Bericht von der 2.-4. Runde des Neujahrturniers

2. Runde

Die Partie der 2.Runde fand am 1.Brett statt, wo Titelverteidiger IM Christian Braun (DJK Aufwärts Aachen) als Anziehender gegen FM Frank Dischinger (ASV 1856) spielte. Frank zeigt sich glänzend aufgelegt, und übernahm nach der Eröffnung mit einem Qualitätsopfer die Initiative, da seine zentralisierten Figuren und sein Läuferpaar weite Teile des Brettes beherrschten. Christian verteidigte sich aber aufmerksam, und ein Gewinn für Schwarz war auch in der Analyse nicht nachzuweisen. Letztenendes verschätzte sich Frank, als er einen seinen Läufer abtauschte, um dafür mit dem Turm auf die zweite Reihe einzudringen. Dieses Manöver schlug aber nicht durch, sondern führte nur zu Vereinfachungen, wonach sich die Mehrqualität doch noch als entscheidender Faktor bemerkbar machte.
Den an Nummer zwei gesetzte Godesberger Pawel Grabowski erwischte es schlimmer. In einer einseitigen Partie wurde er von Christof Köllner (Bergneustadt/Derschlag) geradezu erdrückt. Kennzeichnend für die Endphase der Partie war ein Springer, der vom dominanten weißen Läufer zwischenzeitlich in die Strafbox (Feld a8) befördert wurde.
Ebenfalls ihre zweiten Punkt fuhren auch Peter-Rene Mandelbaum (Weisse Dame Hamburg), Jan Klatt (SG Güstrow/Teterow) sowie die vereinslosen Vasily Naidich (Riegelsberg) und der Martin Schopf (Trier). Im Verfolgerfeld blieben ansonsten die großen Überraschungen aus. Das Feld beginnt sich zu sortieren.

3.Runde

In der dritten Runde ging es drunter und drüber. Es war ein Spieltag der Überraschungen und der verpaßten Gelegenheiten. Christian Braun geriet gegen Jan Klatt in große Schwierigkeiten, als er es unterließ, die Türme abzutauschen und den Remishafen anzusteuern. In den folgenden verwirrenden Komplikationen, in denen vier Springer auf engstem Raum rumherumhüpften, verlor er die Kontrolle über die Stellung und mußte eine Qualität für einen Bauern geben. Im Endspiel konnte Jan den Gewinnplan, der auch nicht ganz einfach war, nicht finden und die Partie endete Remis. Peter-Rene Mandelbaum gewann eine sehr schöne Partie mit positionellem Figurenopfer gegen Christof Köllner und schaffte es damit, wie sich später herausstellte, als einziger Spieler, mit drei Siegen in das Turnier zu starten. Hier die Partie mit den Kommentaren des Siegers.
  Vasily Naidich hatte gegen Martin Schopf auch die Chance auf drei Punkte zu kommen. In der folgenden Stellung fand er in Zeitnot aber keinen Weg, seine Turm-Läufer-Batterie gewinnbringend auszunutzen.
  Im Verfolgerfeld gab es eine Reihe von unerwarteten Ergebnissen. Abdul Jazmati nützte ein Übersehen von Frank Dischinger, um dessen König auf eine lange Reise über die gesamte rechte Bretthälfte bis ins Matt zu schicken. Cedric Chassard gewann gegen Dr. Gernot Klein und auch der Berichterstatter, der in das Turnier eingestiegen war, um das Teilnehmerfeld geradezahlig zu machen, mußte einen halben Punkt abgegeben, und zwar gegen Laurin Perkampus (DJK Aufwärts Aachen).

4.Runde

In der vierten Runde rückte Christian Braun die Hackordnung an der Tabellenspitze wieder zurecht. Tabellenführer Rene-Peter Mandelbaum (Weisse Dame Hamburg) entschied sich als Schwarzer für das altwehrwürdige und hochtheoretische Scheveningen-System in der Sizilianischen Verteidigung. Grundsätzlich gelang ihm die Verteidigung gegen den weißen Königsangriff auch gut und er war dem Ausgleich schon nahe. Das Problem war, daß die schwarzen Felder in der Nähe seines Königs schwach waren, und er deswegen genaue Züge finden mußte, um das Gleichgewicht zu halten. Als ihm das im 24.Zug nicht gelang, war die Stellung mit einem Schlag verloren und Christian fuhr wenige Züge später den Sieg ein.
Christians 3.5 Punkte konnte im weiteren Verlauf des Spieltags nur noch ein weiterer Spieler erreichen, nämlich Ruben Gideon Köllner, der in der Partie am zweiten Brett gegen Wolfgang Scholzen einen Mehrbauern im Endspiel verwertete. Jan Klatt und Vasily Naiditch neutralisierten sich in einer hart unkämpften Turmendspiel gehen nun beide mit 3 Punkten in die Schlußrunde. Der vereinlose Trierer Martin Schopf, der an einem Schach-Comeback arbeitet und ebenfalls noch die Tabellenspitze hätte erklimmen können, wurde von Shridhar Rajashekarraju (ASV 1856) gestoppt, der sich offensichtlich von seiner Auftaktniederlage gut erholt hat, und nun mit seinem dritten Sieg im Verfolgerfeld angekommen ist. Insgesamt neun Spieler bringen es auf drei Punkte und hoffen in der Schlußrunde, die am Sonntag um 11.00 Uhr beginnt, auf ein Remis zwischen den Spitzenreitern. Wir schließen diesen Bericht vorläufig ab mit dem folgenden schönen Positionssieg, mit dem sich Anton Geerling in der Verfolgergruppe etablierte.