SG Speyer-Schwegenheim – ASV 6:2

Nach dem Spiel am Vortag gegen Hockenheim stellte sich noch die Frage: "2:6 verloren und alle sind glücklich?". Aber gegen Gastgeber Speyer, Mitaufsteiger und Mitabstiegskandidat, hofften wir vielleicht auf den einen oder anderen (halben) Brettpunkt mehr, zumal der Gegner "nur" vier GM aufbieten konnte, und wir an Brett 8 sogar Elo-Vorteil gehabt hätten, wenn sie mit der gleichen Aufstellung wie am Vortag gegen Viernheim angetreten wären. Aber schon bei Ansicht der Mannschaftsaufstellung wurde klar, dass Speyer-Schwegenheim diese Punkte gegen den Liga-Außenseiter unbedingt haben wollte. Sie legten nämlich mit IM Oleg Boguslawski an Brett 7 noch einmal nach und waren damit auch nominell an allen Brettern favorisiert:

Brett 1: IM Dr. Christian Seel - GM Nijat Abasov

Brett 2: GM Antonios Pavlidis - IM Thomas Koch

Brett 3: GM Adam Horvath - IM Tom Piceu

Brett 4: FM Dr. Felix Klein - IM Miklos Nemeth

Brett 5: GM Dr. Lica Shytaj - IM Dr. Oscar Lemmers

Brett 6: FM Rudolf Meessen - IM Gabor Kovacs

Brett 7: IM Oleg Boguslawski - IM Norbert Coenen

Brett 8: FM Nikolaos Begnis - IM Tomislav Bodrozic

Leider verlief dieser Mannschaftskampf ziemlich glatt. Schon nach Ablauf der Eröffnung vermeldeten die Fans der Heimmannschaft auf dem Flur, welche Punkte man bereits einplanen könne: GM Abasov war wohl auf eine Lücke in Christians Eröffnungsrepertoire gestoßen und bekam starken Angriff. Auch Tom war mit Schwarz nicht befriedigend aus der Eröffnung gekommen, vor allem blieb sein Lf8 unentwickelt und demzufolge auch der Th8 außer Spiel. Vielleicht hatte es seinem Gegner geholfen, dass man sich aus der belgischen Liga schon kannte. Laut Geflüster der Kiebitze war auch Felix trotz der weißen Farben schon in Schwierigkeiten, weil der vorgerückte Bauern auf e6 eher schwach als stark eingeschätzt wurde.

Dummerweise traten alle diese Vorhersagen ein: Christian verteidigte sich zwar mit seiner bekannten Zähigkeit, aber auf Dauer war die Niederlage nicht mehr abzuwenden. Tom stellte beim Versuch, im 30.Zug endlich mal den Lf8 zu entwickeln, den Springer auf c6 ein und Felix geriet in schwere Zeitnot und konnte den gegnerischen Königsangriff nicht parieren. Zu allem Überfluß verfiel Rudolf auf eine kleine Kombination, bei der zuerst die Qualität geopfert und dann wieder zurückgewonnen werden sollte. Der erste Teil dieses Plans funktionierte, der zweite nicht. Hier mag auch Reisemüdigkeit eine Rolle gespielt haben. In fremden Betten schläft es sich halt nicht so gut, und die Speyerer Kirchturmglocke, die ungefähr so laut ist wie der Dom groß ist, verkündet für alle Einwohner der Stadt, die nicht über eine Digitaluhr verfügen, alle Viertelstunde auf akustischem Weg die aktuelle Uhrzeit.

Der Rest war dann nur noch Schadensbegrenzung. Immerhin schafften wir an den anderen Bretter noch vier Remisen. Am souveränsten kam Norbert an dieses Ziel, der nie Probleme hatte, zwischenzeitlich sogar nach Gewinnideen Ausschau hielt, aber einsehen musste, dass sein Doppelläuferendspiel nicht genug dafür hergab. Immerhin punktete er als erster ASV-er mit Schwarz. Thomas an Brett 2 stand mit Weiß in einem Nimzo-Inder immer gut, aber das Gleichgewicht schien nie ernstlich gestört. Nikos hatte in der Eröffnung nichts erreicht und mußte etwas Druck aushalten, konnte aber in ein Remisendspiel abwickeln. Am härtesten für den halben Punkt kämpfen mußte wieder Oscar. Er hielt ein Turmendspiel mit einem Minusbauern und blieb damit als einziger ASV-er an diesem Wochenende in beiden Partien ungeschlagen.

Wir wussten ja immer, dass die Saison lang und schwer werden würde, das Match gegen Speyer war dann aber trotzdem eine kleiner Dämpfer, der aufzeigt, dass Christians Saisonziel von 31,5-Brettpunkten ziemlich ambitioniert ist. Mit den beiden 2:6 Niederlagen haben wir insgesamt genau den Erwartungen des Elo-Orakels entsprochen und waren damit am Samstag zufrieden und am Sonntag nicht. Der nächste Kampf um jeden halben Punkt führt die Mannschaft in zwei Wochen nach Hamburg, wo es gegen den heimischen HSK und gegen Kiel geht.