Jacob Wilhelm Springsfeld

Auf der Suche nach Berichten über Aachener Schachspieler im 19. Jahrhundert stießen wir auch noch auf den Namen Jacob Wilhelm Springsfeld.

1 Biographisches

Geboren in Aachen am 26.10.1789 als Sohn des Nadelfabikanten Gottlob Carl Springsfeld war Jacob Wilhelm Springsfeld zusammen mit seinem Bruder Friedrich Inhaber der Tuchfabrik Jacob Springsfeld, Pontdrisch 8. Er war Mitglied der Casinogesellschaft, des Provinziallandtages („als eifrig katholisch gesinnter Vertreter des rheinländischen Partikularismus“1), des Handelsgerichts und der Handelskammer, deren Präsident 1839-1841 er als Nachfolger David Hansemanns war. Er verzog 1841 nach Berlin, wo er 1862 starb.

Wir gehen natürlich davon aus, dass Springsfeld schon in Aachen mit dem Schachspielen angefangen hat, aber Nachricht über seine Schachbegeisterung erreichen uns erst aus seiner Berliner Zeit, wo er 1850 als Mitglied in die Schachgesellschaft aufgenommen wurde.2 Die folgende Anektote erzählt J. Dufresne in einem Artikel „Das Schachspiel und seine Verehrer“. 3 Aufgrund des dort erwähnten politischen Ereignisses muss sie sich im Jahre 1844 zugetragen haben.

Schachspieler haben häufig mehr Theilnahme für irgend eine Neuerung in dem edlen Spiel als für die Vorfälle ihrer nächsten Umgebung oder die Ereignisse der politischen Welt. Selten hat jedoch wohl Jemand ein politisches Ereigniss mehr vom Gesichtspunkt des Schachspiels aus betrachtet, als der verstorbene Rentner Jacob Springsfeld, ehemaliger Präsident der Aachener Handelskammer. Dieser Herr hatte sich um eine Variante des Kieseritzki-Gambit verdient gemacht und war hierauf stolzer als auf manche Leistung seines kaufmännischen Scharfblicks. Als Napoleon III. Nizza annectirt hatte, nahm Springsfeld einen Schachfreund nachdenklich bei Seite und sagte ihm mit der ernsthaftesten Miene von der Welt: „Ich glaube in dieser Annexion einen Fortschritt für das Schachspiel begrüssen zu dürfen. Man wird nunmehr in Nizza statt der mangelhaften italienischen Rochade die französische einführen!“

2 Die Springsfeld-Variante

Von welcher Variante Im Kieseritzky-Gambit Dufresne hier spricht ist uns auch bekannt, denn Max Lange diskutierte den Vorschlag Springsfelds in einem Artikel in der Deutschen Schachzeitung. 4 Leider müssen wir konstatieren, dass Springsfelds Beitrag moderner Kritik nicht standhält.

3 Schlussbemerkung

Desweiteren finden sich in der Schachzeitung noch zwei Leserbriefe von Springsfeld betreffend eine kleine Diskussion zwischen ihm und von der Lasa über die Variante 1.e4 e5 2.f4 exf4 3.Sf3 g5 4.Lc4 g4 5.O-O d5 6.exd5 gxf3 7.Dxf3 im Muzio-Gambit.5 Die Variante ist für die moderne Theorie aber ähnlich irrelevant wie die obige und wir müssen sie daher hier nicht auch noch sezieren. Immerhin bestätigt die Geschichte von Jakob Springsfeld die Aussage der alten Chroniken, die uns mitteilen, dass das Schachspiel in Aachen schon vor der Gründung des Schachvereins bei den „höheren Ständen“ populär gewesen war. Vom Zeitverlauf muss Springsfeld übrigens in Berlin auch mit von Hanneken zusammengetroffen sein. Vielleicht konnte letzterer trotz seiner kurzen Verweilzeit in Aachen den Anstoss zur Vereinsgründung also auch deshalb geben, weil er über die Aachener Schachszene schon vorab informiert war und entsprechend schnell Kontakte knüpfen konnte.

Anmerkungen

  1. A. Bergengrün: David Hansemann, Berlin 1901.
  2. Schachzeitung 6.Jg.(1851), S.1.
  3. Deutsche Schachzeitung 33.Jg. (1878), S.140
  4. Schachzeitung, 8.Jg. (1853), S.113-118
  5. Schachzeitung, 7.Jg. (1852) S.104-106, und 228-229.