Der Aachener Schachverein 1856-1926
Vor Kurzem sind wir in den Besitz einer Kopie eines alten Notizbuchs des Aachener Schachvereins gelangt. Dieses enthält die Protokolle der Vorstands- und Mitgliederversammlungen der Jahre 1893-1945 und diente Dr. Scherer als eine wichtige Quelle, als er die Festschrift zum 135-jährigen Jubiläum schrieb. Wir wissen nicht, wo sich dieses Buch heute befindet, es ist verschollen. Dr. Scherer hatte seinerzeit aber eine Kopie angefertigt, und diese konnten wir vor wenigen Wochen für den Verein erwerben.
In dem Protokollbuch befindet sich auch eine 1926 erstellte Zusammenfassung der Vereinschronik. Diese ist in einer Kurrent-Handschrift niedergeschrieben, etwas flüchtig und mit vielen Abkürzungen. Vielleicht handelte es sich um Notizen für eine geplante Druckversion. Die Handschrift könnte diejenige des damaligen Vorsitzenden Otto Brech sein, der sich seinerzeit besonders für die Organisation des 70-jährigen Jubiläums eingesetzt hat.
Dieser Beitrag enthält den ganzen Text dieser Zusammenfassung, wobei wir der besseren Lesbarkeit zuliebe die Abkürzungen aufgelöst und an einigen Stellen den Satzbau korrigiert haben. Ansonsten ist der Text möglichst unverändert wiedergegeben; auch die alte Rechtschreibung haben wir übernommen. An einigen Stellen war die Handschrift allerdings schwer zu entziffern war und beim Erraten der Bedeutung haben vielleicht nicht immer richtig gelegen. Inhaltliche Ergänzungen haben wir in die Fußnoten verfrachtet. Die Angaben zu den Spiellokalen und Personen stammen aus den historischen Aachener Adressbüchern1 und der Genealogie-Datensammlung „Familienbuch Euregio“2. Auch wenn im vorliegenden Text meist nur Nachnamen genannt sind, so ist eine eindeutige Identifikation der Personen oft möglich durch ergänzende Angaben in anderen Quellen. (Eingestellt am 28.1.2022)
Vereinschronik
Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts fanden sich in der Aachener Erholungsgesellschaft mehrere Liebhaber des Schachspiels zusammen, unter denen sich vor allem der Major von Hannecken3 besonders auszeichnete und mehrere Partien blind spielte. Oft und fleißig wurden sogar des Sonntags Beratungspartien gespielt, bei welchen 3 gegen 3 spielten.
Am 6. Oktober 1856 äußerte der vorgenannte Herr v. H. den Wunsch, mit auswärtigen Vereinen Korrespondenzpartien zu spielen. Der seit 1851 bestehende Crefelder Club wurde angefragt, lehnte aber ab, da zur Zeit eine solche Partie gegen den Amsterdamer Club im Gange war.
Am 11. Oktober 1856 teilte der Elberfelder Verein mit, er sei bereit, zwei solche Partien zu spielen.
Am 13. Oktober 1856, abends 8 Uhr, fand eine Versammlung der Aachener Schachfreunde bei der Wirtin Eydens am Elisenbrunnen statt, in welcher die Bedingungen des Elberfelder Schachklubs angenommen wurden und die Wahl des Vorstands des Aachener Schachclubs stattfand: 1. Vorsitzender Major von Hannecken, N.C. Strom4, von Rappard5, Ed. Scheibler6, D. Uhlhorn7 (Schriftführer) und die Stellvertreter Hartmann, Staabs8, Creutz9, Sandorn, E.J. Kendall10.
Sitzungstage waren Sonntags und Mittwoch in einem Zimmer des Oekonoms Seydler der Erholungsgesellschaft.
Die förmliche Konstituierung des Vereins erfolgte am 2. November 1856 durch 14 Mitglieder; Anfang und Keim zum gebildeten Vereins bildeten die Herren Strom und Scheibler. Nach Anfertigung der Statuten und Anschaffung von Schachspielen wurde am 9. November 1856 zur Wahl des Vorstands für das 1. Jahr geschritten. Gewählt wurde zum 1. Vorsitzenden Major v. Hannecken, Kassierer N.C. Strom, Schriftführer Ed. Scheibler, 1. Beisitz Notar Creutz, 2. Beisitz Aug. Wagner11.
Die beiden nachfolgenden Partien wurden 1856 und 57 gespielt, letztere dauerte 7 Monate, beide wurden von Aachen verloren.12
Bereits Anfang 57 wurde der Wunsch auf Lokalveränderung laut, da das Zimmer dumpf und eng sei. Der Verein siedelte nach dem Café neuf am Friedrich-Wilhelm-Platz, Inhaber von Gericke13, über, wo er jedoch infolge Wegzugs des Inhabers nur bis 1. Juli 1857 verbleiben konnte. Nach mehrseitigem Bemühen fand sich ein Vereinsraum in Bauligs Hotel Großkölnstraße14, aber bereits Ende August desselben Jahres mußte wieder umgezogen werden und glaubte man in Hortmeyers Hotel auf der Hochstraße15 ein passendes Lokal gefunden zu haben.
Infolge Versetzung des Herrn von Hannecken wurde am 31. Oktober 1857 der Vorstand neu gewählt: 1. Vorsitzender N.C. Strom, Kassierer Ed. Scheibler, Schriftführer: E.J. Kendall, Beisitzer: Riefenstahl16 und Gordon17, ferner Aug. Wagner für große Verdienste seit Bestehen des Vereins zum Ehrenmitglied des Vorstands.
Infolge der regen Beteiligung und Aufnahme weiterer Mitglieder wurden im Februar 58 die Herren [?]18 und Uhlhorn infolge Amtsniederlegung der Herren Scheibler und Gordon in den Vorstand und die Herren Spies19 und Kannegießer als Mitgliedern des Spielkomitees erwählt. Herr Kendall übernahm die Kasse.
Im Mai 58 wurde das Spiellokal nach der Erholungsgesellschaft verlegt, wo besondere Zimmer eingeräumt wurden.
Im August 58 folgten die beiden Mitglieder Riefenstahl und Uhlhorn einer Einladung des Crefelder Vereins und erfreuten sich eines außerordentlichen Empfanges.
15. Januar 1859. Die im August 1857 begonnene Correspondenzpartie mit Crefeld wurde beim 57. Zug nicht weiter gespielt, und zwar wegen nicht begründeter wiederholter verspäteter Absendung der Züge seitens Crefeld.20
Von Interesse ist der Beschluß der Generalversammlung vom 29. Oktober 1859, wonach jedes Mitglied, das nicht wenigstens einmal im Monat den Verein besucht, 2 1/2 Groschen Strafe zu zahlen hat; eine Mahnung besonders für unsere heutigen säumigen Mitglieder.
Anschließend an die Generalversammlung vom 30. Oktober 1860, in welcher der Vorstand Strom (Präses), A. Schwendler21 (Kassierer), J. Spies (Schriftführer), Gordon, Riefenstahl (Beisitzer) gewählt wurde, fand zu Feier des Stiftungsfestes ein Tanzen statt, welches sehr fröhlich verlaufen sein muß und im Jahre 1927 bei genügendem Kassenstand zur Nachahmung empfohlen wird.
In der Generalversammlung vom 30. Oktober 1861 wurden in den Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender Riefenstahl, Schwendler Kassierer, Spies Schriftführer, Gordon, Scheibler Beisitzer.
Im November 1861 wurde das Spiellokal verlegt nach Café littéraire bei Herrn Darche22
Oktober 1862. Vorstand: Ed. Scheibler Vorsitz und Kassierer, Spies Schriftführer, Uhlhorn, Riefenstahl Beisitzer.
1863 ohne besondere Ereignisse, der Vorstand wurde wiedergewählt.
1864 erstmalig Vereinsturnier. I. Preis (im Wert von 5 Thaler) Riefenstahl, II. Preis (im Wert von 3 Thaler) Dr. Schuster23, III. Preis (im Wert von 2 Thaler) Scheibler.
November 64. Der Vorstand besteht in Zukunft aus 3 Personen. Präses Scheibler, Beisitzer Riefenstahl und Dr. Schuster.
17. Dezember 1864. Aus der Vereinskasse wurde bei Giesen im Klüppel24 ein Souper veranstaltet. Es ging recht heiter und gemütlich zu und wurde bei dieser Gelegenheit Herr Giesen zum Ehrenmitglied ernannt.
Es fand ein Vereinsturnier in 2 Gruppen statt. 1. Preis (im Wert 12 Thaler) im Turnier a: Dr. Schuster, im Turnier b: Käuffer (im Wert 8 Thaler).
15. November 1865: In der Generalversammlung wurde das Mitglied Herr Gordon zum Ehrenmitglied ernannt.
Auch in diesem Jahre fand im Hotel Duensing25 am 9. Dezember 65 aus der Vereinskasse ein Souper zur allgemeinen Zufriedenheit statt.
5. Februar 1866: Verlegung des Spiellokals nach Hotel Duensing trotz Weinzwangs.
Das nach Elberfeld verzogene Mitglied Herr Riefenstahl wurde am 24. März 1866 zum Ehrenmitglied ernannt und der Verein veranstaltete zu dessen Ehren ein Gesellschafts-Souper.
Infolge des Krieges gegen Österreich, an dem mehrere Mitglieder teilnahmen, war das Schachleben recht schwach.
An dem im Jahre 1867 stattgefundenen Schachcongreß in Köln nahmen 9 Herren teil und haben daselbst einige sehr interessante und gemütliche Tage verlebt.
16. Oktober 1867. Beginn der Correspondenzpartie gegen den Kölner Schachverein. Dieselbe wurde auf Anerbieten von Köln am 21.Juni remis gegeben26.
22. April 1868. Generalversammlung im Restaurant Wolfgarten. Tagesordnung: Besprechung des Schachcongresses in Aachen. Wahl des Spielkomitees. Es wurden 12 Herren gewählt.
1.-4. August 1868. Der 7. rheinische Schachcongreß fand in Aachen statt, dank zahlreicher Beteiligung der damaligen Schachgrößen verlief dasselbe in glänzender Weise. Unter den vielen hervorragenden Meistern und Fremden werden erwähnt die Herren Professor Dr. Anderssen aus Breslau, Dr. M. Lange aus Leipzig, Louis Paulsen, Wilfried Paulsen aus Detmold, J.H. Zuckertort aus Berlin, E. Schallopp aus Anklam, deren Teilnahme dem Congreß einen ganz besonderen Glanz und Wert verlieh.
Das Mitglied Herr Dr. Schuster errang im rheinischen Hauptturnier den 2. Preis.
4.November 1868: Generalversammlung und Verlegung des Lokals nach dem Restaurant Wolfgarten. Bemerkenswert ist, daß ein Mitgründer, Herr N.C. Strom wegen hohen Alters austrat.
1869. Das Spiellokal wurde nach dem Kurhaus verlegt, wo auch am 18. November in glänzender Weise das Stiftungsfest gefeiert wurde.
1870. Die Ereignisse des verhängnisvollen Jahres gingen nicht spurlos am Aachener Schachverein vorüber. Das Interesse am Schachspiel litt stark, mehrere Mitglieder, darunter der Schriftführer Dr. Schuster, folgten der Fahne ins Feindesland. Die Opferwilligkeit bewies der Verein durch Zahlung von 25 Thalern27 zur Unterstützung der ins Feld ausrückenden Vaterlandsverteidiger.
1871. Der Congreß des Westdeutschen Schachbundes fand in Crefeld statt und es beteiligten sich daran 2 Mitglieder, die Herrn Eduard Meyer28 und Albert Voßen29, welche den 1. bzw. 3. Preis im I. Nebenturnier errangen.
Am 10. März 1872 legte der Vorsitzende Herr Eduard Scheibler sein Amt zum allgemeinen Bedauern nieder, nachdem er 10 Jahre die Präsidentschaft inne hatte.
Zu seinem Nachfolger wurde Herr Dr. Schuster gewählt, zum Kassierer Herr Alb. Voßen und zum Schriftführer Herr Eduard Meyer.
Am 27. März 1872 wurde anläßlich der Feier des Stiftungsfestes Herrn Eduard Scheibler ein geschmackvoller Silberpokal mit Widmung versehen und derselbe zum Ehrenpäsidenten ernannt.
3. Juli 1872: Übersiedlung des Vereins in das Lokal Monjau.30
Zu den Jahren 1873-1879 sind Aufzeichnungen über bemerkenswerte Ereignisse nicht vorhanden. 31
Erst seit 1880 scheint das Aachener Schachleben wieder aufzublühen, denn im Protokoll der Generalversammlung vom 13. Oktober erwähnt der neugewählte Schriftführer Herr Herm. Hundt32: „unser Schachverein hat seit vielen Jahren nur kümmerlich sein Dasein gefristet und namentlich seit dem am 26. Dezember 1876 durch einen Schlaganfall plötzlich herbeigeführten Tod des allseits verehrten Herrn Präsident Eduard Scheibler.“
Der Vorstand setzte sich nun zusammen aus dem Vorsitzenden Herr Aug. Heinemann33, Kassierer Herr Alb. Voßen, Schriftführer Herr Herm. Hundt.
14.Juni 1883. Verlegung des Spiellokals nach dem Restaurant Hochgürtel am Elisenbrunnen34.
Die nächste Generalversammlung fand wegen Erkrankung des Vorsitzenden und fast gänzlicher Teilnahmlosigkeit der Mitglieder erst am 15.Oktober 1884 in dem neuen Vereinslokal Hensen, Hochstraße 32, 1.Stock statt. Bemerkenswert ist der hohe Kassenbestand von 407,75 Mark35. Die Neuwahl des Vorstands ergab Herr Aug. Heinemann Vorsitzender, Herr Bodo von Fischerz36 Kassierer, Herr Herm. Hundt Schriftführer, außerdem Herr Aug. Hülster37 und Salom. Jacobsberg38 als Beisitzer.
1885 und 86 keine besonderen Ereignisse, der alte Vorstand wurde wiedergewählt.
1887-1892. Der Verein hält in diesen Jahren keine Generalversammlung ab, auch ist nicht festzustellen, wo er tagte und wie die Spielabende besucht waren.
Regelmäßige Protokolle wurden erst wieder von 1893 getätigt. Eine Spaltung durch Gründung eines neuen Vereins scheint die Ursache zu sein.
März 1893. Spiellokal „Thürmchen“. Vorsitzender B. v. Fischerz, Schriftführer Herr Dr. Schuster, Schatzmeister Herr Jacobsberg. Es begann wieder regelmäßiger Spielabend, zahlreich waren die Neuaufnahmen39.
9. April 1894. Generalversammlung mit Wiederwahl des Vorstands.
7. Mai 1894. Generalversammlung. Vereinigung mit der seit einigen Jahren bestehenden Aachener Schachgesellschaft unter Wiederwahl des Vorstandes des Aachener Schachvereins. Spiellokal im Klüppel40, der Verein zählte nach der Vereinigung 30 Mitglieder. 41
Viermal verlegte der Verein in diesem Jahre sein Spiellokal: Vom Moselhäuschen nach dem Berliner Hof42, da sich dieses Lokal als „ungesund“ erwies nach dem Carlshaus43 und, weil der Wirt sich nicht bereit erklärte gegen 2 Mark Monatsmiete ein besonderes Zimmer im Winter einzuräumen, wurde das Lokal nach dem Kaiserhof44 verlegt.
Recht schwach war dort der Besuch, er setzte sich meistens nur aus 5-10 Herren zusammen. Die schnellen Wechsel des Spiellokals, die geringe Abwechselung, das Ausbleiben jeder schachlichen Veranstaltung und der Werbetätigkeit waren die Ursachen des Niederganges des Vereins.45
Nur 10 Mitglieder mit dem alten Vorstand aus dem Jahre 1893 zählte der Verein anläßlich seiner Generalversammlung am 23. November 1903 im Hotel Kaiserhof.
Vier Mitglieder des Vereins beteiligten sich am 42. Stiftungscongreß des Kölner Schachklub. Es ist besonders Herr Dr. Schuster hervorzuheben, der sich an solchen Festen fast regelmäßig beteiligte und als Preisträger zurückkehrte.
Erstmalig in den Annalen des Vereins ist im Winter 1903/04 ein Turnier verzeichnet. 1. Preisträger Dr. Schuster.
13.April 1904. Durch Besitzwechsel des Kaiserhofes wurde das Spiellokal nach dem Weinrestaurant „Zur ewigen Lampe“46 verlegt.
Am 15./16.August 1904 fand in Neuß der erste Schachwettkampf der Niederlande gegen den Rheinisch-Westfälischen Schachverband statt. Es beteiligte sich von Aachener Seite Dr. Schuster, der 1½ Punkte gegen Wessely - Haag erzielte. Vergleiche die Partien47. Die Remispartie wurde von dem als Schiedsrichter gewählten Herrn Höing Düsseldorf abgeschätzt und hierdurch nur der gleiche Stand 22½ erzielt.
Der Besuch des Spielabends beschränkte sich wieder auf so oft nur 8 Herren, so daß nach Eintritt besserer Verhältnisse im Jahre 1905 der Kaiserhof, Lesezimmer, als Lokal gewählt wurde.
Der Verein entsand das Mitglied Herr Kopa48 zum Barmer Meisterturnier 12.-30. Aug. 1905; zur Bestreitung der Kosten stellte der Verein 150 Mark aus der Kasse zur Verfügung. Herr Kopa rechtfertigte die auf ihn gesetzten Hoffnungen, er schlug 2 Meister und gewann mit 9 Gewinnpunkten den 6.Preis (250 Mark).
18. Juni 1906. Generalversammlung. Anstelle des verstorbenen Herrn Dr. Schuster wird Herr Schmachtenberg49 zum Schriftführer gewählt.
5. November 1906. Festfeier anläßlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins im Hotel Kaiserhof. Es nahmen teil die Herren v. Fischerz, Jacobsberg, Schmachtenberg, Wallach50, Hahn51, Krahe52, Dr. Salm53 C. Herbst, Salomon, Dr. Löwenstein54.
In den Jahren 1907, 1908 ließ die Teilnahme an den Spielabenden wieder sehr zu wünschen übrig, wie der Bericht der Generalversammlung vom 9. November 1908 besagt. Der Schriftführer Herr Schmachtenberg legte sein Amt nieder und an seiner Stelle wurde der Postsekretär Herr Krahe gewählt.
18. Oktober 1909. Generalversammlung. Wiederwahl des Vorstands. Simultanvorstellung des Schachmeisters Mieses, von 20 Partien gewann er 18,=1,-1.55
24. April 1910. Generalversammlung. Wiederwahl des Vorstands. Die Spielabende waren meist gut besucht. In dem Winterturnier wurden Preisträger 1.Krahe, 2.Sieper56, 3.Lauterjung57.
27. Mai 1911. Simultanveranstaltung des Schachmeisters Marshall mit dem Ergebnis von 19 Partien +16=2-1.
17. Juni 1912. Generalversammlung. Der seit 1893 den Vorsitz führende Herr Fischerz lehnte aus Gesundheitsrücksichten Wiederwahl ab, er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Neuer Vorsitzender wurde Herr Rechtsanwalt Nütten58, zum Kassierer Herr Jacobsberg und zum Schriftführer Herr Krahe gewählt.
Durch Neugründung eines Vereins „Turm“ und durch fast völliges Fernbleiben an den Spielabenden wurde bereits ein Antrag auf Auflösung des Vereins eingebracht, der nur durch die erfolgte Verschmelzung beider Vereine, wieder unter der Bezeichnung Aachener Schachverein, nicht zur Ausführung gelang.
Diese Verschmelzung erfolgte in der Generalversammlung vom 3. Juli 1912. Die Wahl des Vorstands ergab: Vorsitz Herr Rechtsanwalt Nütten, Schriftführer Postsekretär Jung59, Kassierer Jacobsberg, Schachwart Ingenieur Happich. Als Spiellokal wurde der Elisenbrunnen gewählt.60
Am 13.April 1913 verstarb Herr Bodo von Fischerz im Alter von 72 Jahren, tiefbetrauert von seinen Schachfreunden.
20.Juli 1913. Generalversammlung. Die Vorstandswahl ergab 1.Vorsitz Herr Rechtsanwalt Nütten, Schriftführer Herr Postsekretär Jung, Kassierer Herr Ingenieur Happich, Schachwart Baumeister Riese61. Die Mitgliedschaft ist 34, Spiellokal versuchsweise das Wiener Café62.
In dem Jahre 1914 zu Beginn des Weltkrieges wurde das Interesse am friedlichen Schachspiele durch die allgemeine Aufregung, welche das wahre Kriegsspiel in er ganzen Welt hervorbrachte, ganz in den Hintergrund gedrängt, durch immer bedrohlicher werdende Kriegs- und Wirtschaftslage sowie das Einziehen aller wehrhaften Mitglieder bestand der Verein nur noch dem Namen nach. Das in den Jahren angeschaffte Spielmaterial hatte keinen Schachwart mehr und wurde in alle Winde zerstreut.
1919. Der Krieg war zu Ende. Manch Schächer lag auf dem Felde der Ehre oder kehrte heim, verwundet, krank an Geist und Körper oder wirtschaftlich ruiniert.
1920-21: Die Jahre des langsamen Wiederaufbaus. Die übrig gebliebenen Schächer finden sich wieder und treffen sich zwanglos im Restaurant „Vier Jahreszeiten“.
24. Juni 1921. Generalversammlung, Vorstandswahl: 1. Vorsitzender Herr Stadtbaumeister Brech63, 2. Vorsitzender Herr Dr. Prechner64, 1. Kassierer Herr S. Berg65, Schachwart Herr Kamps, 1. Schriftführer Herr Fr. Bienen66, 2. Schriftführer Herr Becker67. Der Vorstand arbeitete zunächst neue Statuten aus, beschaffte Spielmaterial und löste die Spiellokalfrage: Restaurant Reichshof, Hotel Werner, Seilgraben 2.
Das Schachleben blüht auf, die Spielabende werden zahlreich besucht, das Interesse nimmt zu und die Anregungen des Vorstandes auf größeren Veranstaltungen wirken befruchtend auf die Bedeutung und Stärke des Vereins. In der Folge wurden in den nächsten Jahren mehrere Versammlungen jährlich abgehalten.
Auf Vorschlag des 1.Vorsitzenden wurden die Sommerausflüge nach Forsthaus Siegel jedes Jahr zur ständigen Einrichtung.
4. Februar 1922. Generalversammlung, Vorstandswahl: 1. Vorsitzender Stadtbaumeister O. Brech, 2.Vorsitzender Herr Schmachtenberg, 1.Schriftführer Herr Bienen, 2.Schriftführer Herr Beckers, 1.Kassierer Herr Berg, 1.Schachwart Herr Kamps, 2.Schachwart Herr Dreyfus.
Im Laufe des Jahres erleidet der Vereinen einen herben Verlust durch den Tod des Schriftführers Herrn Bienen.
Der 1.Vorsitzende errang im August die Meisterwürde des Rheinisch-Westfälischen Verbandes und überreichte der stellvertretende Vorsitzende in der Mitgliederversammlung am 30. September 22 ein Schachbrett mit Widmung.
Für das Jahr 1923 erfolgte Wiederwahl des gesamten Vorstandes.
19. August 1923. Städtewettkampf gegen den Eschweiler Schachverein in Eschweiler.
12. Januar 1924. Generalversammlung, Vorstandswahl: 1.Vorsitzender Herr Stadtbaumeister O. Brech, 2. Vorsitzender Herr H. Franzen, Schriftführer Herr Dr. Claße, Kassierer Herr van Spankeren68, 1.Schachwart Herr Hoffmann, 2.Schriftführer Herr Becker69, 2.Schachwart Herr Dreyfuß70.
Im März des Jahres wird das Vereinsmitglied Herr Bäckermeister Elbern71 in seiner Wohnung ermordet; der Täter ist nicht ermittelt.
25. Januar 1924. Verlegung des Spiellokals nach dem Hotel Union72.
27. Juli 1924. Verlegung des Spiellokals nach dem Carlshaus.
3. Februar 1924. Städtewettkampf gegen den Eschweiler Schachverein im Hotel Union, Ergebnis für Aachen +24 -6 =2.
24. Februar 1924. Städtewettkampf gegen den Neußer Schachverein in Neuß. Ergebnis für Aachen 13½:16½, wozu zu bemerken ist, daß 12 Partien abgeschätzt werden mußten.
Ergebnis des Winterturniers 1923/24: 1.Preisträger O.Brech. 2.Preisträger: Taussig, Holländer73, 3. Vopel74.
18. Oktober 24. Simultanveranstaltung Schachmeister Mieses. Ergebnis von 18 Partien +13=3-2.
9. November 24. Städtewettkampf Aachen gegen Eschweiler-Düren. Ergebnis für Aachen +29½- 18½.
Der Verein bestand am Schluß des Jahres aus 39 Mitgliedern.
8. Januar 1925. Generalversammlung, Vorstandswahl: 1. Vorsitzender Herr Stadtbaumeister O. Brech, 2. Vorsitzender Herr Justizrat Nütten, 1. Schriftführer Herr Schander75, 2. Schriftführer Herr Becker, Kassierer Herr van Spankeren, 1. Schachwart Herr Hoffmann, 2. Schachwart Herr Claßen.
14. Januar 1925. Simultanveranstaltung des Großmeisters Spielmann an 25 Brettern. Ergebnis +20-0=5 und zwar gegen die Herren Becker, R. Claßen, Franzen, van Spankeren und Vopel.
5. Februar 1925. Simultanveranstaltung des Weltmeisters Dr. Lasker an 35 Brettern. Ergebnis +32=3 und zwar gegen die Herren Dreyfus, [?]76 und Vopel.
20. Juni 25. Der Vorsitzende Herr Brech spielte in Eschweiler Simultan an 20 Brettern mit abwechselnden Anzug. Ergebnis +14-5.
5. Juli 25. Sommerfest im Forsthaus Siegel und Preisverleihung des Winterturniers 1924. Turnier A: Sieger Herr Taussig 7½ Punkte, 2.Sieger Herr Brech 7 Punkte, 3. Sieger Herr Lauterjung 5½ Punkte, 4. Sieger Herr van Spankeren 4 Punkte. Turnier B: Sieger Herr Nütten 13 Punkte, 2. Sieger Herr Riese 13 Punkte, 3. Sieger Herr Franzen 10 Punkte, 4. Sieger Herr Claßen 9 Punkte.
24.-25. Oktober 25. Länderkampf Niederlande - Rheinisch-Westfälischer Verband in Nymwegen an 60 Brettern endigte mit 63½ : 58½. Von Aachen nahmen teil die Herren Brech an Brett 1 und Taussig am 27. Brett. Ersterer verlor gegen den Großmeister Euwe, letzterer machte 1½ Punkte.
15. Oktober 1925. Blindvorstellung des Großmeister Reti. Das Ergebnis von 12 gleichzeitig gespielten Partien +8-2=2. Er verliert gegen die Herren Riese und Dreyfus, remis gegen die Herren Lauterjung und Taussig.
8. November 1925. Wettkampf des Aachener Schachverein gegen die Vereine von Maastricht, Heerlen und Treebeek in Aachen gewonnen mit 11:9.
29. November 1925. Simultanvorstellung des Vorsitzenden Herrn Brech in Heerlen gegen die stärksten Spieler von Heerlen und Treebeek mit abwechselndem Zug. Ergebnis +8=5-7 an 20 Brettern.
21. Januar 1926. Generalversammlung. Der Vorstand wurde wiedergewählt, für den ausscheidenden 2.Schachwart wurde Herr Vopel gewählt. Anwesend waren von 45 Mitgliedern 21. Es erfolgt die Aufnahme von 5 neuen Mitgliedern.
28. Februar 1926. Wiederholung des Wettkampfs vom 8. November 25 in Heerlen an 21 Brettern. Auch diesmal siegte Aachen mit 14:7.
Sommerfest im Forsthaus Siegel mit Preisverleihung des Winterturniers 1925/26. Turnier A: 1.Sieger Herr Brech 17½ Punkte, 2. Sieger Herr Vopel 13 Punkte, 3. Sieger Herr van Spankeren 10 Punkte, 4. Sieger Becker 8½ Punkte. Turnier B: 1.Sieger Frank 6 Punkte. 2.Sieger Rosewick77 5 Punkte.
18. und 19. September 1926. Länderwettkampf Niederlande - Rheinisch-Westfälischer Schachverband in Crefeld anläßlich des 75-jährigen Stiftungsfestes des Crefelder Vereins. Der Kampf endigte mit dem deutschen Sieg. Es wurde an 71 Brettern gekämpft. Vom Aachener Verein beteiligte sich Herr Brech, welcher am 6.Brett spielte. Gesamtergebnis für den deutschen Verband bei 142 Partien 74½ : 67½.
Anmerkungen
- Verfügbar auf der Webseite der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn: https://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/
- http://www.familienbuch-euregio.de/
- Siehe Artikel „Hermann von Hanneken“.
- Nikolai Cornel Strom. *6.12.1794 in Burtscheid +28.5.1874 ebda., Inhaber einer Manufakturwarenhandlung, Präsident der Erholungsgesellschaft 1859/60
- Major a.D.
- Eduard Scheibler, *25.10.1817 in Lüttich, +26.12.1876 in Aachen, Kaufmann.
- Diederich Ulhorn, Kratzenfabrikant.
- Wahrscheinlich Louis Staabs, Hauptmann im 28. Infanterie-Regiment.
- Nikolaus Wilhelm Creutz, *9.6.1805 in Raeren, +6.5.1881 in Burtscheid, seit April 1851 Notar in Burtscheid.
- Ernst Johann Kendall, *20.7.1833 in Birmingham, Kaufmann.
- August Wagner, *1812? in Neviges, +8.3.1861 in Aachen. Tuchfabrikant, Mitglied der Casino-Gesellschaft.
- Siehe Artikel „Die Fernpartien 1856-1868“.
- Eintrag im Adressbuch von 1855: Gust. von Gericke, Hof-Conditorei und Delikatessenhandel S.K. Hoheit des Prinzen v. Preußen, Friedr.-Wilhelm-Platz 473A.
- Eintrag im Adressbuch von 1855: Baulig, Simon, Gastwirt zum Englischen Hof, gr. Kölnstraße 984A.
- Eintrag im Adressbuch 1855: Hortmeyer, Wwe., Dora, Hotel- und Restauration-Besitzerin, Hochstr. 2B. Der obere Teil der heutigen Theaterstraße, ab Kreuzung Wallstraße, hieß früher „Hochstraße“.
- Hermann Riefenstahl verzog 1866 nach Elberfeld und arbeitete dort als Eisenbahn-Sekretär. Er feiert noch einige kleinere schachliche Erfolge: 2. Preisträger im Rheinischen Hauptturnier Barmen 1869, Sieger im Nebenturnier Kongress des Westdeutschen Schachbundes, Köln 1877, 3.Preisträger im Hauptturnier des Bergisch-Märkischen Schachverbands, Elberfeld 1885. Außerdem war er in den 1880er Jahren Präsident des Elberfelder Schachclubs.
- Wir vermuten, es handelt sich dabei um den Herrn Gordon, der im Artikel „Schach im Aachener Café Littéraire 1845-1849“ erwähnt wird.
- Der Name ist schwer zu lesen, könnte „Stocks“ heißen. Da ein solcher Name aber in Aachen anscheinend nicht vorkam, vermuten wir, es ist der oben erwähnte „Staabs“ gemeint.
- Julius Spies, +13.11.1834 in Aachen, 1874 Trauzeuge bei E.J. Kendalls Hochzeit.
- Die Krefelder behaupten in ihrer Vereinschronik „100 Jahre Schach in der Samt- und Seidenstadt Krefeld 1851-1951“ frech, sie hätten die Partie gewonnen.
- Adolf Schwendler, *19.01.1820 in Aachen, +15.5.1871 in New York. Kaufmann, Mitglied der Casino-Gesellschaft.
- Nicolas Darche, Musikinstrumentenmacher. Wohnte in der Komphausbadstr.22, wo sich auch das Café littéraire (Inhaber Darche-Bovard) befand. In einer Inventarliste aus dem Jahr 1894 wird ein großes, hölzernes Schachbrett aufgelistet, das vor mehr als 30 Jahren von Herrn Darche angefertigt worden war.
- Dr. Ludwig Schuster, *13.04.1833 in Düren, +08.01.1906 in Aachen, praktischer Arzt, Verfasser mehrerer Bücher: „Die Aachener Thermen“ (1872), „Ueber Merkurvergiftung bei der Behandlung der Syphilis“ (1873), „Die Syphilis, deren Wesen, Verlauf und Behandlung“ (1903). Seit 1866 Repräsentant der Synagogengemeinde. Ungefähr 40 Jahre bis zu seinem Tod der stärkste Schachspieler Aachens.
- Eintrag im Adressbuch von 1865: Giesen, Jos. “zum neuen Klüppel”, Ursulinerstr. 21 und Holzgr. 1.
- Eintrag im Adressbuch 1868: Duensing, Wilh., Gastwirth, Seilgr. 5.
- Siehe Artikel „Die Fernpartien 1856-1868“.
- Nach den Berechnungen des wissenschaftlichen Dienstes des deutschen Bundestags entspräche dies heute der Kaufkraft von ca. 625 Euro.
- Tuchfabrikant, Teilhaber der Firma M.Meyer & Co.
- Farbenfabrikant. Inhaber der Firma Gebrüder Vossen.
- Eintrag im Adressbuch 1874: Monjau, Heinr. (Hotel Monjau), Theaterplatz 9.
- In jenen Jahren tauchte zum ersten Mal so so etwas wie lokale Konkurrenz auf. Jedenfalls finden wir in der Deutschen Schachzeitung, Jg.30 (1875), S.235 die folgende Nachricht.
„Seit November vorigen Jahres besteht in Aachen ein akademischer Schachverein. In Folge reger Teilnahme befindet sich derselbe im steten Wachsen. Versammlung: Donnerstag Abends in der Restauration Bünten.“
Aus der Deutschen Schachzeitung, Jg. 31 (1876), S.221, wissen wir auch, dass dieser Studentenverein mindestens eine Correspondenzpartie mit dem ebenfalls frisch gegründeten akademischen Schachverein „Johannea“ in Leipzig ausgetragen hat. Der Aachener Studentenverein besteht aber wohl nur für kurze Zeit, wie wir in einer Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Hochschule lesen können:„Verschiedene Vereinigungen (...) überdauerten kaum zwei oder drei Semester. Zur Förderung und Pflege des Schachspiels wurde 1874 ein „akademischer Schachverein“ geschaffen. In den kommenden Semestern hört man nichts mehr von ihm; nur im Sommer-Semester 1904 begegnen wir nochmals einem „akademischen Schachklub Aachen“.“
(Zitiert nach Prof. Max Eckert: „Der Aachener Student“. Aufsatz in der Festschrift „Die Technische Hochschule zu Aachen 1870-1920“ herausgegeben von Rektor Paul Gast. Gefunden auf der Webseite http://www.aachen.lu/avlhistory/quellen/der_aachener_student/, letzter Zugriff 26.11.2021.) - Hermann Hundt. Führte ein Agentur- und Commisionsgeschäft für Maschinen-Verkauf und Versicherungswesen, Casinostr. 3. In den 1870er Jahren Mitglied im Vorstand des Westdeutschen Schachbundes. Erledigte in dieser Funktion die Korrespondenz mit den westdeutschen Vereinen, als 1877 der Deutsche Schachbund gegründet wurde.
- August Heinemann. Mineralwasserfabrikant.
- Eintrag im Adressbuch 1883, S.264: Hochgürtel, Math., Elisenbrunnen, Fr.-Wilh.-Pl. 14 und Gut Eich.
- Dies entsprach einer Kaufkraft von heute etwa 2900 Euro.
- Filzfabrikant, Teilhaber der Firma B.v.Fischerz & Meder, Rothbendermühlen.
- Eintrag im Adressbuch 1883, S.97: Hülster, August, Agentur und Commiss., Alexianergraben 1.
- Salomon Jacobsberg. *1.12.1840 in Magdeburg, +5.7.1920 in Aachen. Maßschneider und Tuchhändler. Führte ein Geschäft „Herrengarderobe nach Maß“ am Dahmengraben 22.
- Der hier verzeichnete zarte Aufschwung war aber offensichtlich nicht von Dauer. Eine Erklärung dafür liefert der folgende Brief, der sich in der Deutschen Schachzeitung, Jg.48 (1893), S.351 abgedruckt findet:
„Aus Aachen. Seit dem 1868er rheinischen Schachcongresse zu Aachen war das Schachleben in Aachen zurückgegangen. Vergangenen Winter trat namentlich durch die Theilname der Herren Dr. Schuster und Dr. Lochte wieder eine regere Betheiligung am Schachleben ein. Leider ist die Hauptstütze des Vereins, Dr. Lochte, der auch in Anerkennung seiner Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt ist, am 31. October d.J. nach den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewandert, um in einer lutherischen deutschen Gemeinde am Superior-See das Seelsorger und Predigeramt zu übernehmen. Der Aachener Schachverein versammelt sich jeden Montag Abend 8 ¼ in seinem Lokale „Im neuen Klüppel“ bei Hensen. Der Besuch von Schachfreunden wird willkommen aufgenommen. Präsident ist Herr von Fischertz.“
Von besagtem Dr. Lochte haben wir keine weiteren schachlichen Nachrichten oder Lebensdaten gefunden. Die letzte Spur ist eine eine Inventarliste aus dem Jahr 1894, wonach sich im Schachschrank des Vereins ein „Bild des Herrn Dr. Lochte aus Niagara“ befand. - Eintrag im Adressbuch 1895: Hensen, Peter, Restaurant Klüppel, Holzgraben 9.
- Der Chronist geht hier etwas flüchtig und ungenau über diese Episode hinweg, obwohl sie im Protokollbuch viel Raum einnimmt. Warum sich die ohnehin schon kleine Anzahl Aachener Schachspieler in zwei getrennte Gruppen gespalteten hatte, wird uns allerdings nicht erklärt. Durch Adressbucheinträge und Zeitungsannoncen im „Echo der Gegenwart“ machte die Schachgesellschaft, die sich mittwochs abends im „Moselhäuschen“, einer Weinerhandlung in der Franzstraße, traf, auf sich aufmerksam. Der Wiedervereinigung gingen komplizierte Verhandlungen voraus. Die Initiative ging wohl von der Schachgesellschaft aus, die anscheinend durch schlechte Beitragsdisziplin in finanzielle Schieflage geraten war. Man einigte sich auf einen Anschluss der Gesellschaft unter der Bedingung, dass der alte Verein sein Spiellokal vom Klüppel in das „Moselhäuschen“verlegen sollte und die beiden Vorsitzenden der Gesellschaft, nämlich Carl Erkelenz und F. Küpper, für die nächsten beiden Jahre dem Vorstand des Gesamtvereins angehören sollten. Der Verein übernahm die Altschulden der Gesellschaft. All dies wurde auf der Generalversammlungen vom 7. Mai 1894 beschlossen. Dann passierte allerdings das, was man auch heutzutage bei Vereinsfusionen regelmäßig beobachten kann: in kürzester Zeit schrumpfte der Verein wieder auf die Größe des Altvereins zurück. Wie uns berichtet wird, schieden die meisten Mitglieder der früheren Gesellschaft bald durch Nichtzahlung des Beitrags aus dem Verein aus.
- Eintrag im Adressbuch 1895: Crumbach, C., Berliner Hof, Pontstraße 133
- Theaterplatz 6/8.
- Grand Hotel Kaiserhof, Ecke Hochstraße/Wallstraße.
- Für den 23. April 1899 lud der Aachener Schachverein in sein Spiellokal Hotel Kaiserhof zu „Rheinischen Schachtagen“ ein. Laut Angaben im „Schachfreund“, einer von Simon Alapin in Berlin herausgegebenen Schachzeitschrift, Ausgabe 4/1899, fand ein A-Turnier (Sieger Dr. L. Schuster ASV) mit Uhrenzwang und ein B-Turnier ohne Uhrenzwang als Tombolaturnier statt. Aus dem „Echo der Gegenwart“ vom 26.4.1899 und dem Protokollbuch liegen uns zwei lokale Berichte von diesem Turnier vor. Das Echo der Gegenwart druckte folgenden Text ab:
„Der rheinische Schachtag ist am Sonntag in den Räumen des Hotels Kaiserhof in anregendster Weise und unter lebhafter auswärtiger Betheiligung verlaufen. Es ergab sich eine Betheiligung von sechs Partien zum Hauptturnier, vier zum Nebenturnier. Von Köln war der in der ganzen Schachwelt rühmlich bekannte Problemkünstler Kockelkorn – das letzte Mal hatte er Aachen bei Gelegenheit des berühmten 1868er Aachener Schachcongresses, also vor 30 Jahren besucht – sowie der Rektor der rheinischen Schachspieler, der 75jährige Herr Mertens gekommen, welcher auch einen Hauptpreis errang; außerdem waren noch mehrere Kölner, auch Vertreter von Gladbach, von Jülich neben den früher erwähnten herbeigeeilt. Einige Herren meldeten sich als Mitglieder beim Aachener Schachverein an und nahmen an dem Schachtreffen Theil, das in heiterer Stimmung verlief. Dann folgte nach einer Pause der zweite Schachgang, wobei einzelne Partien nicht zu Ende kommen konnten, und dann die Vertheilung der Preise, die in wahrhaft schöner Auswahl manchem Preisträger die Wahl schwer machten. Einstimmig war das anerkennende Lob der sich gegen 8 Uhr verabschiedenden Gäste über den so angenehm verlaufenen Schachtag.“
Zum Vergleich der Eintrag aus dem Protokollbuch, vermutlich verfasst von Schriftführer Dr. Schuster, der seinen eigenen Erfolg übergeht und sich auch sonst etwas weniger enthusiastisch zeigt:„Auf das Frühjahr 1899 wurde ein Schachturnier betagt, zu dem Gladbach, Krefeld, Jülich Schachfreunde schickten. Der Aachener Schachverein hatte 200 M für Preise ausgesetzt. Der Kölner Schachklub hatte Uhren & Schachspiele überlassen. Das Turnier verlief in anregender Weise & fand durch die Teilnahme des Schachveteranen J. Mertens aus Köln besondere Auszeichnung. Herr Kockelkorn - Köln hatte sich entschuldigt. Die Preise gingen nach auswärts. Die erwartete Anregung zur Anmeldung neuer Vereinsmitglieder blieb ohne Erfolg.“
Die Tatsache, dass dieses Eintagesturnier mit 20 Teilnehmern seit 1868 die erste Schachveranstaltung in Aachen mit auswärtigen Gästen war, ist aber in jedem Fall für die Bedeutungslosigkeit des Schachvereins in jener Zeit bezeichnend. - Eintrag Adressbuch 1906: Panthel, Wilh., Zur ewigen Lampe, Aureliusstr. 3
- Ein Zeitungsausschnitt mit den Partien ist im Protokollbuch eingeklebt, aber in unserer Kopie so geknickt, dass die Zugfolge nicht rekonstruiert werden kann.
- Ignacy Kopa, *9. Januar 1875 in Trzcielin, +20. April 1929 in Posen. Ingenieur. Kopa hielt sich für etwa zwei Jahre in Aachen auf, um die RWTH zu besuchen. Nach Angaben der polnischen Wikipedia-Seite war er auch Vorsitzender des hiesigen Hochschulschachvereins. Das von Prof. Eckert (siehe Fußnote ) beobachtete Revival des Vereins im Jahr 1904 ging also wohl auf Kopas Initiative zurück.
- Rudolf Schmachtenberg. Teilhaber der Firma Th. Schmachtenberg und Ed. Everling & Cie. (Tuch en gros).
- Moritz Wallach. Tuchfabrikant, Teilhaber der Firma Gebr. Wallach.
- Wahrscheinlich Sigmund Hahn, Direktor der Tuchfabrik Aachen, vorm. Süskind und Sternau, Aktien-Gesellschaft.
- Friedrich Krahe, Postsekretär.
- Dr. Eduard Salm. *24.6.1882 in Maastricht, +12.3.1944 in Auschwitz. Ingenieur. In jenen Jahren Assistent an der technischen Hochschule. Lebte in den 30er-Jahren in Hamburg, emigrierte in die Niederlande und nach Frankreich, wurde am 7.3.1944 ab Drancy nach Auschwitz deportiert.
- Dr. Julius Löwenstein, *11.07.1874 in Bochum, +?.3.1946 in Israel, Rechtsanwalt. Gründer des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten, Mitglied im Alpenverein, Sektion Aachen. Seit 1902 als Anwalt beim Land- und Amtsgericht Aachen zugelassen. Wird 1933 in „Schutzhaft“ genommen, weil er Nazigegner verteidigte, nachfolgend Berufsverbot. Bestreitet seinen Lebensunterhalt danach als Versicherungsmakler, emigriert Anfang 1939 nach Palästina.
- Im Protokoll der Versammlung steht nur, dass das Simultan im „Berichtsjahr“ stattgefunden habe. Die etwas irreführende Zusammenstellung in der vorliegenden Chronik hat Dr. Scherer dazu verführt, das Datum 18. Oktober für die Simultanveranstaltung anzunehmen.
- Wahrscheinlich Fritz Sieper, Kaufmann, Geschäftsführer der Firma Brause & Co, G.m.b.H.
- Hugo Lauterjung, Kaufmann.
- Franz Nütten, Rechtsanwalt, nach dem Krieg Justizrat.
- Wilhelm Jung. Tritt im Artikel „Der Aachener Schachverein 1912-1914“ als Problemkomponist in Erscheinung.
- Im Gegensatz zur Schachgesellschaft haben wir für die Existenz eines Schachvereins „Turm“ keine externen Belege gefunden. Es könnte sich um eine kurzlebige Abspaltung gehandelt haben. Aus den Protokollen des Aachener Schachvereins geht nämlich hervor, dass in den Jahren vor 1912 die „Spiellokalfrage“ wieder Mal Streitthema war. Anscheinend plädierten viele Mitglieder für einen Umzug zum Elisenbrunnen. Der Vorsitzende Bodo von Fischerz setzte sich aufgrund seiner „Erfahrungen mit dem Wirth“, vehement gegen einen Umzug ein und konnte sich auf der Generalversammlung am 24.11.1911 mit seiner Position durchsetzen. Anscheinend stimmte aber die schweigende Mehrheit der Mitglieder mit den Füßen ab, wanderte zum Elisenbrunnen ab und machte sich dort selbständig. Der Spielbetrieb im Aachener Schachverein kam völlig zum Erliegen. Mit seinem Rücktritt vom Vorsitz im Jahr 1912 machte Fischerz den Weg für eine Wiedervereinigung frei. Der wiedervereinigte Verein zog komplett in den Elisenbrunnen um. Fischerz behielt allerdings recht, und nach nicht einmal einem Jahr war der Verein schon wieder auf Wanderschaft. Der Verein ging aber wohl gestärkt aus dieser Krise hervor. Über die vielfältigen Aktivitäten des Vereins in den letzten beiden Jahren vor dem 1. Weltkrieg haben wir bereits im Artikel „Der Aachener Schachverein 1912-1914“ berichtet.
- Fritz Riese, Architekt.
- Friedrich-Wilhelm-Platz 3.
- Otto Brech. +1.11.1937 in Aachen. Architekt.
- Dr. Berthold Prechner, Zahnarzt.
- Siegmund Berg, *29.9.1878, +27.5.1938 jeweils in Aachen. Kaufmann. Jude, vermutlich als solcher 1933 aus dem Verein ausgeschlossen.
- Franz Bienen.
- Franz Becker.
- Ludwig van Spankeren. Bankbeamter.
- Franz Becker.
- Wahrscheinlich Carl Dreyfuß, Kaufmann.
- Adressbuch 1922: Elbern, Baptist, Bäckermstr., Alexanderstr. 68.
- Hoyer’s Union-Hotel, Bahnhofplatz 1.
- Abraham Holländer. *27.10.1860 in Eschweiler, +19.1.1927 in Aachen. Großvater von Anne Frank, langjähriger Förderer des Vereins.
- Fritz Vopel. Pädagoge. Später Schachverein Stolberg.
- Franz Schander, Industrievertreter.
- Name unleserlich. Dr. Scherer transkribiert „Wahs“, aber das sieht nicht richtig aus. Um den Leser zum Lachen zu bringen und um zu verdeutlichen, wie schwierig es sein kann, die alte Kurrent-Handschrift zu entzifffern: ich glaube, der Name ist „Becker“.
- Emil Rosewick. Lehrer.