ASV steigt in die Bundesliga auf!

Wir hatten es schon vor knapp vier Wochen in unserem Bericht vom Auswärtskampf in Oberursel angedeutet, haben uns aber wegen ein paar formaler Unwägbarkeiten mit einem klaren Meldung zurückgehalten. Aber mittlerweile steht fest, dass der ASV als Tabellenzweiter der 2.Bundesliga West in die 1. Bundesliga aufsteigen darf. Grund dafür ist, dass der Staffelsieger, DJK Aufwärts Aachen II, wegen des Rückzugs von DJK Aufwärts I kurz vor Beginn der letzten Saison eben nicht aufsteigen darf, sondern absteigen muß. Dies wurde eigentlich schon lange vermutet, aber bis zuletzt vom Deutschen Schachbund nicht deutlich kommuniziert, weswegen es gegen Ende der Saison zu einiger Unsicherheit bei uns und anderen Beteiligten kam. Mittlerweile hat aber der Schachbund in seinem Ergebnisdienst die Regelung vermeldet und wir haben eine Einladung zur Anmeldung in die Schachbundesliga schriftlich erhalten. Damit wird der ASV 43 Jahre nach dem Abstieg aus der damals noch viergleisigen Bundesliga wieder erstklassig spielen und sich (mindestens!) ein Jahr lang mit absoluten Weltklassemannschaften messen können.

Zur Erinnerung: am vorletzten Wochenende hätten wir die Sache auch sportlich erledigen können. Wir lagen nach dem hohen Sieg gegen Oberursel nur einen halben Brettpunkt hinter DJK Aufwärts II zurück und die DJK hatte ein schweres Auswärtsspiel beim ursprünglichen Elo-Favoriten der Liga, aber nun abstiegsgefährdeten, also hochmotivierten SV Remagen. Wir selbst hatten gleichzeitig ein Heimspiel gegen den Tabellendritten Schott Mainz, der aber schon drei Mannschaftspunkte hinter uns lag und uns nicht mehr einholen konnte. Das Problem war nur, dass am gleichen Tag der letzte Spieltag in der belgischen Liga stattfand und dort sah die Tabelle wie folgt aus:

Tabelle der belgischen Meisterschaft vor dem letzten Spieltag
Also sechs (!) Mannschaften an der Tabellenspitze nur durch zwei Punkte getrennt und es ging am letzten Spieltag um die Meisterschaft und die Qualifikation für den Europapokal. Aus unserem Kader spielen Martin und Rudolf für Rochade Eupen, Tom und Thibaut für KBSK Brügge und Oscar für KGSRL Gent. Eupen und Brügge spielten zu allem Überfluß auch noch gegeneinander. Also fehlten uns schon Mal fünf Mann, weil man ja nicht Spieler für so einen wichtigen Spieltag aus Belgien abziehen kann, wenn man gleichzeitig nicht mal weiß, wie bedeutend der eigene Kampf in der 2.Liga noch ist! Drei weitere Spieler sind uns im Laufe der Saison geographisch abhanden gekommen (nach Stuttgart, Kalifornien, irgendwo in Asien), und Norbert und Philipp werden noch im Abstiegskampf der zweiten Mannschaft gebraucht und sollten sich nach Möglichkeit nicht festspielen. Ein Spielerkader in der zweiten Liga besteht aber nur aus 16 Spielern plus eventuell zwei Jugendlichen, d.h. die Not war groß. Eine ähnliche Gemengelage verschärft durch einen Grippefall hatte schon dazu geführt, dass wir im Lokalduell gegen die DJK nur zu siebt angetreten waren und dort dann hoch (aber insgesamt auch schachlich verdient) mit 5,5:2,5 verloren hatten.

Glücklicherweise hat Gent dann wirklich alles getan, um die 2,5 Brettpunkte auf Fontaine noch aufzuholen, und so stark aufgestellt, dass Oscar mit seinen schlappen 2350 Elo nicht mehr zu deren ersten Acht gehörte und kurzfristig doch noch für Aachen antreten konnte. Trotzdem mußte, oder je nach Perspektive durfte, der 11-jährige Patrick sein Debut in der 2.Liga geben.

Und was für ein Debut das war! Hans-Hubert hat schon von dem Kampf berichtet, hier wollen wir mal einen ausführlichen Blick auf Patricks Partie werfen.

Also eine lange, harte Kampfpartie in der man beiden Seiten höchstens die Ungenauigkeiten vorhalten kann, die für eine Partie an einem hinteren Brett der zweiten Liga absolut normal sind. Lakonischer Kommentar von Thomas: "In dem Alter waren wir nicht so stark."

Gerade als über den Ergebnisticker das 4:4 aus Remagen vermeldet wurde und es in Aachen 4:3 für uns stand, hatte Klaus einen tragischen Blackout, und ließ in folgender Gewinnstellung die Bedenkzeit ablaufen, weil er dachte, wir würden die lange Fischer-Bedenkzeit spielen und es gebe nach dem 60.Zug noch eine zusätzliche Viertelstunde.

Bei normalem Spielverlauf wären wir Staffelsieger geworden und hätten den Aufstieg auch sportlich-tabellarisch erreicht. Da gilt jetzt das Motto "Schwamm drüber" und wir versprechen auch, diese Geschichte in Zukunft nicht mehr zu erwähnen.

Wenn man auf die gesamte Saison zurückblickt, waren vor allem die beiden gewonnen Kämpfe gegen Solingen (mit GM Jussupow und GM Nikolic!) und gegen das starke Team aus Remagen die Grundsteine für den so nicht antizipierten Erfolg. Außerdem hatte Dortmund entgegen einer liebgewonnenen Tradition nicht die allerstärkste Mannschaft gegen uns aufgefahren. Voriges Jahr hatten wir knapp mit 8:10 Punkten die Klasse gehalten, die zusätzlichen Punkte aus den genannten drei Kämpfen katapultierten uns dieses Jahr auf die Bilanz von 13:5 Punkten. Großartig war die mannschaftliche Geschlossenheit; alle Spieler punkteten im Rahmen ihrer DWZ-Erwartung oder besser. Besonders stark waren Thibaut (4 Punkte aus 5 Partien), Tom (4/5), Oscar (5,5/8) und Felix (6/9), die allesamt keine einzige Partie verloren. Für solche Zahlenspielereien besucht man übrigens am besten die Statistik-Seite des Godesberger SK.

Im Ausblick auf die kommende Saison können wir schon mal verraten, dass wir die Einladung in die Bundesliga annehmen werden. Die Mannschaft wird sich personell nur wenig verändern: es ist nicht geplant, mit einer Menge auswärtiger Großmeistern anzutreten, die wir sowieso nicht finanzieren könnten. Bei der Gelegenheit wollen wir auch mal darauf hinweisen, wie lange der Stamm dieser Mannschaft nun schon zusammenspielt: z.B. standen im Kader der Mannschaft, die in der Saison 2009/2010 in der 2.Bundesliga spielte: Thomas, Tom, Hans-Hubert, Norbert, Felix, Rudolf, Martin, Nikos, Klaus, Philipp und Sven. D.h. 10 Spieler aus unserem 16er-Kaders waren vor 10 Jahren schon mit dabei! Und unsere "Neuzugänge" Christian und Thibaut gehören nun auch schon sechs bzw. vier Jahre dazu.

Was nächste Saison besser werden muss: unsere Öffentlichkeitsabteilung. Am letzten Spieltag hat mal wieder niemand daran gedacht, ein paar Photos vom Kampf zu machen. Deswegen müssen wir den werten Leser noch mal mit dem Bild vertrösten, das die acht Recken zeigt, die den letztlich entscheidenden Kampf in Oberursel gewonnen hatten.

Strahlende Sieger in Oberursel: Tom Piceu, Thomas Koch, Thibaut Vandenbussche, Christian Seel, Oscar Lemmers, Felix Klein, Hans-Hubert Sonntag, Philipp Lamby

PS. Die Ergebnisse der Meisterschaft in Belgien kann man übrigens hier nachlesen. Fontaine hat sich die Butter jedenfalls nicht mehr vom Brot nehmen lassen.