Der Schachkreis Aachen im Großdeutschen Schachbund 1933-1939

Nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten mußte der Aachener Schachverband im Sommer 1933 seine Eigenständigkeit aufgeben und sich dem Großdeutschen Schachbund angliedern. Dieser Artikel erstellt eine Chronologie des neuen GSB-Schachkreises Aachen bis zum Kriegsbeginn 1939 und zeigt auf, wie die NS-Politik Einfluß auf das Schachleben in Aachen nahm. Von Philipp Lamby, 5.4.2020. Ergänzungen: 2.2.2021.

1 Vorbemerkung

Dieser Artikel setzt die Chronik des Aachener Schachverbands, die im Vorgängerartikel „Die Vereinigung der Schachvereine Aachen-Land 1927-1933“ begonnen wurde, fort. Auch die NS-Zeit ist in der Verbandschronik bisher nur sehr lückenhaft dargestellt. Die Schachberichterstattung in den beiden Aachener Tageszeitungen, dem „Aachener Anzeiger/Politisches Tageblatt“ und dem „Echo der Gegenwart “, bietet aber durchaus genügend Material, um zumindest eine vernünftige Chronologie der Schacherereignisse in Aachen zu erstellen. Beide Zeitungen liegen in digitaler Form vor und sind über das Portal www.zeitpunkt.nrw frei verfügbar. Das Echo wurde allerdings am 1. Januar 1936 von den NS-Behörden eingestellt. Auch das NSDAP-Sprachrohr Westdeutscher Beobachter berichtete über die Aachener Schachereignisse. Aus dem Beobachter liegen mir aber nur ein paar vereinzelte Ausschnitte vor, die der im vorigen Jahr verstorbene Franz Johnen bei seinen Recherchen für die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des ASVb [ASVb2003] aufgetrieben hatte.

Daneben existieren eine Reihe von Chroniken und Festschriften der einzelnen Vereine; diejenigen, die für diesen Artikel herangezogen wurden, sind am Ende des Artikels aufgelistet. Die ältesten davon wurden in den 70er-Jahren von Zeitzeugen verfaßt, die die Ereignisse in den 20er- und 30er-Jahren noch selbst miterlebt hatten. Wahrscheinlich schrieben sie ihre Erinnerungen aber ohne Rückgriff auf schriftliche Unterlagen auf. Entsprechend lassen sich zahlreiche Irrtümer nachweisen, besonders was die Datumsangaben angeht. Auch inhaltlich muß man diese Chroniken mit gebotener Skepsis lesen, da sie meist versuchen, den Einfluß der nationalsozialistischen Politik auf das Schachleben auszublenden.

Tatsächlich aber unterlagen die Vereine den Anordnungen des Großdeutschen Schachbundes und des Niederrheinischen Schachverbands, denen der Schachkreis Aachen angehörte. Diese wiederum setzten die Ideologie der NS-Machthaber um. Die Hintergrundinformationen darüber sind der Arbeit von Ralf Wölk [Woelk1996] und der Festschrift [NRW125] entnommen.

2 Die Gleichschaltung

Anfang 1933 sah die Situation im Aachener Schach wie folgt aus. Der Aachener Schachverein 1856 war der größte und spielstärkste Verein der Stadt. Er bekam aber seit jüngster Zeit ernsthafte Konkurrenz durch den aufstrebenden Burtscheider „Schachklub Aachen-B“. Beide gehörten dem Niederrheinischen Schachverband (NRSV) an, der als Landesverband dem Deutschen Schachbund (DSB) angeschlossen war. Daneben gab es zwei lokale Schachverbände, nämlich den „Aachener Schachverband“, der sich bis 1932 „Vereinigung der Schachvereine Aachen-Land“ genannt hatte, und den „Katholischen Schachverband Aachen“. Der Aachener Schachverband vereinigte etwa 15 Vereine mit insgesamt ca. 400 Mitgliedern. Der Katholische Schachverband war von vergleichbarer Größe. Wenn man die Gesamtzahl der Aachener Schachspieler abschätzen will, darf man aber nicht einfach die Mitgliedszahlen der beiden Verbände addieren, denn Doppelmitgliedschaften waren üblich. Ferner gab es in Aachen noch einen Arbeiterschachverein, der dem sozialdemokratischen Deutschen Arbeiter-Schachbund (DAS) angeschlossen war. Über diesen Verein ist aber nicht viel bekannt, weil er sich völlig von den anderen Schachvereinen isolierte und seinen Mitgliedern jeden Kontakt mit den „bürgerlichen“ Schachspielern untersagte.

Auf nationaler Ebene hatten Berliner Schachfunktionäre bereits 1931 einen nationalsozialistisch ausgerichteten „Großdeutschen Schachbund“ (GSB) gegründet, der aber vorläufig nicht durch besondere Aktivitäten in Erscheinung getreteten war. Nach der sogenannten Machtergreifung besorgten sich diese Funktionäre bei den Berliner Parteistellen eine Vollmacht, die deutschen Schachverbände zu einem Einheitsbund zusammenzufassen. Auf dieser Grundlage fand am 23.4.1933 in Berlin eine Tagung statt, bei denen die verschiedenen deutschen Schachverbände ihre Selbständigkeit – laut Versammlungsprotokoll „freiwillig“1 – aufgaben und den Weg für eine zentrale Leitung durch den Großdeutschen Schachbund freimachten. Der Vorsitzende des DSB, Walter Robinow, ein Hamburger Kaufmann jüdischer Abstammung, war bereits vorher zurückgetreten. 2

Zu dieser Zeit dürfte der Aachener Arbeiterschachverein wie alle Arbeiterorganisationen schon aufgelöst gewesen sein. Grundlage dafür war die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28.2.1933; Erlasse über die „Beschlagnahme des Vermögens verbotener und marxistischer Organisationen“ waren am 3.Mai herausgegangen. 3 Konkrete Nachrichten vom Ende des Aachener Arbeiterschachverein liegen allerdings nicht vor. In einem Schreiben vom 18.Mai teilte der kommisarische Vorsitzende des GSB, Pruske, den Verbänden und Vereinen Regeln für den Umgang mit den ehemaligen Mitgliedern der Arbeiterschachvereine mit.4 Insbesondere durften die Arbeiterschachvereine nicht einfach geschlossen in die GSB-Verbände eintreten. In Aachen ist dies auch nicht geschehen.

Die erste große Schachveranstaltung in der Ägide des GSB war ein nationales Meisterturnier, das der Aachener Schachverein in Zusammenarbeit mit der Aachener Kurverwaltung kurzfristig aus dem Boden gestampft hatte. Dieses fand vom 25.Mai bis 7.Juni im Neuen Kurhaus statt. Wie der ASV so schnell so enge Beziehungen zum GSB aufbauen konnte, ist unklar, aber alles was im deutschen Schach Rang und Namen hatte, war in Aachen vertreten. „Zur Eröffnung hielt der Bundesorganisator Stahlknecht eine aufrüttelnde Rede, in der er in glänzender Form das Programm des Großdeutschen Schachbundes, das das Schach dem Volke und den Schachspieler in enge Verbundenheit mit seinem Staate bringen sollte, entwickelte.“5 Diesem Turnier, das Efim Bogoljubow vor Kurt Richter gewann, will ich bei Gelegenheit einen eigenen Artikel widmen.

In Bad Pyrmont wurde einen Monat später die Neuorganisation des Deutschen Schachs vollendet. Im Vorfeld des dortigen Kongresses hatte sich der GSB seine Vollmacht noch einmal von Reichsminister Joseph Göbbels bestätigen lassen. Zum neuen Vorsitzendes des GSB wurde Otto Zander, ein hoher Ministerialbeamter und SS-Obersturmführer, gewählt. Göbbels ernannte man zum Ehrenvorsitzenden. Der Deutsche Schachbund wurde aufgelöst, was den wahrscheinlich unbeabsichtigten Nebeneffekt hatte, dass Deutschland nicht mehr im Weltschachbund FIDE vertreten war und in den kommenden Jahren nicht an den Schacholympiaden teilnehmen konnte.

In Bad Pyrmont wurde auch eine vorläufige Satzung des GSB verabschiedet. 6 Die wichtigsten Punkte, die sich auch unmittelbar auf das Aachener Schach auswirkten, waren:

1. Der Großdeutsche Schachbund wird nach dem Führerprinzip verwaltet. Die Leiter der Landesverbände bedürfen der Bestätigung durch den Bundesleiter; sie ernennen ihre Mitarbeiter. In gleicher Weise unterliegen die Leiter der Vereine der Bestätigung durch den Verbandsleiter.

4. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist nationale Gesinnung. Juden dürfen nicht Mitglied sein; eine Ausnahme darf stattfinden, wenn nur ein Großelternteil jüdisch war.

6. Alle bestehenden Schachvereine müssen sich dem Großdeutschen Schachbunde durch Beitritt zum Landesverband anschließen.

Die Aachener Schachspieler wurden am 13.Juli und 14. Juli in zwei Meldungen im Echo der Gegenwart darüber informiert, was das für sie konkret bedeutete:

Schachverband Aachen. Beitritt zum Niederrheinischen Schachverband. Amtlich! In Ansehung des Zusammenschlusses der verschiedenen Schachverbände zum Großdeutschen Schachbund hat der Schachverband Aachener in seiner letzten Verbandsversammlung beschlossen, seine Selbständigkeit aufzugeben und geschlossen dem Niederrheinischen Schachverband, dem Unterbezirk des Großdeutschen Schachbundes, beizutreten. Nach Rücksprache mit dem Vorstand des N.Sch.B. werden unsere Verbandsvereine, zusammen mit den beiden bereits angeschlossenen Aachener Schachvereinen, einen neuen Kreis „Aachen“ bilden. Die hierzu und im Sinne der Gleichschaltung notwendigen Neuwahlen des Vorstandes erfolgen auf einer in Aachen stattfindenden Versammlung, deren genauer Zeitpunkt in Kürze bekannt gemacht wird.

Großdeutscher Schachbund. In der am 9.Juli in Bad Pyrmont abgehaltenen Hauptversammlung übernahm mit Vollmacht des Ministers für Volksbildung und -aufklärung Ministerialdirektor Zander (Berlin) die Oberleitung des Großdeutschen Schachbundes und ernannte zu seinen Mitarbeitern die Herren: Post als Stellvertreter und Bundesschachwart, Miehe als Kassenführer, Stahlknecht für Propaganda und Presse und Pruske für die Organisation. Als wichtigste Grundlage wurde aufgestellt, daß die Landesverbände, außerhalb derer es keine Vereine geben darf, unmittelbar der Bundesleitung, die einzelnen Vereine unmittelbar dem Landesverband unterstehen. Das Führerprinzip wird streng durchgeführt, wobei es nicht notwendig ist, daß jeder Vorsitzende Nationalsozialist ist; nur muß er national und sozialistisch eingestellt sein; sonst aber muß Fähigkeit und Leistung den Ausschlag geben. Der Arierparagraph wird baldigst durchgeführt. Eine einheitliche Bundesschachzeitung soll geschaffen werden; zu ihrem Leiter wurde Herr Kurt Richter (Berlin) ernannt.

Die Details regelten die Landesverbände. Der Verband Niederrhein ordnete durch ein Rundschreiben vom 18.7.1933 an, dass die Vereine sofort eine Mitgliederversammlung einzuberufen hätten und einen möglichst der NSDAP angehörenden Vereinsvorsitzenden wählen sollten. In dem gleichen Rundschreiben wurde auch angeordnet, dass der Arierparagraph „restlos“ durchzuführen sei. 7

Nur von zwei Vereinen im Aachener Verband liegen Berichte vor, wie man auf diese Anordnungen reagiert hat. In Kohlscheid wurde bereits vorher bei einer Monatsversammlung der Schachgesellschaft 1926 am 11.6.1933 „festgestellt, daß aus unserem Vorstand mehrere Freunde der NSDAP angehören, d.h. also praktisch, daß eine Gleichschaltung nicht erforderlich ist.“ 8

Beim Aachener Schachverein trat Wolfgang von Pittler vom Vorsitz zurück, neuer „Klubführer“ wurde Dr. Peter Müller. 9 Der von der RWTH Aachen promovierte Bergbauingenieur war seit 1931 Mitglied der NSDAP und saß seit der Kommunalwahl vom 12.3.1933 in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Aachen. Der Aufstieg seiner Partei gab Müllers persönlicher Karriere einen kräftigen Schub. So rückte er vom Aufsichtsrat in den Vorstand der Aachener Kleinbahngesellschaft auf, wo er von nun an einen der beiden Direktorenposten besetzte, und außer beim ASV übernahm er etwa zur gleichen Zeit auch den Vorsitz bei einem bekannten Aachener Sportverein: Alemannia Aachen.10

Bei der Alemannia hatte die die Ausgrenzung der jüdischen Mitglieder zu dem Zeitpunkt schon begonnen, obwohl der Reichssportführer aus Sorge um die internationale Reputation Deutschlands im Hinblick auf die Ausrichtung der Olympiade 1936 keine Anordnung zum Ausschluß der Juden aus den Vereinen erlassen hatte.11 Schach galt nicht als Sport und war daher von solchen taktischen Überlegungen unberührt. Der GSB setzte eine Frist bis zum 1.Oktober. 12 Der Ausschluß der jüdischen Mitglieder beim ASV wurde denn auch umgehend vollzogen und später auch ein Aufnahmeverbot in der Satzung des Vereins verankert. 13

In seiner Selbstdarstellung lobte sich der GSB später dafür, dass „die Entfernung der jüdischen Mitglieder [...] schonend und allmählich“ erfolgt sei, „so daß nachteilige Folgen für die dadurch betroffenen Vereine vermieden werden konnten.“ 14 Selbstredend wird die Frage, ob denn auch die Betroffenen ihren Rauswurf als „schonend“ empfunden haben, nicht gestellt. Deren Anzahl dürfte nicht ganz unbedeutend gewesen sein, denn allgemein war das Schachspiel gerade in den jüdischen Bevölkerungsteilen überproportional beliebt.15 Mangels Mitgliederlisten ist es aber nicht möglich, konkreten Angaben zu machen. Die Aachener Vereins- und Verbandschroniken sind bei der Recherche keine Hilfe: sie erwähnen das Thema in der Regel nicht einmal.

Am 20.7.1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Vatikan das Reichskonkordat abgeschlossen. Darin sicherte die Reichsführung der katholischen Kirche die Fortexistenz einiger ihrer Organisationen zu. Auf das Aachener Schach wirkte sich das dahingehend aus, dass der Katholische Schachverband zumindest vorläufig weiterexistieren durfte. Die Schachgruppen des katholischen Verbands wurden „korporativ in den Großdeutschen Schachbund eingegliedert“ und waren „an den großen Turnieren spielberechtigt“. 16 In den Folgejahren nahmen Arminia Eilendorf und Elmar Kohlscheid an den GSB-Mannschaftsmeisterschaften teil. Ansonsten blieben die katholischen Vereine unter sich und trugen in gewohnter Form ihre Turniere aus, deren Ergebnisse im Echo auch weiterhin gemeldet wurden.

3 Die Saison 1933/34

Im Herbst 1933 war der Prozess der Gleichschaltung weitgehend abgeschlossen, der ASV und Aachen-B waren in den Schachkreis Aachen eingegliedert und Dr. Müller zum Leiter desselben ernannt worden. Der neue GSB-Schachkreis Aachen erstreckte sich fast so, wie die Funktionäre des früheren Aachener Schachverbandes geplant hatten, auf den ganzen Regierungsbezirk Aachen; nur die Dürener Vereine waren dem Kölner Verband angeschlossen worden. 17 Eine erste Kreismannschaftsmeisterschaft konnte durchgeführt werden. Im Vergleich zur vorjährigen Meisterschaft des Schachverbands Aachen nahm man zwei Änderungen am Reglement vor: erstens spielte man mit 8er-Mannschaften und zweitens zählten die Mannschaftspunkte vor den Brettpunkten. Die Ergebnisse der A-Klasse lassen sich fast vollständig aus den Angaben im Echo der Gegenwart rekonstruieren.18

A-Klasse, Gruppe 1
Verein 1 2 3 4 5 MP BP
1 ASV 1856 4 7 5 5,5 7 21,5
2 Stolberg 4 3,5 4,5 6,5 5 18,5
3 Eilendorf 1 4,5 6 4 5 15,5
4 Eschweiler 3 3,5 2 ? 1+? 8,5+?
5 Würselen 2,5 1,5 4 ? 0+? 8+?

A-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 MP BP
1 Aachen-B 5 5,5 6 6,5 8 23
2 Aachen 1930 3 5 6 4 5 18
3 Kellersberg 2,5 3 4,5 5 4 15
4 Elmar Kohlscheid 2 2 3,5 5,5 2 13
5 Alsdorf 1,5 4 3 2,5 1 11

A-Klasse, Endrunde
  Verein 1 2 3 4 MP BP
1 Aachen-B 6,5 5 6 6 17,5
2 Aachen 1930 1,5 5 4,5 4 11
3 ASV 1856 3 3 5,5 2 11,5
4 Stolberg 2 3,5 2,5 0 8

Für die Burtscheider Siegermannschaft kamen im Laufe der Saison die folgenden Spieler zum Einsatz: Roßkopf, Dechène, Dericum, Gillessen, Deutz, Scheidt, Vreydahl, Brümmer, M. Haas und J. Haas. In der Schach-Ecke rügte Dr. Müller seine Mannen, weil die Burtscheider den Aachenern nun schon das zweite Mal in einem prestigeträchtigen Wettbewerb deklassiert hatten: „Die Burtscheider Mannschaft war eine ausgeglichenere, die sich durch Eifer und Kampfgeist auszeichnete und wenn auch in manchen Kämpfen das Glück auf ihrer Seite war, so ist doch der Sieg ein verdienter. Ein weiterer Ansporn für den ältesten und führenden Verein, im nächsten Jahre eine bessere Mannschaft zum Kampfe zu stellen!“19

Es gab es noch eine B-Klasse, in der folgende Mannschaften spielten: Aachen 1930 2, Kohlscheid 26, ASV 1856 2, Kaska Kohlscheid, Aachen-B 2, Würselen 2, Eschweiler 2, Kellersberg 2, Hilfarth, Brachelen, Heinsberg und Hückelhoven. Außerdem spielten in einer C-Klasse: Würselen 3, Aachen-B 3, Merkstein und Aachen 1930 3.

Im Anschluß an die Mannschaftsmeisterschaft wurden dann ab März in den Corneliusstuben, dem Spiellokal des ASV, die Einzelmeisterschaft ausgetragen, zu der 40 Spieler antraten.20 Gewinner wurde Roßkopf, der Anfang Juli einen Stichkampf gegen Schuchmann mit 2,5:0,5 für sich entscheiden konnte.21

Am 29. März erschien die folgende Mahnung in der Schach-Ecke. Sie stammte vom Landesverband, dessen Propagandawart Müller mittlerweile geworden war.22 Dass Müller entschied, sie im Aachener Anzeiger drucken zu lassen, deutet darauf hin, dass auch in Aachener Kreis noch „wild“ gespielt wurde. Und dass er ernsthaft damit drohte, privates, beim Verband nicht angemeldetes Schachspielen mit den Mitteln des Polizeistaats zu unterbinden, sagt einiges über sein Amtsverständnis aus.

Nicht angemeldete Vereine werden aufgelöst. Die Pressestelle des Landesverbandes des Großdeutschen Schachbundes teilt mit: Durch Sonderbeauftragte verschiedener Kreisleiter der NSDAP haben wir die Feststellung machen lassen, daß viele Schachvereine sich bis heute noch nicht ihrer übergeordneten Organisation angeschlossen haben. Da sog. wilde Vereine nicht mehr bestehen dürfen, haben sie sich bis zum 1.Mai ds. Jhrs. anzumelden, andernfalls die Auflösung der Vereine und die Beschlagnahme des Spielmaterials in die Wege geleitet wird.

Der Höhepunkt des Aachener Schachjahrs war die Ausrichtung der Deutschen Einzelmeisterschaft vom 14.-30. Mai im Neuen Kurhaus. Zu diesem Turnier, das Altmeister Erich Carls aus Bremen gewann, existiert ein von Alfred Brinckmann verfaßtes Turnierbuch.23

4 Das Ende von Aachen-B

Bevor ich zur Saison 1934/35 übergehe, muß hier ein Ereignis erwähnt werden, dass sich im Sommer 1934 abgespielt haben muß und von dem in der Chronik „55 Jahre Aachener Schachverband“ berichtet wurde. Diese wurde im Jahr 1978 von L. Worms und H. Wamper verfaßt. Dies waren zwei Zeitzeugen, die zur fraglichen Zeit für den Schachclub 1930 bzw. Kaska Kohlscheid tätig waren.

„1935 [sic] kam es zu einem Eklat: Der Burtscheider Vorsitzende, ein Herr Kluthmann, verlangte von den Vereinsmitgliedern beim Betreten des Spiellokals die regelmäßige Entbietung des „Deutschen Grußes“. Das machten aber 18 Spieler dieses Vereins nicht mit! Sie verließen den Verein und traten geschlossen dem Schachklub 1930 bei. Das wirbelte viel Staub auf und es kam zu erregten Debatten im Aachener Verband, dessen Leiter ASEAG-Direktor [sic] Dr. Müller war. Die Angelegenheit fand jedoch kurze Zeit später ein jähes Ende durch den Tod des Verbandsleiters und die Auflösung des dezimierten Burtscheider Vereins. Auf der nachfolgenden Generalversammlung wurde Ernst Wittwer (Schachklub 1930) zum Verbandsvorsitzenden fast einstimmig gewählt, und Ludwig Worms vom gleichen Verein zum Geschäftsführer und Turnierleiter. Dies ist wohl ein Beweis dafür, wie wenig Nazimethoden bei den Aachener „Schächern“ ankamen.“

Unter den „Überläufern“ sollen sich auch „so herausragende Spieler wie: Julius Roßkopf, Felix Dericum, Paul Renericken, Johann Deloie, Michael Haas und Paul Frank“ befunden haben.24 Aber abgesehen von dem üblichen Fehler bei der Datumsangabe kann die Geschichte nicht so zu Ende gegangen sein, wie oben erzählt wird. Müller starb nämlich erst im April 1939 und war auch nachweislich bis mindestens Frühjahr 1936 als Kreisleiter tätig. Die Wahl Wittwers, die erst später erfolgte, stand jedenfalls in keinem zeitlichen Zusammenhang mit dem Gruß-Eklat. Der Kern der Geschichte, nämlich dass einige Burtscheider Spieler zum Schachklub 1930 wechselten, zeichnet sich aber in den vorliegenden Daten ab: als im Oktober die Saison wieder begann, war kein Team von Aachen-B dabei,25 und im Frühjahr traten Roßkopf und Dericum als Vertreter des Schachklub 1930 bei der Einzelmeisterschaft an – siehe unten.

Es ist also anzunehmen, dass Dr. Müller als Kreisleiter selber die Entscheidung getroffen hat, den Vereinswechsel der Grußverweigerer nicht zu blockieren. Da ja im Schachverband dem Führerprinzip gehuldigt wurde, war das seine Aufgabe26 und angesicht seiner politischen Einstellung kommt natürlich die Frage auf, warum es überhaupt „Debatten“ gab und warum er sich in denselben nicht auf Klutmanns27 Seite schlug. Das wird sich heute nicht mehr klären lassen. Leider hat beizeiten niemand kritisch bei Worms und Wamper nachgefragt, stattdessen wurde die Geschichte in obiger Form mit diversen Ausschmückungen von Chronik zu Chronik kopiert. Es sieht aber eher so aus, als wäre die Erzählung nachträglich zurechtgebogen worden, um die Aachener „Schächer“ in ein genehmes „unpolitisches“ Licht zu rücken. 28

5 Saison 1934/35

Zu Beginn der Saison 1934/35 wurde eine Liste der Vereine des Schachkreises Aachen erstellt.29

Liste der Vereinsanschriften im Spieljahr 1934/35

Die Mannschaftsmeisterschaft startete, wie oben erklärt, ohne den Titelverteidiger Aachen-B. Um auch den kleineren Landvereinen die Teilnahme zu ermöglichen, hatte man die Mannschaftsstärke auf sechs reduziert. Außerdem zählte man wohl wieder Brettpunkte anstelle der Mannschaftspunkte. Die Ergebnisse dieser Saison ließen sich nicht alle auftreiben. Gefunden habe ich die Gruppeneinteilungen, einige Ergebnisse aus der ersten und zweiten Runde, und ein Zwischenstand kurz vor Beendigung der Vorgruppen.30

A-Klasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 6   Summe
1 ASV 1856 2A 4            
2 Eilendorf 2 4 2,5 4 4    
3 Aachen 1930   2   2 3    
4 Würselen   3,5   4      
5 Stolberg   2 4 2      
6 Jülich   2 3     4,5  
7 Koslar           1,5  

A-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 Summe
1 ASV 1856 1A           4,5  
2 Kellersberg       4,5   5  
3 Kaska     4        
4 Eschweiler     2 5      
5 Baesweiler   1,5   1      
6 Elmar           4,5  
7 Alsdorf 1,5 1       1,5  

A-Klasse, Endrunde
  Verein 1 2 3 4 Summe
1 ASV 1856 2A 5 4 4,5 13,5
2 ASV 1856 1A 1 5 3 9
3 Arminia Eilendorf 2 1 4 7
4 Schachklub Kellersberg 1,5 3 2 6,5

Die ASVer hatten die Mahnungen ihres Vorsitzenden nach der Pleite des Vorjahres also beherzigt und tatsächlich sogar zwei Mannschaften mit den stärksten des Spieler des Vereins ins Rennen geschickt. Die Hackordnung im Aachener Schach war wieder hergestellt.

In der B-Klasse gab es 3 Vorgruppen. In Gruppe 1 spielten ASV 1856 B, Merkstein, Eschweiler, Weiden, Kellersberg und Alsdorf B. In Gruppe 2: Aachen 1930 B, Kohlscheid 26, Stolberg B, Kaska B und Würselen B. In Gruppe 3: Erkelenz, Hückelhoven, Hilfarth und Brachelen.31 Im Finale der B-Klasse setzten sich Aachen 1856 3 und Stolberg gegen Merkstein, Aachen 1930 und Erkelenz durch, Hückelhoven war zurückgetreten. 32. In einer kleinen C-Klasse spielten Kellersberg, 1856 C, 1930 1C, 1930 2C und Merkstein C.

Auch in diesem Jahr wurde die Deutsche Einzelmeisterschaft in Aachen ausgetragen und zwar vom 14.-28. Juli. Es gewann Kurt Richter vor Ahues, Ernst und Michel. 33 Im Rahmenprogramm des Turniers wurde die Endrunde der Kreiseinzelmeisterschaft ausgetragen.34

Kreiseinzelmeisterschaft 1935, Endrunde
  Name Verein Punkte SB
1 Roßkopf 1930 6,5:1,5  
2 Thomas Eilendorf 5:3 18,5
3 Pauly Alsdorf 5:3 15
4 Dericum 1930 4,5:3,5 18,25
5 Staudte 1856 4,5:3,5 14,75
6 Eckel 1856 4,5:3,5 14
7 Hoff 1856 2,5:5,5 8,25
8 Gibbels Kaska 2,5:5,5 5,75
9 Timmermann 1856 1:7  

6 Saison 1935/36

Am 26.Oktober fand auf Einladung von Dr. Müller eine Delegiertenversammlung der Vereine des Aachener Schach-Bezirks statt. „Um auch den schwächeren Vereinen zur Teilnahme Gelegenheit zu geben, soll, wie im vorigen Jahre, wieder in Klassen gespielt werden. Gemeldet wurden für die A-Klasse 16, für die B-Klasse 11 Mannschaften, für die C-Klasse 4 Mannschaften zu je 6 Spieler.“ 35 Die Ergebnisse dieser Saison können hier teilweise präsentiert werden.36

A-Klasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 8 Summe
1 ASV 1856 A1 4,5 2   2,5   4,5 4 28,5
2 Kaska 1,5 3,5 5 4     5,5 27,5
3 Aachen 1930 A2 4 2,5     4   5 25,5
4 Kellersberg   1   4 2,5 3 4,5 20
5 Alsdorf 3,5 2   2 2,5 3,5   19,5
6 Brand     2 3,5 3,5 3,5 3 18,5
7 Palenberg 0,5   1,5 3 2,5 2,5   15,5
8 Würselen 2 0,5 1 1,5   3   12

A-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 8 Summe
1 Jülich     0,5 1,5     2  
2 Aachen 1930 1   3,5 2,5 2,5 3   4,5  
3 ASV 1856 2   2,5 0,5   2   3,5  
4 Eilendorf 5,5 3,5 5,5 4 2 6 4 30,5
5 ASV 1856 3 4,5 3,5   2 2,5 3    
6 Stolberg   3 4 4 3,5     26,5
7 Baesweiler       0 3   1,5  
8 Elmar Kohlscheid 4 1,5 2,5 2     4,5  

A-Klasse, Endrunde37
  Verein 1 2 3 4 Summe
1 Aachener Schachverein 2,5 4 5 11,5
2 Kaska Kohlscheid 3,5 3,5 2,5 9,5
3 Arminia Eilendorf 2 2,5 3,5 8
4 Stolberger Schachverein 1 3,5 2,5 7

Zur Einzelmeisterschaft traten 64 Spieler an die in 11 Vorgruppen eingeteilt wurden. Jeweils die zwei Gruppensieger und die zwei besten Gruppendritten, also insgesamt 24 Spieler qualifizierten sich für die Zwischenrunde. Diese wurde in 6 Gruppen eingeteilt, von den sich wieder jeweils die beiden Gruppenersten, als insgesamt 12 Spieler für das Finale qualifizierten.38 Mit anderen Worten: wer das Turnier gewinnen wollte, mußte bereit sein, 19 Runden Turnierschach zu spielen! Das Turnier dauerte dementsprechend von Jahresbeginn bis Ende Juni. Sieger wurde Deloie (Aachen 1930) einen halben Punkt vor Pauly (Alsdorf).39

7 Saison 1936/37

Zur Saison 1936/37 liegen nur sehr spärliche Daten vor. Ein Grund dafür ist, dass die NS-Behörden am Jahresanfang das Echo der Gegenwart, das bis dahin recht regelmäßig Rundenergebnisse und Tabellenstände der Kreismeisterschaften vermeldet hatte, geschlossen hatten. Die Zeitung hatte sich vor allem an die katholische Bevölkerung gerichtet und früher der Zentrumspartei nahegestanden. 40 Die Tabellenstände der Vorgruppen fanden sich in einem undatierten Zeitungsausschnitt, der vom Layout her aus dem Westdeutschen Beobachter zu stammen scheint.41

A-Klasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Summe
1 ASV 1856 A1 4               39,5
2 Eilendorf 2 3 4,5 6 5 5 4,5 5 35
3 Stolberg   3   5,5 5       35
4 Kellersberg A1   1,5       6     25
5 Elmar   0 0,5           24
6 Jülich   1 1           19,5
7 Palenberg   1   0         15,5
8 Aachen 1930 A2   1,5             8,5
9 Eschweiler-Aue   1             8

Um den 2.Platz, der zur Teilnahme an der Endrunde berechtigte, mußte es also einen Stichkampf geben. Stolberg verlor zuhause gegen Eilendorf mit 2,5:3,5.

A-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Summe
1 Kaska                 35,5
2 Aachen 1930 A1                  
3 Alsdorf                 27
4 Aachen 1856 A2         3,5     5 26,5
5 Kellersberg A2                 23,5
6 Brand       2,5         23
7 Würselen                  
8 Brachelen                  
9 Baesweiler       1          

A-Klasse, Endrunde42
  Verein 1 2 3 4 Summe
1 ASV 1856     5 12
2 Aachen 1930     5 11
3 Kaska Kohlscheid     5 10
4 Arminia Eilendorf 1 1 1 3

B-Klasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 BP
1 Kohlscheid 1926         18
2 Würselen B         15
3 Kaska B1         13,5
4 Jülich B         12,5
5 Eschweiler-Aue B         2

B-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 BP
1 Eilendorf B         15,5
2 Eschweiler 1921         15
3 Kaska B2         11
4 Palenberg B         9,5
5 Alsdorf B         9

Von der Endrunde der B-Klasse liegen keine Nachrichten vor, genausowenig wie von der Einzelmeisterschaft.

8 Die Spaltung des Schachverbands

Wie oben beschrieben war der GSB keine Parteiorganisation sondern bezog seine Legimitation, das deutsche Schach zu führen, lediglich aus einer Vollmacht, die Reichsminister Göbbels ausgestellt hatte. Der Nachteil dieser Konstruktion war, das es keine staatlichen Zuschüsse für den Schachbund gab. Daher wurde es erst mal allgemein begrüßt, als Ende 1935 auch eine Parteiorganisation eine Schachabteilung gründete, nämlich die „NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude“ (KdF), eine Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront.43 Die KdF sollte als „Freizeitsorganisation“ die Freizeitbeschäftigung der Angestellten aller Berufsgruppen im Sinne des Nationalsozialismus lenken. 44 Die KdF-Schachabteilung war dem KdF-Amt „Feierabend“ angegliedert, das ansonsten zum Beispiel verbilligte Konzerte, Bunte Abende oder Theateraufführungen organisierte.

Im Dezember 1935 wurde ein Abkommen zwischen GSB und KdF geschlossen, wonach die KdF-Schachgemeinschaft für die „Werbung und Erziehung der deutschen Volksgenossen arischer Abstammung zum Schach“ zuständig war, während dem GSB nach wie vor das Vereins- und Turnierschach oblag. Die anfängliche scheinbare Harmonie zwischen den beiden Organisationen wurde jedoch bald abgelöst von Kompetenzgerangel, denn mit dem Anwachsen der KdF-Organisation entwickelten sich Bestrebungen, auch im Turnierschach Fuß zu fassen. Der Streit eskalierte im Frühjahr 1937, als die KdF die „Deutsche Schachgesellschaft“ (DSG) gründete.

Laut Darstellung der Schach-Ecke45 wurden Verhandlungen aufgenommen, die eine Eingliederung des GSB in die DSG zum Gegenstand hatten. Als diese nicht vom Fleck kamen, preschten einige Landesverbände vor und schlossen separate Abkommen mit dem Amt Feierabend, unter anderem auch der Schachverband Niederrhein unter seinem Leiter W. Weyding (Essen). Der GSB wehrte sich und setzte die Leiter der abwanderungswilligen Landesverbände ab. Für den Niederrhein ernannte der GSB-Bundesvorsitzende Zander Dr. Witthöft, bisher Bezirksleiter von Düsseldorf, zum neuen GSB-Verbandsleiter. Daraufhin berief Weyding eine Generalversammlung aller Vereine des Niederrhein ein und bekam mit überwältigender Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. Umgehend setzte er daraufhin per Schreiben vom 24. März Witthöft als Düsseldorfer Bezirksleiter ab und ernannte seinerseits einen neuen.

Derart in die Defensive gedrängt reagierte der GSB-Bundesleiter Zander mit einem Rundschreiben, in dem er „alle Vereine, die ihre Selbständigkeit im Großdeutschen Schachbunde bewahren wollen“, darum ersuchte, „dies umgehend der Geschäftsstelle [...] anzuzeigen“. Er versprach: „Diese Vereine genießen dann weiter ihre bisherigen Vereinsrechte.“ Dieses Versprechen richtete sich wohl an diejenigen Vereine, die fürchteten, ihre traditionelle Unabhängigkeit zu verlieren, wenn sie einer Parteiorganisation angeschlossen würden. 46

Im Endeffekt kam es zur organisatorischen Spaltung des deutschen Schachs, die auch quer durch den Kreis Aachen ging. Einige Vereine blieben im GSB, andere schlossen sich der DSG an. Allen voran der ASV 1856, der sich über die Finanzierung der deutschen Meisterschaften 1935 mit dem GSB zerstritten hatte, setzte seine Hoffnungen auf die finanzstarke DSG – und wurde darin nicht enttäuscht. Der Verein verließ den GSB und durfte dafür wieder zwei nationale Turniere ausrichten, die DSG-Rheinmeisterschaft (27.12.1937–2.1.1938) und das KdF-Reichsschachturnier (17.9.–1.10.1938).

Logischerweise wird Dr. Müller sein Amt als GSB-Bezirksleiter spätestens mit dem Ausscheiden des ASV aus dem GSB aufgegeben haben, vielleicht auch schon früher. Sein Nachfolger wurde Ernst Wittwer vom Schachklub 1930.47 Letztenendes wurde der Konflikt zwischen GSB und DSG nie aufgelöst und schwelte sogar während der Kriegszeit weiter.

9 Saison 1937/38

Die Spaltung des Schachverbands machte sich dadurch bemerkbar, dass in der Saison 1937/38 nur 13 Mannschaften in zwei Klassen an der GSB-Meisterschaft im Kreis Aachen teilnahmen. Im übrigen nannte man diese Klassen nicht mehr A- und B-Klasse, sondern Bezirksklasse und A-Klasse. Erfreulicherweise gibt es zu dieser Saison vollständige Ergebnismeldungen im Aachener Anzeiger. 48

Bezirksklasse
  Verein 1 2 3 4 5 6 7 Summe
1 Stolberg 5 6 5,5 6,5 5 8 36
2 Eilendorf 3 3 4 5,5 6 6,5 28
3 Kellersberg 2 5 3,5 5,5 4,5 6 26,5
4 Aachen 1930 2,5 4 4,5 6 4 5 26
5 Elmar Kohlscheid 1,5 2,5 2,5 2 8kl 6,5 23
6 Hilfarth-Hückelhoven 3 2 3,5 4 0kl 7,5 20
7 Palenberg 0 1,5 2 3 1, 0,5 8,5

A-Klasse
  Verein 1 2 3 4 5 6 Summe
1 Aachen 1930 2 7,5 6,5 5 5 8 32
2 Elmar Kohlscheid 2 0,5 5 6,5 4 5 21
3 Eilendorf 2 1,5 3 4 4 6,5 19
4 Kellersberg 2 3 1,5 4 5 4,5 18
5 Brachelen-Linnich 3 4 4 3 ? 14+?
6 Hilfarth-Hückelhoven 2 0 3 1,5 3,5 ? 8+?

Die Bezirks-Einzelmeisterschaft gewann in diesem Jahr wieder J. Roßkopf, der mit 6 Siegen aus 6 Partien durch die Finalgruppe marschierte.53

10 Die Auflösung des Katholischen Schachverbands

Seit 1936 hatte die Reichsführung trotz des Reichskonkordats ihre Gangart gegen die katholischen Organisationen verschärft. Die konkreten Auswirkungen dieses Politikwechsels bekamen im Januar 1938 die Aachener Schachspieler auch unmittelbar zu spüren, wie der folgendenden Eintrag aus den Tagebüchern der Schachabteilung Arminia Eilendorf zeigt:

„Am 30.Januar [1938] wurde der Katholische Jungemännerverband wegen staatsfeindlicher Betätigung aufgelöst und verboten. Bei der Beschlagnahmung des Vermögens der Eilendorfer Gruppe wurde auch das Vermögen der Schachabteilung beschlagnahmt und sichergestellt. Es konnte daher in den Monaten Februar bis Juli kein Spielbetrieb stattfinden. Es wurde sich sehr bemüht, das Spielmaterial frei zubekommen. (Eingaben an die [?] Polizeiverwaltung u.s.w.) Die Bemühungen hatten im Juli Erfolg, als durch den Herrn Bürgermeister W. Zimmermann und den Landesverbandsleiter Dr. Witthöft Herr Heinr. Bayer als Vereinsleiter eingesetzt wurde.“

Der NRSV hatte also vermittelt. Der Preis für diese Rettung war allerdings, dass Eilendorf sich nun streng den Regeln des GSB zu unterwerfen hatte. Insbesondere mußte man den Vereinsnamen „Arminia“, der an den katholischen Mutterverein erinnerte, ablegen und nannte sich fortan schlicht „Schachverein Eilendorf“. Ferner wurde im Verein das Führerprinzip eingeführt. Auf der nächsten Versammlung des Vereins wurden dementsprechend die übrigen Vorstandsmitglieder, also Kassieren, Schrifführer, Zeugwart etc., nicht gewählt sondern von Herrn Bayer, der seinen Posten wohl seiner ideologischen Zuverlässigkeit verdankte, ernannt.

In Kohlscheid versuchte man die Sache anders zu regeln. Der katholische Verein „Elmar“ trat nach außen hin nicht mehr als selbständiger Verein auf, sondern bildete eine Spielgemeinschaft mit dem Kohlscheider Schachklub 1926. Aber auch dort gab es Ärger mit der Verbandsleitung, denn kurze Zeit später enthob Dr. Witthöft den langjährigen Vereinsvorsitzenden der 1926er, Josef Schwan, seines Postens.49 Ob das eine mit dem anderen zusammenhing, wird nicht mitgeteilt.

Für die anderen katholischen Schachvereine und deren Aachener Verband war das Ende vorläufig endgültig; nach dem Krieg wurde der katholische Schachverband wiederbelebt.

11 Saison 1938/39

Die letzte reguläre Saison des Schachkreises Aachen vor Kriegsbeginn wurde in einer Bezirksklasse und einer A-Klasse ausgespielt, die beide zwei Gruppen starteten. Jeweils die beiden Gruppensieger qualifizierten sich für die Finalrunde. Es nahmen also wieder etwas mehr Mannschaften als im Vorjahr teil, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass einige Mitglieder der aufgelösten katholischen Vereine in einen GSB-Verein gewechselt waren. Z.B. stellte die Kohlscheider Spielgemeinschaft alleine vier Mannschaften. Die Ergebnisse der Vorgruppen der Bezirksliga konnten wir nur teilweise auftreiben, aber die Berichterstattung im Aachener Anzeiger über die Endrunde war recht ausführlich.50

Bezirksklasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 Summe
1 Aachen 1930 I 5 4
2 Stolberg I 4,5 7
3 Würselen 2,5 2,5
4 Kohlscheid 26 II 1 3,5
5 Eilendorf 2 1,5 3,5
Bezirksklasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 6 Summe
1 Kohlcheid 26 I 4 4,5
2 Rurkreis 2 5 3
3 Kellersberg 1 3,5 4 5+
4 Alsdorf I 1 2,5 5
5 Baesweiler I 3 2 5
6 Würselen II 1,5 0+ 1 1
Bezirksklasse, Endrunde
  Verein 1 2 3 4 Summe
1 Schachvereinigung Rurkreis 2,5 5 - 7,5
2 Schachklub Aachen 1930 3,5 3,5 - 7
3 Kohlscheid 26 1 2,5 - 3,5
4 Stolberger Schachverein - - - -

Kohlscheid war zum Auftaktspiel in Stolberg nicht angetreten und der Bezirksspielleiter hatte die Begegnung neu angesetzt. Es scheint, dass die Stolberger als Reaktion darauf die Endrunde boykottierten. Die „Schachvereinigung Rurkreis“ spielte ihre erste Saison. In ihr waren Schachspieler aus Geilenkirchen und Erkelenz vereinigt.

In der A-Klasse ist unser Kenntnisstand umgekehrt: die Endstände der Vorgruppen liegen vor, aber nicht das Ergebnis der Endrunde.

A-Klasse, Gruppe 1
  Verein 1 2 3 4 5 6 Summe
1 Kellersberg 2       3,5   18,5
2 Würselen   4+       16,5+1HP
3 Palenberg   1+       15,5+1HP
4 Aachen 1930 2         2,5 14
5 Kohlscheid 4 2,5         14
6 Eilendorf 2       3,5   8,5

A-Klasse, Gruppe 2
  Verein 1 2 3 4 5 BP
1 Kohlscheid 3         17,5
2 Palenberg 2       (6) 13
3 Kellersberg       2 13
4 Hilfarth     4   12
5 Rurkreis 2   (0)     4,5

Die Suche nach Berichten von der Bezirkseinzelmeisterschaft, die ja traditionell immer nach Beendigung der Mannschaftsmeisterschaft begann, blieb erfolglos. Dafür fand sich der folgenden Vorbericht, der am 31.3.1939 im Aachener Anzeiger erschien:

Vom Großdeutschen Schachbund.
Die Spitzenvereine des Bezirks gehen am Sonntag, den 2.April 1939, in den schweren Kampf um die Vereinsmeisterschaft von Deutschland.
Der Schachklub 1930 Aachen und der Schachklub Kellersberg bestreiten die erste Runde zu Hause. Die Aachener sind an den ersten Brettern sehr stark, und deshalb wäre ein Aachener Sieg keine Überraschung gegen den Schachverein Uerdingen.
Der junge Kellersberger A-Klassenmeister spielt gegen die spielstarke Mannschaft des Schachvereins Barmen. Wie sich hier die jungen, ehrgeizigen Kellersberger aus der Affaire ziehen, ist nur schwer vorauszusagen; jedenfalls wird der Schachklub Kellersberg starken Widerstand leisten.
Der Bezirksdritte Schachklub 1926 Kohlscheid fährt nach M.-Gladbach. Wenn die Kohlscheider, die eine ausgeglichen starke Mannschaft stellen, ihre besten Kräfte zur Verfügung haben, können sie gewinnen.
Der Bezirksmeister 1939, Schachvereinigung Rurkreis, greift erst in der zweiten Runde in das Geschehen ein.

Diese Meldung ist deswegen bemerkenswert, weil keinerlei Hinweise daraufhin vorliegen, dass es schon zwischen 1933 und 1938 überregionale Mannschaftskämpfe mit Aachener Beteiligung im GSB gegeben hätte. Leider blieb die Suche nach weiteren Nachrichten über diesen anscheinend neuen Wettbewerb vergeblich.

12 Schlussbemerkung

Im September 1939 entfesselte Hitler mit dem Überfall auf Polen den 2.Weltkrieg. Obwohl der Aachener Schachverband einen Spielbetrieb im begrenzten Umfang aufrechterhalten konnte, breche ich an dieser Stelle unseren Bericht ab, weil wegen der schlechten Quellenlage eine systematische Darstellung dieses Kriegsspielbetriebs nicht möglich ist. Der Höhepunkt des Schachlebens in Aachen während der Kriegsjahre war ein Besuch von Weltmeister Alexander Aljechin, der im Sommer 1943 Simultanvorstellungen in Aachen und Alsdorf gab.51

Für eine umfassende Darstellung des Aachener Schachlebens während der Nazizeit ist noch viel zu tun. Insbesondere ist die Rolle des ASV, der sowohl für den GSB als auch für die DSG eine ganze Reihe nationaler Turniere ausrichtete (Nationales Meisterturnier 1933, Deutsche Meisterschaften 1934 und 1935, Rheinmeisterturnier 1937, Reichsschachturnier 1938) hier nur ganz am Rande angedeutet worden. Außerdem gab es wegen der Spaltung des Schachverbands ab der Saison 1937/38 neben den GSB-Bezirksmeisterschaften auch noch DSG-Gau­meisterschaften in Aachen, die ich hier noch gar nicht erwähnt habe. All dies soll der Gegenstand anderer Artikel werden. 52

Ich halte es auch für möglich, dass sich noch interessante Informationen über diese Zeit in den Archiven bei den Vereinen in irgendwelchen verstaubten Kisten und Ordnern finden lassen. Außerdem hatte ich noch nicht die Gelegenheit, die Schachzeitschriften jener Zeit, die „Deutsche Schachzeitung“, die „Deutschen Schachblätter“, das „Schach-Echo“ oder das KdF-Blatt „Schach“ nach Nachrichten aus der Region zu durchforsten. Insofern kann dieser Artikel nur als vorläufig betrachtet werden.

13 Quellen

Originalquellen

[Schach-Ecke]

Im Aachener Anzeiger erschien von 1926-1939 eine wöchentliche „Schach-Ecke“, die Wolfgang von Pittler ins Leben gerufen hatte und bis zu seinem Tod im Januar 1934 leitete. Danach übernahm Otto Brech die Redaktion. Die Schach-Ecke konnte als Sonderdruck abonniert werden. Diese Drucke wurden gesammelt und zu großformatigen Büchern gebunden, die sich seit Kurzem wieder im Besitz des Vereins befinden.

[Eilendorf]

Tagebücher der Schachabteilung „Arminia“ Eilendorf. In diesen Notizbüchern finden sich Monatsberichte der Schachabteilung, die von 1931-1938 kontinuierlich nachgehalten wurden und somit zeitnah und unmittelbar aus dem Vereinsleben berichten.

Vereinschroniken

[ASVb1983]

55 Jahre Aachener Schachverband 1928 - Chronik. Zusammgestellt von L. Worms, Aachen und H. Wamper, Kohlscheid, im Jahr 1978 - ergänzt im Jahre 1983 durch W. Merkel, Alsdorf, F. Johnen, Übach und H. Lennartz, Roetgen.

[ASVb2003]

Schach. Abenteuer im Kopf. 75 Jahre ASVb 1928-2003. Herausgegeben vom Aachener Schachverband 1928 e.V. Die Chronik in dieser Festschrift wurde von Franz Johnen verfaßt.

[ASV1991]

Dr. S. Scherer: Der Aachener Schachverein 1856. Ein Traditionsverein stellt sich vor. Vereinschronik zum 135-jährigen Jubiläum.

[Kohlscheid1976]

50 Jahre Kohlscheider Schachleben. Mit einem Geleitwort von Josef Gilliam, 1.Vorsitzender.

[ASG1980]

Aachener Schachgesellschaft 1930-1980. Mit einem Vorwort von Otto Bartetzko, 1.Vorsitzender.

[Stolberg2002]

75 Jahre Stolberger Schachverein. Mit einem Vorwort von Jürgen Wagemann, 1.Vorsitzender. Enthält auf den S.24-35 eine Chronik, die zum 50-jährigen Jubiläum verfaßt worden war.

[Uebach1984]

50 Jahre Schachvereinigung Übach-Palenberg. Mit einem Vorwort von Franz Johnen (1.Vorsitzender) und Friedrich Hauptvogel (2.Vorsitzender).

[Dueren1963]

50 Jahre Dürener Schachverein 1913. Mit einem Vorwort von Georg Trefzer, 1.Vorsitzender.

Literatur

[Woelk1996]

Ralf Wölk: Schach unterm Hakenkreuz. Politische Einflüsse auf das Schachspiel im Dritten Reich. Tübinger Beiträge zum Thema Schach, Band 3.

[NRW125]

Vom Westdeutschen Schachbund zum Schachbund Nordrhein-Westfalen. Festschrift erschienen aus Anlaß des 125jährigen Bestehens des SBNRW, 1986.

[Pyrmont1933]

Kongressbuch Pyrmont 1933. Verlag des Großdeutschen Schachbundes, Berlin Charlottenburg, 1933. Enthält auf den Seiten 4-23 eine propagandistische Selbstdarstellung des GSB.

[RD2017]

René Rohrkamp, Ingo Deloie: „Und Salomon spielt längst nicht mehr.“ Alemannia Aachen im Dritten Reich. Verlag Die Werkstatt, 2017.

Die Chroniken wurden mir von Friedhelm Kerres, die Eilendorfer Monatsberichte von Johannes Leuchter zur Verfügung gestellt, denen ich hier dafür danken möchte.

Anmerkungen

  1. [NRW125], S.58
  2. über den Rücktritt Robinows und die Verschmelzung der Schachverbände wurden die Aachener Schachfreunde im Aachener Anzeiger vom 13. Mai, Schach-Ecke Nr.355, informiert.
  3. Siehe [Woelk1996], S.31-33
  4. Das Schreiben ist abgedruckt in [NRW125], S.62.
  5. [Pyrmont1933], S.11.
  6. [Pyrmont1933], S.18f.
  7. [Woelk1996], S.58. „Restlos“ bedeutet wohl, dass im NRSV keine Ausnahmen für sogenannte Vierteljuden gemacht werden sollten.
  8. Chronik der Schachgesellschaft Kohlscheid 1926, Eintrag zum 11.6.1933. Bereitgestellt auf der Webseite der SG Kohlscheid: http://www.sg-kohlscheid.de/index.php/main-item-verein/item-chronik/chronik-der-sg-1926-doc.
  9. Schach-Ecke Nr.366 vom 29.07.1933 und Nr.367 vom 4.8.1933.
  10. Die persönlichen Angaben über Müller stammen aus [RD2017], siehe S.68-69.
  11. [RD2017], S.90-97.
  12. Deutsche Schachblätter 1933, Nr.16, S.241.
  13. [ASV1991], Eintrag zum Jahr 1935. Bei allen anderen Vereinen dürfte es genauso gelaufen sein.
  14. [Pyrmont1933], S.12.
  15. Man sehe dazu [Woelk1996], S.45-51. Was den Aachener Schachverein angeht, waren z.B. von den elf Mitgliedern, die im Turnierbuch des Schachkongresses Barmen 1905 gelistet sind, mindestens vier jüdischen Glaubens, darunter Dr. Ludwig Schuster, der jahrzehntelang Aachens stärkster Spieler war, und Benjamin Holländer, ein Urgroßvater von Anne Frank. Der Name Holländer findet sich in den 20er-Jahren auch in einer Mannschaftsaufstellung des ASV, aber da in Spielberichten und Turniertabellen fast immer nur Nachnamen aufgeführt sind, ist eine sichere Identifikation auf diesem Wege nicht möglich.
  16. Schach-Ecke Nr. 376, 7.10.1933.
  17. Siehe z.B. [Dueren1963].
  18. Echo der Gegenwart, 1.12.1933, 8.12.1933, 15.12.1933, 11.01.1934, 26.1.1934, 10.2.1934 und 6.3.1934.
  19. Schach-Ecke Nr.5 vom 9.3.1934. Bereits im Oktober 1933 hatten die Burtscheider den Aachenern den Wanderpreis der Stadt Aachen weggeschnappt, siehe Schach-Ecke Nr.377 vom 14.10.1933.
  20. Echo der Gegenwart, 6.3.1934.
  21. Aachener Anzeiger, 13.7.1934.
  22. Rheinische Schachzeitung, 9.Jg.(1933), Nr.6, S.98.
  23. Die Deutsche Schachmeisterschaft in Bad Aachen 1934. Walter de Gruyter & Co., 1934.
  24. [ASVb2003], S.21.
  25. Es gibt allerdings noch ein letztes Lebenszeichen des Vereins im Echo der Gegenwart vom 8.11.1934: „Der Schachklub Aachen-B 1927 meldet dem Verband 18 Mitglieder. Spiellokal Jennes, Dammstraße. Mittwoch von 20-24 Uhr Spielgelegenheit.“
  26. Zur Stellung der Kreisleiter im NRSV siehe Rheinische Schachzeitung 9.Jg.(1933), Nr.12, S.194f.
  27. Der Name wurde mal mit, mal ohne „h“ geschrieben. Laut Aachener Adressbuch war (C)Karl - mal mit „C“, mal mit „K“ geschrieben - Klutmann Hausmeister der Volksschule Cleverstraße 1/2 in Burtscheid.
  28. In [ASG1980] steht das Ereignis unter der Überschrift „Aachener Schachgesellschaft – von Beginn an unpolitisch“. Der letzte Satz des zitierten Berichts ist äußerst fragwürdig angesichts dessen, dass die Aachener Vereine allem Anschein nach sämtliche Anweisungen, die vom GSB kamen, befolgt haben, egal ob dies nun zustimmend oder widerwillig geschah.
  29. Zwei Versionen davon erschienen auch im Aachener Anzeiger, Schach-Ecke Nr.35, 5.10.1934 und Nr.38, 27.10.1934.
  30. Echo der Gegenwart, 23.10.1934, 25.10.1934, 8.11.1934 und 13.12.1934. Die Eilendorfer Ergebnisse finden sich in [Eilendorf], Monatsberichte Oktober, November, Dezember 1934, wo auch berichtet wird, dass die „Arminia“ mit einem halben Punkt Vorsprung auf die 1930er Gruppenzweiter wurde.
  31. Echo der Gegenwart, 13.12.1934
  32. Schach-Ecke Nr.51, 25.01.1935 und Nr.57, 09.03.1935
  33. Auch zu dieser Meisterschaft wurde ein Turnierbuch herausgegeben: A. Brinckmann: Die Deutsche Schachmeisterschaft in Bad Aachen 1935. Walter de Gruyter & Co., 1935.
  34. Der Endstand ist in [Eilendorf], Monatsbericht Juli 1935 notiert. Bei Punktgleichheit wurde Sonneborn-Berger als Feinwertung herangezogen.
  35. Schach-Ecke Nr.91 vom 2.November 1935.
  36. Die Spielpläne aller Klassen wurden in den Schach-Ecken Nr.91 vom 2.11.1935 und Nr.92 vom 9.11.1935 veröffentlicht. Ergebnismeldungen finden sich in den Schach-Ecken Nr.95 und 96 vom 30.11.1935 bzw. 6.12.1935 sowie im Westdeutschen Beobachter vom 5.12.1935 und 9.1.1936. Außerdem liegt noch ein undatierter Zeitungsausschnitt vor.
  37. Quelle: Schach-Ecke Nr.112, 28.3.1936.
  38. Aachener Anzeiger, Schach-Ecke Nr.116, 25.4.1936. In dem dortigen Bericht wird auch der „Bezirksleiter Dr. Ing. P. Müller“ erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war Müller also definitiv noch im Amt.
  39. Aachener Anzeiger, Schach-Ecke Nr.126, 3.7.1936.
  40. Gleichzeitig versiegte auch die Berichterstattung in der vom ASV gestalteten Schach-Ecke des Aachener Anzeigers, was ein Indiz dafür sein könnte, dass Müller das Amt als Kreisleiter 1936 aufgegeben hat.
  41. Dieser ist in [Eilendorf], am Ende des Monatsberichts März 1937 eingeklebt.
  42. Quelle: Schach-Ecke Nr.169, 30.04.1937.
  43. Eine ausführliche Darstellung dazu bietet [Woelk1996], Kapitel 6, S.90-100. Ich bediene mich hier ausgiebig aus Woelks Darstellung.
  44. H.Kammer, E.Bartsch: Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewaltherrschaft 1933-1945., Rowohlt, 1992.
  45. Aachener Anzeiger, Schach-Ecke Nr.164 vom 26.3.1937, Nr.165 vom 2.4.1937 und Nr.167 vom 16.4.1937.
  46. Das Rundschreiben Zanders ist in [NRW125] auf S.64 abgebildet. Der GSB war aber, wie gesehen, nicht weniger nationalsozialistisch als die Partei selbst.
  47. Das genaue Datum dieses Wechsels ist aber unbekannt. Die Angaben, von wann bis wann Wittwer Kreisleiter war, reichen von 1935-1939 (laut [ASVb2003]) bis 1936-37 (laut [ASG1980]). Laut ASVb2003 hat Wittwer das Amt an Josef Beckers (Alsdorf) übergeben, aber in der Chronik von Kohlscheid 26 wird eine Sitzung vom 25.2.1939 erwähnt, bei der Peter Gülpen (Würselen) neuer Kreisleiter wurde und Beckers (Kellersberg) neuer Spielwart.
  48. Allerdings nicht in der Schach-Ecke sondern in der Rubrik „Rund um Aachen“, in der sich ansonsten Lokalnachrichten aus dem Aachener Land finden lassen. Man sehe die Ausgaben vom 27.11.1937, 3.12.1937, 11.12.1938, 31.12.1938, 7.1.1938, 15.1.1938, 21.1.1938, 4.2.1938 und 25.2.1938.
  49. [Kohlscheid1976], S.18.
  50. Aachener Anzeiger vom 23.9., 6.10., 8.10, 20.10., 31.10., 4.11., 15.11., 8.12., 15.12., und 29.12.1938.
  51. [ASG1980], [ASVb2003].
  52. Auch das unrühmliche Ende Müllers in einer Düsseldorfer Haftanstalt gehört eher in eine ASV-Chronik. Neugierige seien an [RD2017], S.77-79 verwiesen.
  53. Aachener Anzeiger, 1.9.1938