichte im Aachener Anzeiger vom 2.6.1930, im Echo der Gegenwart vom 14.5., 19.5., 26.5. und 2.6.1930, außerdem Schach-Ecke Nr.199,200,201 vom 17.5., 24.5. und 31.5.1930.
  38. Schach-Ecke Nr.201, 31.5.1930.
  39. Schach-Ecke Nr.202, 204, 206, vom 7.6., 21.6. bzw. 5.7.1930.
  40. Der Vortrag erschien als Artikelserie in den Schach-Ecken 213-217, 23.8., 30.8., 6.9., 13.9, und 20.9.1930.
  41. Schach-Ecke Nr.215-217, 6.9., 13.9., 20.9.1930.
  42. Schach-Ecke Nr.218, 27.9.1930.
  43. 150 Jahre für 64 Felder, Düsseldorfer Schachverein von 1854, Festschrift.
  44. Schach-Ecke Nr.225, 15.11.1930. Für Aachen spielten Brech (½), Hilden (1), v. Pittler (½), Vopel (1), Donner (0), Becker (0), Dericum (1), Hoff (½), Rosewick (1), v. Guerard (0), Timmermann (0), Thomas (1), Charell (0), Frank (1), Brüggemann (0).
  45. Alle biographischen Angaben über Müller entnehmen wir René Rohrkamp, Ingo Deloie: „Und Salomon spielt längst nicht mehr.“Alemannia Aachen im Dritten Reich. Verlag Die Werkstatt, 2017. Insbesondere S.68-69 und S.77-79.
  46. Schach-Ecke Nr.208, 211, 212, 213 vom 19.7., 9.8, 16.8 bzw. 23.8.1930.
  47. Schach-Ecke Nr. 252, 23.5.1931.
  48. Protokoll der Generalversammlung vom 18.1.1932.
  49. Schach-Ecke Nr.271,272 vom 3.10. bzw. 10.10.1930.
  50. Versammlungsprotokoll.
  51. Protokoll der Generalversammlung vom 18.1.1932.
  52. Protokoll der Generalversammlung vom 18.1.1932.
  53. Schach-Ecke Nr.292, 26.02.1932.
  54. Schach-Ecke Nr.295, 18.3.1932, und Nr.361, 24.6.1933.
  55. Schach-Ecke Nr.301, 30.4.1932.
  56. Schach-Ecke Nr.303, 14.5.1932.
  57. Schach-Ecke Nr.305, 28.5.1932.
  58. Schach-Ecke Nr.305, 28.5.1932.
  59. Schach-Ecke Nr.308, 17.6.1932.
  60. Versammlungsprotokoll.
  61. Schach-Ecke Nr.328, 5.11.1932.
  62. Schach-Ecke Nr.328, 5.11.1932.
  63. Jahresbericht 1932 im Protokoll der Generalversammlung vom 2.2.1933.
  64. Versammlungsprotokoll.
  65. Jahresbericht 1933 im Protokoll der Generalversammlung vom 7.3.1934.
  66. Verwaltungsbericht der Stadt Aachen 1933, S.12.
  67. Siehe „Jahresbericht für die Zeit vom 2. Febr. 1933 bis 7. März 1934“ im Protokollbuch.
  68. Rheinische Schachzeitung Nr.4/1933, S.58.
  69. Rheinische Schachzeitung Nr.5/1933, S.80-81, Protokoll der außerordentlichen Hauptversammlung.
  70. Rheinische Schachzeitung Nr.6/1933, S.98.
  71. Gemeint sind hier vor allem der Deutsche Schachbund und die Schachvereinigung des Deutschen Handlungsgehilfenverbands. Die Arbeiterschachbünde wurden auf dem Verbotsweg erledigt, das Verhältnis mit dem katholischen Jungmännerverband wurde später nach Abschluss des Reichskonkordats vertraglich geregelt, siehe z.B. Ralf Wölk: Schach unterm Hakenkreuz. Politische Einflüsse auf das Schach im Dritten Reich. Tübinger Beiträge zum Thema Schach, Band 3, S.31-44.
  72. Vom Westdeutschen Schachbund zum Schachbund Nordrhein-Westfalen, Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des SBNRW, 1986, S. 58.
  73. Versammlungsprotokoll. Wir vermuten, dass sich zusammen mit den oben genannten sieben Vorstandsmitgliedern im Vorstand eine 5:4 Mehrheit der Parteimitglieder ergab.
  74. Jahresbericht 1933 im Protokoll der Generalversammlung vom 7.3.1934. Vgl. auch die Berichte in der Schach-Ecke Nr. 341 vom 4.2.33, im Politischen Tageblatt vom 25.2.33, und in der Schach-Ecke Nr. 359 vom 10.6.1933.
  75. Jahresbericht 1933 im Protokoll der Generalversammlung vom 7.3.1934.
  76. Jahresbericht 1933 im Protokoll der Generalversammlung vom 7.3.1934.
  77. Kongressbuch Pyrmont 1933. Verlag des Großdeutschen Schachbundes, Berlin Charlottenburg, 1933., S.11.
  78. Diese festschrifttaugliche Formulierung stammt aus der Chronik von Dr. Scherer. Sie verschleiert, dass es „Unstimmigkeiten“ gegeben hatte, die noch Wochen später nicht beigelegt waren. Das Protokoll der ASV-Vorstandssitzung vom 13.6.1933 deutet darauf hin, dass der Vorwurf erhoben worden war, es wäre eine für den Ausgang wichtige Partie verschoben worden.
  79. Kongressbuch Pyrmont 1933. Verlag des Großdeutschen Schachbundes, Berlin Charlottenburg, 1933.
  80. Von dem Rundschreiben berichtet Ralf Wölk, Schach unterm Hakenkreuz, S.58.
  81. Ausgerechnet die Niederschrift dieser Sitzung fehlt im Protokollbuch.
  82. Schach-Ecke Nr.367, 4.8.1933.
  83. R. Rohrkamp, I. Deloie: „Und Salomon spielt längst nicht mehr.“ Alemannia Aachen im Dritten Reich. Verlag die Werkstatt, 2017.
  84. Das bedeutete wohl, dass auch sog. „Vierteljuden“ aus den Vereinen ausgeschlossen werden sollten. Damit ging der Verband über das Pyrmonter Programm des GSB hinaus. Dort hatte GSB-Führer Zander verlautbaren lassen: „Ich will gestatten, daß Mitglieder, die unter ihren Großeltern drei Arier und nur einen Juden haben, in den Vereinen bleiben, sofern sie deutsch gesonnen sind.“ (Kongressbuch Bad Pyrmont, Verlag des Großdeutschen Schachbunds, 1933, S.4.)
  85. Deutsche Schachblätter Nr.16/1933, S.241.
  86. Genaue Mitgliederlisten des Vereins liegen uns nicht vor. Wir müssen uns mit Sitzungsprotokollen, Turniertabellen und Zeitungsberichten behelfen. Viele Vereinsmitglieder sind uns nur über ihren Nachnamen bekannt, was für eine eindeutige Identifizierung nicht ausreicht.
  87. „Jahresbericht für die Zeit vom 2. Febr. 1933 bis 7. März 1934“ im Protokollbuch.
  88. In einem Schreiben vom 9. November 1933 lernen wir Müller z.B. als Propagandawart kennen:

    An alle Vereinsführer!

    Die Gründung des Grossdeutschen Schachbundes als Folge der nationalen Erhebung unter Führung Adolf Hitlers hat jedem deutschfühlenden und deutschdenkenden Schachfreund die Freude am Schachspiel wiedergegeben. Die in der kurzen Zeit erreichten Erfolge lassen für die Zukunft für das Schachspiel das Beste erwarten. Diese erfreuliche Tatsache verdanken wir einzig und allein der Tatkraft unseres grossen Führers Adolf Hitler.

    Wir haben am 12. November die Gelegenheit, dem Führer für diese Grosstat ein klein wenig unsere Dankbarkeit zu bezeugen, indem wir ihm und seinen Getreuen, darunter dem Schirmherr des Grossdeutschen Schachbundes Dr. Goebbels, bei der Wahl unsere Stimme geben.

    Einmütigkeit im Wollen und Trachten aller Deutschen, rückhaltloses Vertrauen zum Volkskanzler und unerschütterliche Gefolgschaftstreue zu bekunden, ist und muss der einzige Sinn der Volksabstimmung am 12. November sein. Wer in unserer Kaiserstadt Aachen und im Landkreis Aachen an diesem Tag versagt, stellt sich bewusst in die Reihe der Feinde des deutschen Volkes und muss als Landesverräter gebrandmarkt werden.

    Jch erwarte als Führer des Kreises Aachen im Niederrheinischen Schachverband, dass jedes Mitglied am 12. November seine Pflicht als Wähler erfüllt und fordere die Vereinsfüher hiermit auf, alle Vereinsmitglieder auf dieses Schreiben aufmerksam zu machen.

    Heil Hitler!

  89. Schach-Ecke Nr.377, 14.10.1933. Die folgende Tabelle haben wir rekonstruiert aus Angaben im Aachener Anzeiger vom 6.9. und 9.9.1933, im Echo der Gegenwart vom 21.9.1933 und im Protokollbuch von Arminia Eilendorf.
  90. „Jahresbericht für die Zeit vom 2. Febr. 1933 bis 7. März 1934“ im Protokollbuch.
  91. Brinckmann kommentierte die Partien gegen Staudte und Hilden für Schach-Ecke Nr.380, 4.11.1933.
  92. ebda.
  93. Siehe auch Artikel „Der Schachkreis Aachen im Großdeutschen Schachbund 1933-1939.
  94. „Schach-Ecke Nr.386, 16.12.1933.
  95. Siehe Artikel „Wolfgang von Pittler“.
  96. Schach-Ecke Nr.5 vom 9.3.1935.
  97. Diese Episode haben wir bereits im Artikel „Der Schachkreis Aachen im Großdeutschen Schachbund 1933-1939“ berichtet.
  98. Schach-Ecke Nr.19, 15.6.1934.
  99. Alfred Brinckmann: Die Deutsche Schachmeisterschaft in Bad Aachen 1934, Walter deGruyter & Co, 1934., S.1.
  100. In seinen „Schacherinnerungen“ (Carl Carls und die Bremer Partie, Walter de Gruyter, 1957) schreibt z.B. Turniersieger Carls: „Der Aachener Schachverein hat dieser Veranstaltung einen glänzenden Rahmen zu geben gewußt. Auch die Presse tat sich hervor, sie brachte täglich groß aufgezogene Berichte. Ich war, wie schon im Vorjahr im „Quellenhof“, einem der schönsten Hotels der Rheinprovinz, untergebracht.“
  101. Es wurde die „unsterbliche Partie“ Anderssen -Kieseritzki vorgeführt und per Lautsprecher kommentiert. Der weiße König stellte Friedrich Wilhelm II., der schwarze Napoleon I. dar.
  102. ebda.
  103. Gemeint ist das zweite Weltmeisterschaftsmatch der beiden, das vom 1.4.1934 bis 14.6.1934 von mehreren Städten ausgerichtet (und finanziert) wurde: Baden-Baden, Villingen, Konstanz, Freiburg, Pforzheim, Stuttgart, München, Bayreuth, Nürnberg, Karlsruhe, Mannheim, Berlin.
  104. 31.August
  105. Schach-Ecke Nr.23, 13.7.1934.
  106. Schach-Ecke Nr.33, 21.9.1934.
  107. Schach-Ecke Nr.36, 12.10.1934.
  108. Undatierter ins Protokollbuch eingeklebter Zeitungsauschnitt aus dem „Westdeutschen Beobachter“. Auch Schach-Ecke Nr.48, 4.1.1935.
  109. Versammlungsprotokoll.
  110. Schach-Ecke Nr.51, 25.1.1935.
  111. Siehe Schach-Ecke Nr.100, 3.1.1936
  112. Eintragung im Protokollbuch hinter dem Jahresbericht für 1934.
  113. Schach-Ecke Nr.59, 22.3.1935.
  114. Caissa, 4.Jg.(1950), Nr.14, S.216.
  115. Schach-Ecke Nr.60, 30.3.1935. Dr. Jan Selman war der ältere Bruder des bekannten niederländischen Studienkomponisten John Selman jr.
  116. Jahresbericht 1935 im Protokollbuch.
  117. Die Deutsche Schachmeisterschaft in Bad Aachen 1935, Walter de Gruyter, 1935.
  118. Undatierter, im Protokollbuch eingeklebter Zeitungsauschnitt.
  119. TODO
  120. TODO
  121. Schach-Ecke Nr.102, 18.1.1936. Siehe auch Eintrag im Protokollbuch unter dem Jahresbericht für 1935.
  122. Schach-Ecke Nr.122, 5.6.1936.
  123. Protokollbuch.
  124. Protokollbuch.
  125. Schach-Ecke Nr.136, 11.9.1936.
  126. Protokollbuch.
  127. Protokollbuch.
  128. Schach-Ecke Nr.141, 16.10.1936. Man sollte diese Angabe mit Vorsicht behandeln. Der SK München 1836 zum Beispiel dürfte zu dieser Zeit mehr als 200 Mitglieder gehabt haben.
  129. Schach-Ecke Nr.161, 5.3.1937.
  130. ebda.
  131. Schach-Ecke Nr.169, 30.4.1937. Auch Jahresbericht 1937 im Protokollbuch.
  132. Diesen Konflikt haben wir bereits im Artikel „Der Schachkreis Aachen im Großdeutschen Schachbund 1933-1939“ geschildert.
  133. Protokoll der Generalversammlung vom 7. März 1934.
  134. Rundschreiben der DSG-Gaugruppe Düsseldorf vom 2.9.1937, gefunden im Archiv des Schachvereins Würselen.
  135. Rundschreiben von Dr. Müller an die Vereine des Schachbezirks Aachen vom 18.6.1937.
  136. Versammlungsprotokoll.
  137. Protokollbuch, Jahresbericht 1937.
  138. René Rohrkamp, Ingo Deloie: „Und Salomon spielt längst nicht mehr“. Alemannia Aachen im Dritten Reich, Verlag die Werkstatt, 2017, S.77f.
  139. Aachener Schach-Zeitung Nr. 605, 4.3.1938
  140. Aachener Schach-Zeitung Nr.611, 14.4.1938.
  141. Aachener Schach-Zeitung Nr.612, 22.4.1938.
  142. Aachener Schach-Zeitung Nr.625, 22.7.1938. Parallel dazu gewann Roßkopf die GSB-Bezirkseinzelmeisterschaft (Aachener Anzeiger 1.9.1938), so dass es entsprechend der Spaltung der Verbände nun zwei Aachener Einzelmeister gab.
  143. „Das Aachener Schachjahr 1938“, Westdeutscher Beobachter, 21.12.1938.
  144. Aachener Schach-Zeitung Nr. 636, 7.10.1938.
  145. René Rohrkamp, Ingo Deloie: „Und Salomon spielt längst nicht mehr.“ Alemannia Aachen im Dritten Reich. Verlag Die Werkstatt, 2017. S.78.
  146. Aachener Schach-Zeitung Nr.648, 30.12.1938.
  147. Aachener Schach-Zeitung Nr.648, 30.12.1938.
  148. Aachener Schach-Zeitung Nr.654, 10.2.1939 und Nr.657, 3.3.1939.
  149. Aachener Schach-Zeitung Nr.660, 24.3.1939. Mit „Stolberg“ ist hier wohl nicht der GSB-treue Stolberger Schachverein sondern die Betriebsschachgruppe „Stolberg Metallwaren“ gemeint.
  150. Aachener Schach-Zeitung Nr.567, 12.5.1939 und Westdeutscher Beobachter, 6.5.1939.
  151. Aachener Schach-Zeitung Nr.677, 21.7.1939
  152. Aachener Schach-Zeitung Nr.683, 1.9.1939.
  153. Aachener Schach-Zeitung Nr.677, 21.7.1939.
  154. Bericht im Aachener Anzeiger, 10.7.1942.